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Triumphaler Erfolg für "Die Frau ohne Schatten"

Von Michael Wruss, 02. Oktober 2017, 00:04 Uhr
Triumphaler Erfolg für "Die Frau ohne Schatten"
Miina-Liisa Värelä lieferte als Färberin eine großartige musikalische Leistung in einem beeindruckend düsteren Bühnenbild ab. Bild: Reinhard Winkler

Damit hat sich der neue Opern- und Orchesterchef Markus Poschner an seiner Wirkungsstätte eingeführt.

Großer Jubel nach einer höchst beeindruckenden Premiere, die am Samstag einem der Hauptwerke Richard Strauss’ und Hugo von Hofmannsthals galt. Für Komponist und Librettist war "Die Frau ohne Schatten" nicht nur ihr bis dahin angestrebtes Opus magnum, sondern auch der Abschluss einer Operntradition, die ihren Ausgangspunkt bei Mozarts Zauberflöte hat und als romantisch das ganze 19. Jahrhundert beherrschte.

Aufgestaute Entmenschlichung

Also die letzte romantische Oper. Und gleichzeitig ist dieses während des Ersten Weltkrieg entstandene Werk eine Apotheose über eine zum Scheitern verurteilte Zeit, über eine sich aufgestaute Entmenschlichung, die in ihrem radikalsten Wahn nur zur blutigen Auseinandersetzung, zur Vernichtung ganzer Völker führen konnte.

Das greift auch Regisseur und Hausherr Hermann Schneider auf, der seine märchenhafte Traumwelt in einem devastierten Ringstraßenpalais ablaufen lässt, einer Architektur, die dem Untergang, der dann tatsächlich am Ende des 2. Aktes erfolgt, geweiht war. Auf den kahlen, bröckelnden Wänden flimmern dann auch Bilder von Schützenpanzern, die die anfängliche Waldidylle brutal überrollen und Sinnbild für den Wahnsinn von Generationen ist. Und dennoch ist dieser Wahnsinn aktueller den je, denn viele in unserer Gesellschaft sind ebensolche Kaiserinnen, Frauen und Männer ohne Schatten, ohne Seele und ohne Skrupel den anderen gegenüber.

Glück auf dem Leid anderer

Gerade dieses Erkennen von Skrupel, dieser Zweifel, ob es erlaubt ist, das eigene Glück auf dem Leid der anderen zu begründen, ist Kernthema der Oper. Es entstehen Parallelwelten, nicht nur die der realen und der fiktiven Welt der Geister und Nichtmenschen, sondern auch soziale Parallelwelten, die unser menschliches Miteinander weltweit bedrohen, und auch in dieser Oper als Spiegel ihrer Zeit den Untergang der Menschheit prophezeien.

Falko Herold hat dafür ein beeindruckend düsteres Bühnenbild geschaffen, das in seiner Morbidität des Verwahrlosten dennoch einstige Macht und Stärke ausdrückt und umso mehr betroffen macht, wenn im dritten Akt nur mehr über die Trümmer des einstigen Prunks gestolpert wird. Passend auch die Kostüme und die geschickt eingesetzten Videoinstallationen. Aber nicht nur das Regiekonzept ist beachtlich geglückt, was bei dieser Oper keinesfalls selbstverständlich ist, sondern auch die musikalische Komponente, die für jedes Opernhaus eine enorme Herausforderung bedeutet. Vor allem für das Orchester, das sich an diesem Abend in absoluter Bestform gezeigt hatte und Richard Strauss in einer für viele Mitglieder neuen Qualität musizieren durfte. Markus Poschner ist Klangästhet und versteht die kunstvolle Orchestradition Richard Strauss’ mehr als nur überzeugend in analytisch durchsichtige und doch immens schwelgerisch emotionale Klangbilder zu verwandeln. Einerseits aus dem genauen Studium der Partitur heraus, andererseits sicherlich auch aus einer gelebten und musikalisch sozialisierten Tradition heraus verstanden.

