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Stadtschreiber überlegt, ob es Welserinnen und Welser überhaupt geben kann

Von Stefan Kutzenberger, 03. Jänner 2019, 00:04 Uhr

Es fällt mir auf, dass ich in letzter Zeit die einfachsten Fragen nicht beantworten kann. "Wie sind denn die Welser so?", werde ich außerhalb der Stadt immer wieder gefragt, und "Was hältst du von den Welsern?" in Wels selbst.

Ich winde mich dann und schaffe es nicht, eine gültige Antwort formulieren. Was ja auch logisch ist. Es gibt über 61.000 Welserinnen und Welser, von denen ich in den letzten Wochen vielleicht 100 getroffen habe (auch wenn ich das Gefühl habe, auf der Straße schon ständig bekannte Gesichter zu treffen). Diese "meine" Welser sind so unterschiedlich, dass es mir beim besten Willen nicht gelingt, eine allgemein gültige Meinung zu "den Welsern" zu formulieren.

Ein paar davon kamen in dieser Kolumne bereits vor: der 88-jährige Sportsmann, der als Jugendlicher von Wien ins Nachkriegswels gefahren ist, um hier bei einem Leichtathletik-Wettbewerb mitzumachen und ein Mädchen kennenzulernen, mit dem er in der Zwischenzeit seit fast sieben Jahrzehnten verheiratet ist, die charmanten Damen und Herren, die mich zu einer Lesung nach Thalheim einluden und sich seither liebevoll um mich kümmern, genauso wie die höchst engagierten Leute um den Schl8hof, die mich immer wieder auf großartige Veranstaltungen mitnehmen. Im Café Strassmaier treffe ich bereits mehr Bekannte, als ich das in Wien jemals tat, und in der Gortana-Passage sogar den Bürgermeister.

Diese Leute sind so unterschiedlich, dass ich noch eine Zeit brauchen werde, um den gemeinsamen Nenner zu finden, der sie zu "Welserinnen" oder "Welsern" macht.

Es gibt eine Erzählung des großen argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges, in welcher dieser von einem jungen Mann namens Ireneo Funes berichtet, der nach einem Reitunfall plötzlich das Talent – oder den Fluch – entdeckt, nichts mehr vergessen zu können. Mit der Zeit erkennt seine Umwelt, dass dies mit sich führt, dass Funes nicht mehr in der Lage ist zu abstrahieren. Er weiß nicht mehr, was ein Hund ist, sondern kennt nur mehr alle Hunde, die er jemals gesehen hat, als Einzel-Lebewesen. Bis zu seinem frühen Tod bleibt es ihm verwehrt, jemals wieder in allgemeinen Kategorien denken zu können.

Für Robert Musil ist dies ein Zeichen von Dummheit, denn nur Idioten gelingt es nicht, den Begriff "Eltern" zu bilden, während ihnen die Vorstellung von "Vater und Mutter" noch ganz geläufig ist.

Eine Stadt voller Individuen zu sehen, ist also keine Lösung. So lange aber, bis es mir gelingt, den abstrakten Begriff "die Welser" zu bilden, habe ich beschlossen, von nun an die Welserinnen und Welser, die ich treffen und kennenlernen darf, hier jeweils kurz zu porträtieren. Vielleicht ergibt sich daraus ja ein vielteiliges Puzzle, auf dem im Lauf der Zeit ein Bild zu erkennen sein wird.

 

Stefan Kutzenbergers Erfolgsroman "Friedinger" liegt in den Buchhandlungen der Stadt auf. Mehr vom Stadtschreiber lesen Sie auf der Homepage: wels.home.blog

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1  Kommentar
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mitreden (28.669 Kommentare)
am 04.01.2019 09:06

In Thalheim gibts keine Welser. zwinkern
Und Urwelser gehen in der Menge der Zugereisten schon fast unter.

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