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"Angst führt viele Menschen dazu, falsche Entscheidungen zu treffen"

Von Marina Mayrböck, 29. Juni 2019, 07:04 Uhr
"Angst führt viele Menschen dazu, falsche Entscheidungen zu treffen"
Tamina-Florentine Zuch reist auf den Dächern der Güterzüge von New York bis nach San Francisco. Bild: Zuch

BURGHAUSEN. Junge Abenteurerin reiste quer durch Amerika – auf den Dächern von Güterzügen.

Im Fernsehen würde jetzt in Klammer "Bitte nicht nachmachen" eingeblendet werden, denn was jetzt kommt, ist gefährlich. Tamina-Florentine Zuch hat es trotzdem oder gerade deswegen gemacht: Sechstausend Meilen in sechs Wochen, von Amerikas Ost- zur Westküste – und das nicht in, sondern auf Güterzügen – illegal, als blinder Passagier. Sie hat sich auf die Spuren der Hobos begeben, nordamerikanische Wanderarbeiter, die vor allem in den 1920er-Jahren Güterzüge nutzten, um durchs Land zu reisen und sich mit Jobs etwas zu verdienen. Die 28-jährige Hamburgerin mit Linzer Wurzeln hat es ihnen gleichgetan. Über ihren Solotrip voller Abenteuer und auf der Suche nach Freiheit hat die Fotografin ein Buch geschrieben. Daraus liest sie am Freitag, 28. Juni, 18.30 Uhr, im JUZ Burghausen.

 

Verrückt war mein erster Gedanke, als ich gelesen habe, was Sie gemacht haben. Sind Sie das?

Tamina-Florentine Zuch: In meinen Augen gewiss nicht. Ich werde wahrscheinlich von einigen für verrückt gehalten, für andere hat das gar nichts Verrücktes, sondern es entspricht ihrer eigenen Realität, andere wiederum sind von dieser Reise gelangweilt.

Beschreiben Sie das Gefühl da oben auf den Zügen. Wir werden das ja alle nie erfahren, denn es ist – nicht ganz überraschend – gefährlich und verboten.

Es ist ein wahnsinniges Gefühl, das sich schwer beschreiben lässt. Vielleicht am ehesten von einem Fallschirmspringer oder Bergsteiger nachzuvollziehen. Oder ein kleines Kind, das etwas macht, von dem es weiß, dass es verboten ist, aber einfach nicht widerstehen kann. Da kommen eine Menge Gefühle auf einmal zusammen. Angst, Freude, Erleichterung, Freiheit. Es ist laut, der Wind bläst einem um Körper und Kopf, man versucht mit aller Kraft das Gleichgewicht zu halten und sich nicht abschütteln zu lassen. Der Zug fährt gnadenlos weiter. Ihm ist es egal, ob man da oben steht oder fällt, ob ein Tunnel kommt. Man hat ein großes Verantwortungsgefühl sich selbst gegenüber und gleichzeitig fühlt man sich so unbedeutend. Ein herrliches Gefühl!

Wie oft haben Sie Strafe bezahlt?

Bei dieser Reise wurde ich nur einmal erwischt und ich hatte Glück: In Kalifornien sind die Polizisten sehr nett und nachsichtig mit Vagabunden. In Florida bin ich der Polizei nur knapp entkommen. Das hätte mich mein Visum und einige Tage im Gefängnis gekostet.

Auf den Spuren der Hobos: Womit haben Sie sich Geld verdient?

Ich war 2015 zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten und habe mich damals zusammen mit einem Fotografenkollegen auf die Suche der Hobos gemacht. Ich bin Fotografin, so verdiene ich mein Geld! Während der Reise habe ich 24 Stunden mit den Leuten verbracht, die ich auf der Straße kennenlernte. Ich habe mich ihrem Lebensstil angepasst und wie sie Geld und Essen erbettelt. Das Essen haben wir geteilt, das Geld habe ich ihnen gegeben. Insgesamt ist es ja doch eher eine sehr günstige Art des Reisens.

