Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Wir kämpfen um jeden Besucher"

Von Nora Bruckmüller, 16. Februar 2019, 00:05 Uhr
Statt am 1. Juli dürfen sich die Kinosäle offiziell ab 29. Mai füllen.
Bild: Schwarzl

1,6 Mio. Kinogeher weniger 2018: Oberösterreichs Betreiber ringen um die Zukunft.

Die Kinobesuche in Österreich sind 2018 dramatisch zurückgegangen. 2017 zählte man noch 15,3 Millionen, im Vorjahr nur mehr 13,7 Millionen. Das ergibt ein sattes Minus von 10,2 Prozent. Zudem lagen die Zahlen seit 2006 noch nie unter 15 Millionen.

Ein Einschnitt, der auch die Kinobetreiber in Oberösterreich trifft. "Wenn ich ehrlich rechne und Besucher wegzähle, die uns unsere Neueröffnung in Tulln gebracht hat, haben wir ein Minus von 6,5 Prozent", sagt Hans-Peter Obermayr, Chef der Star-Movie-Gruppe mit fünf OÖ Kinos (Ried-Tumeltsham, Peuerbach, Wels, Regau und Steyr-Dietach). "Wir kämpfen um jeden Besucher. Da tut ein Minus umso mehr weh." Auch Mario Hueber, Leiter des Hollywood Megaplex Pasching, spürt den Rückgang: "Nicht so stark wie im Gesamtmarkt, aber bei einem Minus von mehr als zehn Prozent ist es fast unmöglich, als einzelner Standort im Plus zu bleiben."

Wie aber kommt es zu diesen Einschnitten?

Streamen und Zeitbudget: Weltweit steht so viel Bewegtbild zur Auswahl wie nie zuvor – Netflix oder Amazon Prime liefern es direkt. "Wobei für mich ‚Netflix‘ hier in der Breite betrachtet weniger als Synonym für Inhalte steht, sondern für einen technisch vereinfachten Zugang", sagt Wolfgang Steininger, Chef der Kinos Freistadt wie Moviemento und City Linz. Obermayr: "Wenn heute jemand sein Heimkino verlässt, will er keine Kompromisse eingehen".

Qual der Wahl: Demgegenüber steht ein überbordendes Angebot: Im Schnitt starten in Österreich 400 Filme pro Jahr. Dabei nehmen sich Studio und Verleihe mit geballten Parallelstarts von bis zu zwölf Filmen gegenseitig die Besucher weg. Hueber: "Es kann und will dann keiner in drei Wochen schnell vier Mal ins Kino."

Je heißer, umso weniger gehen ins Kino. Steininger spürte 2017 wegen vier sehr heißer Monate Einschnitte in Linz (minus 15.000 Besucher). 2018 rissen ihn ein starker November und Dezember heraus, landesweit tat der Jahrhundert-Sommer aber sein Übriges.

Abhängigkeit: Zudem offenbarte 2018 die große Abhängigkeit von US-Filmen und deutschen Hits wie "Fack Ju Göthe" (2016): Es wurden schlicht keine geliefert. Obermayr: "Für Hollywood war früher der deutschsprachige einer der wichtigsten Kinomärkte. Heute sind wir irgendwo unter den Top Ten. Jetzt zählt Asien." Dort ist es finanziell weit fruchtbarer für Action und Komik aufgrund von Kung-Fu- und Manga-Tradition.

Österreichischer Film: "Wenn man es brutal sagen will", erklärt Hueber, "ist der österreichische Film als kommerzieller Faktor kaum existent." Heimische Blockbuster wie "Indien" (1993) oder "Hinterholz 8" (1998) gab es lange nicht mehr. Der Oscar-Erfolg von Michael Haneke ("Liebe") befeuerte zudem das ewige Gefallen heimischer Filmschaffender und Förderer an der Tragik. Sie ist aber mehr Festival- als Kassenerfolg. Die Kinobetreiber registrieren zudem eine Sehnsucht nach Komödien mit heimischen Stars, aber Tiefe – darin ist Josef Hader unerreicht. Auch "Leichtes" wie "Love Machine" funktioniere. Von beidem brauche es mehr.

