Sechs Jahre Haft für Tiroler wegen Suchtgifthandels
INNSBRUCK. Wegen Suchtgifthandels und eines Vergehens nach dem Waffengesetz ist am Samstag kurz nach Mitternacht ein 43-jähriger Tiroler zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.
Richter Georg Höfle hielt das ursprüngliche, danach jedoch vom Angeklagten widerrufene Geständnis des ehemaligen "Hells Angels"-Mitglieds für "der Wahrheit entsprechend". Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig. Die Verteidigung legte Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung ein.
"Eine Reihe an Details, die für die Wahrhaftigkeit des Geständnisses sprechen, stechen ins Auge", begründete der Richter das Urteil. Der Staatsanwalt hatte zuvor in seinem Schlussplädoyer betont, dass der Angeklagte von seinem ursprünglich richtigen Weg, nämlich einem Geständnis, abgewichen sei und dadurch seine Chance auf ein mildes Urteil vertan habe.
Der Beschuldigte bekannte sich zu Prozessbeginn, trotz des bei seiner ersten Einvernahme abgelegten Geständnisses, nicht schuldig. "Ich bekenne mich schuldig, Drogenkonsument zu sein. Ich bin aber kein Dealer", erklärte der 43-jährige Tiroler aus dem Bezirk Innsbruck-Land am ersten Verhandlungstag. Er habe das Geständnis lediglich abgelegt, weil die Polizei ihm gedroht habe, seine Frau, die ebenfalls festgenommen worden war, in U-Haft zu lassen und seine Kinder der Jugendwohlfahrt zu übergeben, fügte er hinzu.
Zwei als Zeugen geladene Polizisten, die am Tag der Verhaftung die Einvernahme durchgeführt hatten, wiesen diese Vorwürfe jedoch zurück. "Wir haben dem Angeklagten in keiner Weise gedroht", kommentierte einer der beiden. Der Beschuldigte habe von sich aus gestanden, jeden dritten Monat Kokain erhalten zu haben, fügte der Zeuge hinzu.
Außerdem soll der Beschuldigte bei seiner ersten Vernehmung angegeben haben, die Suchtmittel von Kontakten, die er über die "Hells Angels" hergestellt hatte, bezogen zu haben. Diese Aussage zog der Tiroler vor Gericht ebenfalls zurück. "Er wollte nicht mehr sagen, weil er um die Sicherheit seiner Familie besorgt war", sagte einer der als Zeugen geladenen Polizisten. Das Angebot eines Zeugenschutzprogramms seitens der Polizei wollte der Angeklagte jedoch nicht wahrnehmen.
Dem ehemaligen "Hells Angels"-Mitglied wurde vonseiten der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, zwischen März 2010 und Juli 2012 mindestens zwei Kilogramm Kokain verkauft oder verschenkt zu haben.