Wie Dinghofer und Dametz zu ihren Straßen kamen
Linzer Bürgermeister: Die Ära des einen endet 1918, die des anderen wird 1919 beginnen. Heute erinnern unter anderem zwei viel befahrene Straßen an sie.
Dinghofer und Dametz: Autofahrer in Linz kennen ihre Namen gut. Die Dinghoferstraße ist von Süden kommend eine der meistbefahrenen Straßen Richtung Innenstadt. Auf der Dametzstraße (die ab dem Hessenpark Humboldtstraße heißt) wiederum rollt der Verkehr auswärts.
Benannt sind die Straßen nach prägenden Linzer Politikern vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Franz Dinghofer war als Bürgermeister von 1907 bis 1918 federführend in der Stadtpolitik. Das Zensuswahlrecht (wer mehr Steuern zahlte, dessen Stimme zählte mehr) hatte ihm und seiner Deutschen Volkspartei in der Monarchie komfortable Mehrheiten im Linzer Gemeinderat gesichert.
Franz Dinghofer, Bürgermeister von 1907 bis 1918
In den Novembertagen 1918 zieht er sich aus der Stadtpolitik zurück. Zum einen, um sich auf seine bundespolitischen Aufgaben zu konzentrieren (Dinghofer war einer der Präsidenten der Nationalversammlung). Zum anderen, weil seine Chancen, bei einer zu erwartenden Neuwahl in der Stadt (mit einem allgemeinen und gleichen Wahlrecht) wiedergewählt zu werden, ohnehin verschwindend gering sind.
Insgesamt haben seit der letzten Wahl 34 Gemeinderatsmitglieder in Linz ihr Mandat zurückgelegt. Das Gremium ist nicht mehr beschlussfähig. Daher tritt am 16. November ein neuer, provisorischer Gemeinderat zusammen, der bis zu einer Neuwahl im Amt bleiben soll.
Nach welcher Systematik die Neuaufteilung der Mandate vollzogen wird, lässt sich nicht genau erkennen. Die Deutsche Volkspartei behält aber (vorerst) ihre Mehrheit, neuer Bürgermeister wird Karl Sadleder. Etwas aufgewertet werden die Sozialdemokraten. Erstmals dürfen sie einen Vizebürgermeister stellen – es ist der gelernte Schriftsetzer Josef Dametz. Er wird die Linzer Stadtpolitik in den folgenden Jahren prägen.
Bei der ersten Gemeinderatswahl nach allgemeinem und gleichem Wahlrecht am 18. Mai 1919 erreichen seine Sozialdemokraten in Linz 55 Prozent, die Christlichsoziale Partei kommt auf 28 Prozent und die einstmalige Bürgermeister-Fraktion der Deutschnationalen nur noch auf 17 Prozent. Dametz wird neuer Bürgermeister.
Der Beschluss, nach dem früheren Bürgermeister Franz Dinghofer noch zu dessen Lebzeiten (er war 1918 45 Jahre alt) eine Straße zu benennen, ist da schon gefallen. Ab Jahresbeginn 1919 trägt die frühere "Gemeindestraße" den Namen "Dinghoferstraße".
Josef Dametz, der 1927 im Amt stirbt, bekommt "seine" Straße erst 1945. Da wird die ursprüngliche Marktstraße (ab 1934 Dollfußstraße, ab 1938 Freiheitsstraße) in Dametzstraße umbenannt.
herzlichen dank für die Geschichts-Auffrischung.
Dinghofer, Dametzstr: In Linz zwei wichtige Personen, zwei wichtige Straßen, und dazwischen ein „Umsturz“.
Herrn Staudinger ist für die kompakte Darstellung zu danken.