Alleine unterwegs, nachts in Parks oder auf Parkplätzen geschlafen. Sie scheinen recht furchtlos zu sein?

Ich möchte mich von mir selbst nicht einschränken lassen. Und Angst scheint da der größte Feind. Früher hatte ich vor allem Angst: Dunkelheit, fremde Menschen, dem Alleinsein, dass irgendwo jemand lauert, der mir Böses will, Höhe. Mit der Höhe habe ich immer noch zu kämpfen. Aber diese Angst ist meistens unbegründet und wenn man sich mit ihr auseinandersetzt, verschwindet sie schnell. Was nicht bedeuten soll, dass ich fahrlässig handle. Ich bin gerne am Leben und wenn ich eine Angst überwinde, fühle ich mich umso lebendiger.

Sie beschreiben diese Reise als eigene Rebellion – wogegen genau? Starren Arbeitsalltag, Kinderkriegen und Autowaschen?

Eher gegen meine eigene Bequemlichkeit. Aber auch gegen die Erwartungen der Gesellschaft und Menschen in meinem Umfeld. Ich wäre sicherlich auch eine gute Verkäuferin, aber das wäre kein Leben, das mich glücklich machen würde. Natürlich ist sie anstrengend, diese Lebensweise. Ich bin selbstständige Fotografin, ich bin viel unterwegs, habe kein regelmäßiges Einkommen, keinen Arbeitsalltag. Das ist für die meisten unvorstellbar. Es ist auch eine Rebellion gegen unser heutiges Weltbild. Die Menschen leben in so großer Angst, permanent – Angst wovor? Journalisten haben einen großen Teil dazu beigetragen und diesem Weltbild möchte ich entgegenwirken. Zeigen, dass man der Fremde nicht mit Angst, sondern mit offener Neugierde begegnen kann. Angst führt so viele Menschen dazu, falsche Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die gefährlich werden können.

 

Tamina-Florentine Zuchs Mutter ist gebürtige Linzerin, ihre Familie wohnt in Oberösterreich. Im Juli fliegt Zuch in die Mongolei, um dort mit Nomaden zu leben und einen Kurzfilm zu drehen.

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Autorin
Marina Mayrböck
Redaktion Innviertel
Marina Mayrböck

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19  Kommentare
19  Kommentare
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barzahler (7.595 Kommentare)
am 29.06.2019 19:37

Und wenn es gehirnlose Nachahmer zerfetzt, bekommt so eine(r) in den OÖN eine gratis - Todesanzeige mit ganzseitigem Nachruf? Nicht alles, was man als mutig verklickert, ist sinnhaft, so manches einfach grenzlos dumm.

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Betroffener127 (3.704 Kommentare)
am 29.06.2019 16:16

Die meisten Menschen hierzulande leben ein spießiges Leben und gehen scheintot durchs Leben.
Nicht nach links und nicht nach rechts schauen, nur den Chef zufriedenstellen, zu Hause seiner Familie gerecht werden und womöglich noch die Nachbarn beeindrucken.

Da bleibt dann kein Platz mehr für Träume oder Freiräume ausserhalb der von Lemmingen aufgestellten Normen.

Und da wird eben jeder, der sich nicht daran halten will, kritisch beäugt und verurteilt. Dies geschieht im Unterbewusstsein auch oft aus Neid, weil man sich nicht aus der Umklammerung des öden Lebens lösen kann.

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reibungslos (14.517 Kommentare)
am 29.06.2019 16:28

Allerdings lebt sie davon, die Lemminge zu unterhalten. Eher eine moderne Form des Hofnarren.

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Gugelbua (31.975 Kommentare)
am 29.06.2019 11:01

schön wenn sie ihr Leben auslebt, mal ein Buch darüber schreibt : - )
besser als Arbeiten : - )

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reibungslos (14.517 Kommentare)
am 29.06.2019 16:05

Nur nicht! Dann machen das nämlich hunderte nach, die noch leichtsinniger sind. Das gibt dann Tote.

