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Marie Colbin: Sieben Stunden Sinnlichkeit

Von Von Peter Grubmüller, 29. Juli 2009, 00:04 Uhr
Marie Colbin: Sieben Stunden Sinnlichkeit
Marie Colbin Bild: peter grubmüller

Sie sitzt edel da, als wären seit ihren großen Filmerfolgen („Karambolage“, „Sei zärtlich, Pinguin“, „Der Fall Bachmeier“...) nie und nimmer 25 Jahre vergangen.

Sie sitzt edel da, als wären seit ihren großen Filmerfolgen („Karambolage“, „Sei zärtlich, Pinguin“, „Der Fall Bachmeier“...) nie und nimmer 25 Jahre vergangen. Inzwischen hat sie sich auf der Couch in der Villa Toscana in Gmunden hingelegt und es sich zum Interview gemütlich gemacht. Da liegt sie und lacht das Elend aus der Welt. Das muss in einer Stadt nicht viel bedeuten, in der im touristischen Sommer schlechte Laune als Merkwürdigkeit gilt.

Obendrein kam Marie Colbin 1957 hier zur Welt. Nicht in der Villa Toscana, aber in Gmunden – „ich war ein verwöhntes Mädchen aus reichem Hause“, sagt sie. Fortmarschieren musste sie trotzdem, weil es im Salzkammergut keine Kunstakademie gab, sondern in Wien – und keine Schauspielschule, die stand in Salzburg.

Knapp 30 Jahre war sie nicht mehr in Gmunden gewesen. Bis 2008, als sie es auf „Heimatspur mit Texten und Liedern“ wagte, ihrer Vergangenheit zu begegnen. Auf die Anfrage, für die „Festwochen Gmuden“ etwas beizutragen, „wusste ich gleich, dass ich Siddhartha machen wollte, von Hermann Hesse, nicht bloß eine Lesung, sondern das ganze Buch, jedes Wort, ich habe es erstmals mit 18 gelesen, danach immer wieder, das Buch war wie ein guter Freund für mich, es ist meine Bibel, trotz meiner römisch-katholischen Erziehung bin ich seit Jahren Buddhistin – und es musste im Toscana-Park stattfinden, weil ich dort als kleines Mädchen nicht hineindurfte, der Park war in Privatbesitz.“

Aufstehen und gehen

Sieben Stunden lang wandelte nun am Sonntag die ehemalige Lebensgefährtin von Peter Handke in ihrem Himmelsgarten von einst. Etliche Stationen hatte sie sich ausgedacht, die das Leben des jungen Brahmanen Siddhartha und dessen Freund Govinda bestmöglich kolorieren sollten. Weit nach 22 Uhr kauerte sie unter einem riesigen Baum, ließ das letzte Blatt Papier zu Boden gleiten, stand auf und ging davon. Wie eine Göttin, die nicht für die Sinnlichkeit bedankt werden wollte, die sie über die Zuhörer gebracht hatte.

Aus dem Filmgeschäft hatte sie sich genauso verabschiedet. Colbin: „Ich war so jung, als ich mit dem Drehen angefangen habe, aber diese Fremdbestimmte war irgendwann nicht mehr lebenswert.“ Mit Erfolg war sie nicht zu bestechen, Ende 20 durchlebte sie ihre Sucherinnenzeit, sie wollte das alte Leben abstreifen, Außenprojektionen ihres Wesens vermeiden, nicht mehr in der Zeitung stehen.

Colbin studierte Astrologie und Psychologie, lebte unter anderem in Indien, vertiefte ihr Talent zum Fotografieren, und immer öfter schrieb sie Texte. Heute lebt sie in Salzburg.

„So wurde ich meine eigene Herrin, obwohl mir das Drehen auch manchmal fehlt, und seltsamerweise melden sich Filmemacher jetzt wieder. Es klopft gerade ein großer Film an, aber darüber darf ich noch nicht sprechen.“ Ihre Texte landeten oft als Leserbriefe in Redaktionen. Auf diese Weise habe sie ein Schwimmbad gerettet, das abgerissen werden sollte. „Gearbeitet hab’ ich ja immer, man hat es nur nicht gesehen, weil ich das Publikum nicht gesucht hab’.“ Es wäre ein Glücksfall, sollte das Publikum Marie Colbin aufs Neue entdecken.

Info: www.festwochen-gmunden.at
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