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Small in Japan

Von Martina Mara, 13. Dezember 2016, 15:04 Uhr

Konichiwa, liebe Leserinnen und Leser! Diese Woche schreibe ich aus Japan, wo ich bereits den einen oder anderen Dezember verbracht habe.

Eine angenehme Jahreszeit: Die Instagram-Hochsaison der Herbstbuntblätter ist vorüber, die Touristenzahlen sind überschaubar, der Himmel über Tokio ist trotzdem meist blau.

In dieser für ortsübliche Verhältnisse ruhigen Jahresausklangsphase werden die Gegensätze, die dieses Land prägen, besonders augenscheinlich. Der Inselstaat ist ja als Epizentrum der Hochtechnologie bekannt. Wer Roboter denkt, muss auch Japan denken. Vereinzelt sitzen hier wirklich bereits Roboter an Hotelrezeptionen oder geleiten Kunden durch den Baumarkt. An den Eingängen jahrtausendalter Tempelanlagen hängen Drohnen-Verbotsschilder und die Bedienfelder der Toilettensitze lassen so manches Flugzeug-Cockpit alt aussehen.

Ebenso groß sind in Japan allerdings Tradition und Etikette. Dazu zählen respektvolle Gesten wie die Teezeremonie und das beidhändige – von Herzen kommende – Überreichen von Visitenkarten. Und, dass Frauen in der japanischen Business-Welt immer noch völlig unterrepräsentiert sind. Erst kürzlich trudelte wieder ein Abschieds-E-Mail einer Kooperationspartnerin aus Tokio bei mir ein: Akademikerin, Job im mittleren Management, aussichtsreiche Zukunft in der Tech-Branche. Sie würde das Unternehmen nun verlassen, weil ihre Hochzeit bevorstünde. Es war nicht die erste E-Mail dieser Art. In dem Land, das für viele als Synonym für Modernität gilt, ist es vielerorts immer noch üblich, dass Mitarbeiterinnen, sobald sie erst einmal Ehefrauen geworden sind, aus dem Berufsleben ausscheiden. Wenn sich Nachwuchs ankündigt, gilt das natürlich erst recht. Das Konzept der berufstätigen Mutter ist in Japan noch unpopulärer als jenes der verdienenden Gattin.

Dass dieser konventionelle Wegfall weiblicher Workpower die japanische Ökonomie auf Dauer in den Ruin treiben könnte, hat Premier Shinzo Abe bereits erkannt. Mit seiner "Womenomics"-Initiative versucht er seit einiger Zeit, mehr Frauen im Arbeitsleben zu halten. Eine Plakatkampagne mit "Supermännern", die im Haushalt mithelfen ist ein Teil davon, genauso wie ein neues Angebot für junge Frauen, Familien mit arbeitenden Müttern zu besuchen, um zu erleben, dass es auch so funktionieren kann. Allein: An Role Models mangelt es bis dato noch.

Im Jahr 2020 werden die Olympischen Sommerspiele in Tokio ausgetragen. An allen Ecken und Enden arbeitet das Land derzeit daran, sich zu diesem Anlass als High-Tech-Führer zu präsentieren. Sich daneben auch als Spitzenreiter der "Womenomics" vorzustellen, das geht sich bis dahin wohl leider nicht mehr aus.

 

Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung

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2  Kommentare
2  Kommentare
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( Kommentare)
am 16.12.2016 22:51

Hunderttausende Japaner verlassen Wohnungen nicht mehr, Hikikomori...
Ein gutes Land um die Mensch Maschine Beziehung zu erforschen, ein Land in dem virtuelles Leben eine vermutlich noch größere Rolle spielt als bei uns.

Renina, keine Sorge, die Radioaktivität verteilt sich mehr oder weniger gut weltweit, wie alles andere auch...

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Renina (486 Kommentare)
am 16.12.2016 21:59

Und die Folgen von Fukushima sind unserer ach so Intellektuellen keine Silbe wert?
Kurz nach den Supergaus fegten massivste Taifune über die ganze Region, welche alles über Hunderte von Kilometern durcheinanderwirbelten - bis in die Bucht von Tokyo. Aber das sieht und riecht man nicht, und in einem Megakomplex mit beinahe 40 Millionen Menschen fallen Zigtausende Krebskranke pro Jahr kaum auf. Nur einige fremdländische Journalisten maßen im Sand von Kinderspielplätzen der Hauptstadt verheerend hohe Strahlungswerte...

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