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Gut, besser, Messer

Von Philipp Braun, 02. Dezember 2017, 00:04 Uhr
Bild 1 von 10
Bildergalerie In 48 Stunden zum fertigen Messer
Bild: (Volker Weihbold)

Für die einen ist es eines der ältesten Werkzeuge, für die anderen ein notwendiges Küchenutensil. Für Philipp Braun ein scharfes Schmuckstück, welches noch dazu selbst gefertigt wurde.

Beziehungen gehen zu Bruch. Die Verbindung zu einem perfekten Messer hält ein Leben lang. "Kein Koch reist ohne seine eigenen Messer, sie sind ein Stück Identität – ich geh ja auch nicht ohne Jacke aus dem Haus. Mein Messer ist ein Stück meines Lebens", beschreibt der deutsche Zwei-Sterne-Koch Jan-Philipp Berner im "Beef-Magazin" seinen Zugang zum Messer.

Dilettanten sehen in Messern einen Gebrauchsgegenstand. Hauptsache günstig, weil schneiden kann man mit jedem Messer, und so säbeln sie Karotten, Gurken und Zeller in derben, unförmigen Scheiben runter. Simon Grill verdreht die Augen, wenn über industriell produzierte Messer gesprochen wird. "Die Messer kosten ab zehn Euro, sind billigst gefertigt, ein langweiliger Griff wird aufgenietet, die Arbeitszeit bewegt sich im Minutenbereich. Mit Messer im traditionellen Sinn hat das nichts zu tun. Das ist ein Wegwerfprodukt", sagt Simon – einer der wenigen und letzten Messermacher aus Österreich.

Simon Grill hat die Fähigkeiten seiner Kursteilnehmer im Blick und passt den Kurs an das jeweilige Geschick an.  Bild: (Volker Weihbold)

Simon Grill ist seit seiner Kindheit vom Stahl fasziniert. Mit sechs Jahren hat er den ersten Nagel breit geklopft und selbst geschliffen. Danach wurde die im Kopf vorgezimmerte Idee in die Realität umgesetzt und die Messermacherei bis zur Perfektion getrieben. Seit drei Jahren bietet der Messermacher aus St. Marien Kurse an. Vom Schleifservice und Lederscheidenseminar bis hin zu Messermacherkursen. Auch fertige Messer kann man erwerben. Alles 100 Prozent Handarbeit, die Stähle kommen aus Europa, die Griffmaterialien sind außergewöhnlich.

Simon ist ein Koloss von einem Mann. Dichter, dunkler Vollbart, der Händedruck ist der eines Schmieds. Aber er bewegt sich keinesfalls schwerfällig, sondern geschmeidig wie eine Katze. Seine grünblauen Augen strahlen Wärme und Güte aus. Nur bei Messern von der Stange kennt er kein Pardon. "Das ist Müll", sagt der Messermacher. Er hält die Berufsehre hoch: Seine Messer sind um ein Vielfaches schärfer, härter, halten ein Leben lang und müssen nicht nach dem ersten Schleifen entsorgt werden. Außerdem sind sie an den Kunden angepasst und Einzelstücke.

Feinkörnig und rostfrei

"Ich verwende nur Premium-Materialien und führe alle Verarbeitungsschritte selbst durch", sagt Simon, der Frischlingen und handwerklich Unbegabten genauso hilft wie vermeintlichen Profis, die nur noch den nötigen Feinschliff benötigen.

Messer sind für Grill mehr als Werkzeug und Alltagsgegenstand.   Bild: (Volker Weihbold)

Luxuriöse Einzelstücke werden gefertigt, hergestellt aus den besten Materialien. "Pulvermetallurgischer Stahl" merke ich mir. Wie ein Mantra wiederholt Messermacher Simon den Werkstoff. "Leistungsfähige Klinge, Reinheit, Feinkörnigkeit. Und rostfrei. Ein altertümlich geschmiedeter Damast kann da nicht mithalten", sagt Simon, der auch andere Stähle verwendet, aber immer nur Topqualität. "Dort, wo herkömmlicher Industriestahl aufhört, fangen meine Messer erst an. Ich verwende nur Hochleistungsstähle."

Zwei Tage lang unterstützt Simon die Amateure. Schablonen zeichnen, Konturen ausschneiden und fein schleifen, das meistert selbst ein Tollpatsch ohne Verletzungsfolgen. Bei präziseren Arbeiten wird auf die Erfahrung von Simon vertraut. Fein polieren und Löcher bohren geht wiederum relativ leicht. Nach mehreren Stunden Schleifen, Härten, Polieren und Schärfen ist das Messer fertig. Ein Küchenmesser mit einem edlen, braunen Griff aus Mooreiche und einer chirurgisch scharfen Klinge. Perfekt zum Schneiden von Fisch, Fleisch und Gemüse.

Das Luxuspendant zum Schweizermesser hält ein Leben lang. Vorausgesetzt, man pflegt und hütet es wie seinen Augapfel. Und steckt es in keinen Geschirrspüler – den Feind des Messers. Durch Spülungen wird die Klinge stumpf geätzt und der Griff leidet darunter. Es reicht, wenn das Messer abgewaschen und getrocknet wird. Nach einer Zeit schleift man es einfach nach. Wie das geht? Messermacher Simon bietet dazu Kurse an. Echt scharf. 

Simon Grill Bild: (Volker Weihbold)

Simon Grill

Der Messermacher aus St. Marien ist seit seiner Kindheit vom Stahl begeistert. Messer sind für ihn mehr als Werkzeug und Alltagsgegenstand. "Abenteuer, Schmuck, Handwerkskunst, Luxusobjekt, Verantwortung und Ehre" werden genannt. Der gewerbliche Schlossermeister lässt seine Leidenschaft fürs Messer weiterleben und bietet Messermacherkurse (ab 450 Euro inkl. Material) an. >>> www.messermacher-simon.at

 

48 Stunden bis zum eigenen Messer: Zwei linke Hände sind kein Hindernis, um ein Messer herzustellen. Es reichen Neugierde und Leidenschaft. Simon Grill passt den Kurs ans jeweilige Geschick an. In unserer Foto-Galerie sehen Sie die einzelnen Schritte: 

 

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7  Kommentare
7  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Schuno (6.605 Kommentare)
am 02.12.2017 15:33

Wieder stark im Kommen

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wilhelmtell (1.098 Kommentare)
am 02.12.2017 15:12

Also ich habe zwei Messer beim Simon gemacht. Abgesehen davon, dass er ein Supernetter Kerl ist, gibt es glaube ich nichts Besseres wenn man ein schönes und perfektes Schneidwerkzeug haben möchte. An meinen Messern werden noch die Urenkerl Freude haben hoffe ich.

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herst (12.758 Kommentare)
am 02.12.2017 14:43

Gut, besser, Messer

Ohne Messer gäbs keine Messerstecher...

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( Kommentare)
am 02.12.2017 14:42

Pepone,
ich sage immer: "Eine Frau und ein Messer borgt man nicht her."
Beim Messer ist man sich ganz sicher. zwinkern

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am 02.12.2017 14:12

Aus meiner Studienzeit in der Schweiz, habe ich mir mein dort gekauftes Messer mitgenommen. Das wissen alle in der Familie, dass dieses Messer nur mein Messer ist. Dieses wird vom mir gehegt, gepflegt und auch nur von mir verwendet. Ich weiß, was ich damit auf welcher Unterlage schneiden darf. Nachgeschärft nur auf Belgischer Brocken und wieder schön verpackt aufbewahrt.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 02.12.2017 14:38

Fortunatus

nimmst es a mit zum schlafen ? zwinkern

ich weiß aber wie Köche auf ihre Messer aufpassen und es NICHT anderen ausleihen !

die Dritten die es anderwärtig verwenden gibt es auch ..LEIDER !

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( Kommentare)
am 02.12.2017 14:44

Sorry, ich habe wieder nicht die "Antwort schreiben" Taste gedrück, daher steht die Antwort oben.

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