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jamei (25.507 Kommentare)
am 29.06.2019 10:57

Aus dem Artikel:

"Auf den Spuren der Hobos: Womit haben Sie sich Geld verdient?

Während der Reise habe ich 24 Stunden mit den Leuten verbracht, die ich auf der Straße kennenlernte. Ich habe mich ihrem Lebensstil angepasst und wie sie Geld und Essen erbettelt. "

Also Betteln, auf das sollte sie nicht auch noch "STOLZ" sein!

Verdient hat sie also NIX nur Schmarotz bzw. gebettelt......

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sumpfdotterblume (3.159 Kommentare)
am 29.06.2019 11:04

Wo steht, dass sie stolz aufs Betteln war?! Sie hat sich lediglich der Lebensweise der Hobos angepasst, um das Lebensgefühl jener Menschen zu spüren, die sie fotografiert.

Man kann (aus allerlei Gründen) Dinge tun, ohne zwangsläufig darauf stolz sein zu müssen.

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reibungslos (14.517 Kommentare)
am 29.06.2019 16:15

Und warum muss man diese bedauernswerten Menschen fotografieren? Damit wird das Elend nur romantisiert. Und die gute Frau verdient mit dem Voyeurismus auch noch Geld. Ziemlich dekadentes Verhalten.

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georgdererste (129 Kommentare)
am 29.06.2019 19:15

Was für eine eingeschränkte Sichtweise du hast. Wer sagt dir das die Hobos bedauernswerte Menschen sind. Nur weil es für dich keine Lebensweise ist ?

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Ginko (529 Kommentare)
am 29.06.2019 10:08

Gratuliere OÖN zu so viel Dummheit diesen Artikel zu veröffentlichen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Junge das jetzt auch probieren wollen.

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wolkfra (68 Kommentare)
am 29.06.2019 11:00

Typische Spießer. Ich finde diese Frau einfach cool. Die Zeitungen sind täglich voll von Berichten über wirklich hirnloser Aktionen von jungen Mensche die mit dem Auto, Motorrad usw. sich und andere gefährden. Die junge Frau gefährtet maximal sich selbst.

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Ginko (529 Kommentare)
am 29.06.2019 13:11

Und was ist mit den Leuten die diese Verrückte vom Gleis oder wo auch immer runterkratzen können?

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reibungslos (14.517 Kommentare)
am 29.06.2019 16:20

Sie hat sicher eine gute Versicherung. Wenn ihr etwas zustößt, wird sie von der Flugambulanz nach hause geflogen. Die von ihr verehrten Hobos haben es nicht so schön.

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sumpfdotterblume (3.159 Kommentare)
am 29.06.2019 11:01

Das ist das Problem: Wir leben in einer Vollkaskowelt. Selbstverantwortung? Fehlanzeige. Und darum fordern Leute wie du Schilder „Ja nicht nachmachen!“. Kurzum: Exakt dieser Weg führt in die totale Verdummung ohne Eigenverantwortung. Schuld ist immer jemand anderer. Leute, schaltet euer Hirn ein!

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Coolrunnings (2.029 Kommentare)
am 29.06.2019 16:15

Korrekt...und das Schlimme dabei ist, dass ein Großteil der Vollkasko-Mitbürger nicht mal mehr merkt, wie fremdgesteuert und entmündigt sie schon sind.

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alpe (3.482 Kommentare)
am 29.06.2019 16:17

Ich h find diejenigen immer besonders „intelligent“ die sich über veröffentlichte Artikel aufregen, die sie ja gar nicht lesen müssten....
Voll daneben, irgendwie....

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 29.06.2019 08:49

Die soll nur froh sein, dass sie nicht von Polizeirambos erwischt wurde.
Und angeben mit solchem Leichtsinn ist auch mehr als grenzwertig. Mit 28 sollte man mehr Hirn haben.

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sumpfdotterblume (3.159 Kommentare)
am 29.06.2019 11:05

Sie ist nicht schwarz, das mindert das Risiko doch erheblich. 😬

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 29.06.2019 15:26

Die hat wohl zu viel Drogen intus. Illegale.

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