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Warum sich der Islam mit dem Buchdruck schwertat

21. August 2010, 00:04 Uhr
AlltagsDinge
Roman Sandgruber ist o. Univ.-Prof. für Wirtschafts- und Sozialgeschichte und Vorstand des Instituts für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Johannes Kepler Universität Linz. Bild: JKU

Eines der wichtigsten Exponate der derzeitigen oberösterreichischen Landesausstellung in Schloss Parz ist eine Druckerpresse. Der Buchdruck ist sicher die wichtigste Erfindung der Renaissance, wenn nicht des ganzen 2. Jahrtausends.

Eines der wichtigsten Exponate der derzeitigen oberösterreichischen Landesausstellung in Schloss Parz ist eine Druckerpresse. Der Buchdruck ist sicher die wichtigste Erfindung der Renaissance, wenn nicht des ganzen 2. Jahrtausends.

Mit einem Mal war die massenweise und kostengünstige Verbreitung von Wissen möglich geworden. Nur damit war die Wiederbelebung der klassischen Antike und die rasche Verbreitung der Reformation und schließlich auch der Aufschwung der modernen Wissenschaften möglich.

Der Buchdruck wurde zweimal erfunden, einmal in China und Ostasien vor mehr als 1000 Jahren, das andere Mal in Europa durch Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, um das Jahr 1450 in Mainz. Dazwischen liegt der islamische Bereich, der, was den Buchdruck betrifft, beträchtlich nachhinkte und bis heute, was die Buchproduktion und den Buchkonsum pro Kopf der Bevölkerung betrifft, weltweit am untersten Ende liegt. Dass der Buchdruck in der islamischen Welt im Wesentlichen erst im 19. Jahrhundert aufgenommen wurde, gilt als der entscheidende Faktor für den Verlust der kulturellen Führung, die die islamische Welt bis ins späte Mittelalter noch eingenommen hatte.

Religiöse Bedenken

Aber warum war der Islam so gegen den Buchdruck? In China wurde der Blockdruck erfunden. Der Druck mit beweglichen Lettern hingegen hatte angesichts der vielen tausenden Schriftzeichen der chinesischen Schrift wenig Sinn. Im Konfuzianismus, Schintoismus und Buddhismus wurde der Buchdruck auch ganz anders eingesetzt: zur millionenfachen Vervielfältigung von Gebetsformeln, die in Schreinen hinterlegt oder auf Bäumen aufgehängt wurden.

Der europäische Buchdruck hingegen diente von Anfang an der Informationsvermittlung: natürlich zur Vervielfältigung der biblischen Geschichte, aber auch für Flugblätter und für wissenschaftliche und literarische Texte.

Der Koran hingegen durfte explizit nur in arabischer Sprache und Schrift wiedergegeben und nur mit einem aus einem speziellen Schilf geschnitzten Schreibrohr vervielfältigt werden, welches als Mittel der göttlichen Offenbarung verstanden wurde.

Die Kalligrafie stellte für den Islam die heiligste Kunst dar. Sultan Bajasid II. untersagte daher 1483 die Errichtung von Druckereien unter Todesstrafe. Ausnahmen gab es nur für jüdische und später auch christliche Minderheiten, solange sie nicht in arabischer Sprache und Schrift druckten. Erst 1727 wurde auch den islamischen Untertanen der Buchdruck erlaubt. Aber die Buchproduktion blieb weiterhin äußerst spärlich. Viele Entwicklungsunterschiede, die bis in die Gegenwart nachwirken, können auf diesem Hintergrund besser verstanden werden.

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