Fein auch die Plastizität im Umgang mit dynamischen Werten und im gekonnten Abmischen der Farben, die unter der sich romantisch gebärdenden Oberfläche den rauen Kern einer ebenfalls versunkenen Tradition der Harmonie brodeln lassen. Ein großes Unterfangen, das aber voll und ganz aufgegangen ist und zu Recht mit großem Jubel bedacht wurde.

 

Großartige Leistungen der Sängerinnen

 

Bei der Besetzung von „Die Frau ohne Schatten“ hat man vor allem auf Gäste zurückgegriffen, was den Vorteil gegenüber einem fixen Ensemble hat, dass man tatsächlich optimale Sänger engagieren kann, was man auch getan hat.

Brigitte Geller überzeugte nicht nur in ihrer stimmlichen Opulenz, sondern auch in der Gestaltung der Rolle restlos als Kaiserin und zeichnete den Wechsel von der kristallkalten Frau zu einem mitfühlenden Wesen sehr glaubhaft.

Nicht minder beeindruckend Miina-Liisa Värelä in der zweiten großen Sopranpartie der Färberin, die sie mit unglaublicher Intensität musizierte und den Moment, wo sie schwankt und die Liebe erkennt, grandios gestaltete.

Heiko Börner überzeugte in den kraftraubenden Passagen des Kaisers, blieb aber vielleicht in der großen Szene am Beginn des zweiten Aktes ein wenig zu sehr auf der sicheren Seite. Dennoch eine beeindruckende Leistung, die auch Adam Kim als stimmgewaltiger und schauspielerisch höchst präsenter Barak bot.

Neuzugang im festen Ensemble ist die Mezzosopranistin Katharine Lerner, die als Amme mit einer gesteigerten und sehr vielschichtig gestalteten Ausdruckskraft begeisterte und stimmlich viel zu bieten hatte. Michael Wagner war ein eindrücklicher Bote, Matthäus Schmidlechner, Martin Achrainer und Dominik Nekel waren eine Idealbesetzung für die drei Färberbrüder, Mathias Frey war ein attraktiver Jüngling und Svenja Isabella Kallweit ein präsenter Falke.

Triumphaler Erfolg für "Die Frau ohne Schatten"
Katherine Lerner (links) ist neu im Ensemble, Brigitte Geller glänzte als Kaiserin. Bild: Norbert Artner

Katherine Lerner (links) ist neu im Ensemble, Brigitte Geller glänzte als Kaiserin.

 

Herausragend auch die Stimmen des von Ursula Wincor studierten Kinderchores, der die heiklen und hohen Passagen mühelos meisterte. Gekonnt auch der von Martin Zeller studierte Chor.

 

 

Musiktheater: Premiere von Richard Strauss’ Oper "Die Frau ohne Schatten", 30. 9.

OÖN Bewertung:

 

Inhalt

Nur selten ist die „Die Frau ohne Schatten“ auf den Spielplänen der Opernhäuser zu finden. In Linz wurde das Werk zuletzt in der Saison 1970/1971 aufgeführt. Inhaltlich entspinnt sich die Märchenoper um die Tochter des Geisterkönigs, die in einem Zwischenzustand schwebt, seitdem der Menschenkaiser sie erobert hat. Sie ist eine Frau ohne Schatten – unfruchtbar.
Wird sie nicht vollkommen Mensch, droht dem Kaiser die Versteinerung. Die Kaiserin beschließt, bei den Menschen einen Schatten zu erwerben, und will der Färberin ihren Schatten abkaufen.

 

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1  Kommentar
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Freischuetz (3.154 Kommentare)
am 02.10.2017 11:59

Gratulation dem Bruckner Orchester, den Sänger_innen, dem Dirigenten und dem Regie Team für diese tolle Kritik. Sogar der ORF berichtete gestern davon.

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