„Winnetou würde sich totschwitzen“
Als „Chef-Indianer“ der Länder jenseits des Eisernen Vorhangs war der „Winnetou des Ostens“, Gojko Mitic, ein Star. Seine erste Hauptrolle spielte er 1966, es folgten zahlreiche weitere. Zur „Red Western“-Show des Crossing Europe Filmfestivals reiste der 70-Jährige nach Linz.
OÖN: In welchen Ländern erkennt man Sie auf der Straße?
Mitic: Jenseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs – dort von der Sowjetunion bis Kamtschatka.
OÖN: Sie haben in zahlreichen Indianer-Filmen die Hauptrolle gespielt, sind jedoch als gebürtiger Serbe immer synchronisiert worden, weil man befürchtete, dass Ihr Akzent als diskriminierend empfunden würde.
Mitic: Damals war mein Deutsch nicht so gut wie heute. Der Produzent war der Meinung: „Unsere Indianer sprechen einwandfreies Deutsch.“ Bei mir war in den Filmen wichtiger, dass die Körpersprache überzeugt. Ich habe mich nie doubeln lassen. Wahrscheinlich kam es mir entgegen, dass ich Sport studiert habe. Ich hatte so schöne Sachen zu tun wie von einem Pferd zum anderen zu springen. Heute würde dir das kein Produzent mehr erlauben.
OÖN: Sie sind als Winnetou des Ostens bekannt...
Mitic: ...im Osten hat man mich eigentlich Chef-Indianer der DEFA (das Filmstudio der DDR, Anm.) genannt. Ich habe immer verschiedene Rollen gespielt, nicht immer die gleiche, so wie Winnetou in den Karl-May-Filmen. Erst bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg habe ich 1992 das erste Mal Winnetou gespielt – dann 1024 Vorstellungen lang. Da hat man mir dann zusätzlich den Namen „Winnetou des Ostens“ verpasst.
OÖN: Wie ist Ihr Verhältnis zum West-Winnetou Pierre Brice?
Mitic: Ich habe mit ihm in meinen Anfängen drei Karl-May-Filme gedreht. Da war Pierre schon ein Star, und ich wollte als Student ein bisschen Taschengeld verdienen. Wir treffen uns immer wieder, man freut sich, wenn man sich sieht. Als ich meine erste Hauptrolle bei der DEFA angeboten bekommen habe, war ich eigentlich schon für meinen nächsten Karl-May-Film verpflichtet. Im Westen hätte ich zwar mehr Geld verdient, aber im Osten habe ich die Hauptrolle gespielt und habe etwas bekommen, das man mit Geld nicht bezahlen kann – die Zuneigung dieser Menschen, die mich so unheimlich gut aufgenommen haben.
OÖN: Ihre Filme waren besser recherchiert als die Winnetou-Filme?
Mitic: Ja, das stimmt. Karl May war bekanntermaßen nie in den USA. Wir hatten Vorlagen von einer Völkerkundlerin. Winnetou war ein Prärie-Indianer. Gerade wo es heiß ist, würde er sich totschwitzen in seiner Lederkluft, der braucht Luft.
OÖN: Wie reagieren amerikanische Ureinwohner auf die Filme?
Mitic: Ich war zweimal bei Indianern und habe mit ihnen Filme angesehen. Das war eine sehr schöne Erfahrung. Ich war ihr Held, der Indianer war endlich der Sieger.
schaut der kommunistische Winnetou nicht "so schwul" aus wie der imperialistische