Drogenkonsument regiert Geburtsstadt von Papst Johannes Paul II.
WADOWICE. Ausgerechnet im Geburtsort von Papst Johannes Paul II. ist ein bekennender Drogenkonsument zum Bürgermeister gewählt worden. Mateusz Klinowski zog mit 57 Prozent der Stimmen in das Rathaus der Gemeinde ein und machte am Mittwoch keinen Hehl aus seiner Vorliebe für Rauschmittel.
"Ich habe gesagt, dass ich Drogen nehme, und ich stehe dazu", sagte der 36-jährige Juraprofessor der Nachrichtenagentur AFP. Welche Drogen er nimmt, ließ er offen. "Genug mit der weitverbreiteten Doppelmoral", forderte Klinowski. "Irgendwann muss man auch einmal zugegeben, dass angesehene Leute manchmal Drogenkonsumenten sind." Das gelte auch in Wadowice, wo ansonsten "die Zeit stehen geblieben ist".
Klinowski war am Wochenende über eine Stichwahl ins Rathaus der nahe Krakau gelegenen polnischen Gemeinde im Süden Polens eingezogen. Er wirbt seit Jahren für die Legalisierung von Drogen in dem überwiegend katholischen Land und setzt sich auch gegen Korruption ein. Die unterlegene Bürgermeisterin von Wadowice, Ewa Filipiak, musste ihr Amt nach 20 Jahren abgeben.
Papst Johannes Paul II. wurde im Jahr 1920 unter seinem bürgerlichen Namen Karol Wojtyla in Wadowice geboren. Sein Haus ist heute die größte Touristenattraktion der Gemeinde.
Neben dem Wahlsieg eines liberal gesinnten Drogenkonsumenten hatte es bei den Kommunalwahlen in Polen am Wochenende eine weitere viel beachtete Überraschung gegeben: In der Ostseestadt Stolp (Slupsk) wurde mit dem 38-jährigen Robert Biedron erstmals ein schwuler Politiker zum Bürgermeister einer polnischen Stadt gewählt, der öffentlich zu seiner Homosexualität steht.