Kulturpolitik: "Zu audiovisuellen Medien hatte die Kulturpolitik noch nie eine Idee, sie könnte ja ein Budgetposten sein", sagt Steiniger über das fehlende Bekenntnis zum Kino, das nun doppelt schmerzt. Doch gerade kleinere Kinos vermitteln die Medienkompetenz, die in der Schule kaum vorgesehen ist. 8000 Schüler kamen 2018 in Hanna Meyers Programmkino, das vom Besucherrückgang betroffen ist. "Wir müssen zusehends eine Bildungsfunktion erfüllen. Aber ehrlich: Dafür bin ich nicht aufgestellt."

mehr aus Kultur

Zahlreiche Absagen für den Festakt zum 50er des Brucknerhauses

Brucknerhaus-Affäre und die politische Verantwortung

Nach der Renovierung: So schön wird die Lehar-Villa

Ein Fest für das Saxofon beim Jazzfestival Steyr

Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

8  Kommentare
8  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
eulenspiegel (723 Kommentare)
am 16.02.2019 18:23

Kommt davon wenn die Preise schneller steigen als der Lohn.

lädt ...
melden
antworten
misterx (1.663 Kommentare)
am 16.02.2019 14:10

Ein wichtiger Faktor wird gar nicht erwähnt. Ein guter Fernseher ist mittlerweile dem Kino weit überlegen - speziell im Kontrastumfang.

lädt ...
melden
antworten
lesemaus (1.697 Kommentare)
am 16.02.2019 10:20

Netflix,Amazon Prime schaut ganze Familie.Angebote wo man Filme teil weise um 1 Euro ausleihen kann.Zuerst wurden alle Videotheken ausgelöscht.Jetzt gehts den großen Kinos an den Kragen.In Wels wurde groß artig ausgebaut,jetzt fehlt die Kundschaft.Wer geht im Sommer wenn es am Abend noch 25 Grad hat ins Kino.Da bleiben die Leute im Freien.

lädt ...
melden
antworten
christiantf (453 Kommentare)
am 16.02.2019 10:07

Der „Raubkopierer“-Mythos ist nach Jahren nun wohl endgültig begraben.
Die Filmbranche selbst macht das Kino kaputt - BluRay gibt’s nach kürzester Zeit zu kaufen, und wer einen neuen Kino-Film „nicht mitkriegt“, hat in bald im Stream und im Free-TV.
Dazu kommen komische, undurchsichtige Ticket-Preismodelle (Überlänge+Dolby+3D+Furzkissen-Aufschlag=17 Euro), was mich nach jedem Kinobesuch - sei das Erlebnis nun gut oder schlecht - einfach im Magen liegen bleibt.
Und frische Popcorn gibt’s daheim um 50 Cent, statt zähe um 9,90.

lädt ...
melden
antworten
Inmediasres (802 Kommentare)
am 16.02.2019 09:29

Zu Hause ist es viel bequemer! Die moderne Technik ermöglicht tollen Kinogenuss in den eigenen 4 Wänden. Kein Auto, kein teures Getränk.

lädt ...
melden
antworten
muggenhumer (41 Kommentare)
am 16.02.2019 09:18

Kein Wunder,
wenn man nach der Vorstellung nicht mehr mit Nachtzug z.B. in‘s Innviertel fahren kann!!!
ÖBB bitte Aufwachen!!!

lädt ...
melden
antworten
jago (57.723 Kommentare)
am 16.02.2019 00:47

Alles, nicht nur das Kulturgeschäft, haben die BWL'er zutode "optimiert" und ausgereizt traurig

Überall quietscht es und kreischt es und dann kommen noch die Juristen daher mit ihren sachfremden Sicherheitsvorschriften.

lädt ...
melden
antworten
tarantino7 (1.119 Kommentare)
am 16.02.2019 01:25

Treffender hätte man es nicht formulieren können ..

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen