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Den Stahlstadtkindern auf der Spur

Von Von Julia Evers, 20. April 2010, 00:04 Uhr
Den Stahlstadtkindern auf der Spur
Christian Tod und Oliver Stangl tauchten in die Subkultur ab. Bild: Weihbold

„Es muss was geben“: Christian Tods und Oliver Stangls Dokumentarfilm über die Linzer Musikszene der späten 70er bis in die frühen 90er Jahre eröffnet heute als einer von vier Filmen das „Crossing Europe“-Festival. Die OÖN sprachen mit den beiden über Stahlstadtkinder und Linzer Legenden.

OÖN: „Es muss was geben“ – warum muss es diesen Dokumentarfilm über die legendäre Linzer Musikszene geben?

Oliver Stangl: Um all dieses Archivmaterial zugänglich zu machen, das in Archiven und auf Dachböden lagert. Teilweise wussten die Menschen selbst nicht mehr, dass sie da auf irgendwelchen Bändern aufgenommen wurden. Es war uns aber wichtig, nicht nur einen Musikfilm zu drehen, sondern ein Porträt – von einer gewissen Zeit, gewissen Menschen und einem gewissen Ort.

OÖN: Der Film besteht auch aus zahlreichen Interviews mit damaligen Szenegrößen von „Willi Warma“-Bassist Peter Donke bis hin zum Performancekünstler Didi Bruckmayr. Waren alle Interview-Partner von Anfang an begeistert dabei oder haben sich manche geziert, über Peinlichkeiten von damals zu sprechen?

Christian Tod: Am Anfang waren einige schon distanziert. Zum Beispiel wollten einige über die Drogen, die damals eine Rolle spielten, nicht reden – wobei das im Nachhinein auch verklärt und schlimmer dargestellt wird, als es war. Genauso wie die Reibereien zwischen den einzelnen Bands. Oft ist es sicher schwierig, sich an Dinge genau zu erinnern, die vor 25 Jahren passiert sind. Ob jedes Datum akkurat wiedergegeben ist, ist aber auch nicht das Wichtige an diesem Film. Sondern, dass er ein Gesamtbild dieser Zeit wiedergibt, dieses Geists, der damals geherrscht hat.

OÖN: Von der Punkband „Willi Warma“ Ende der 70er Jahre im Café Landgraf bis hin zu Heavy-Metal-Konzerten in der Kapu Ende der 80er...

Tod: Die Generationen des Landgraf, der Stadtwerkstatt und der Kapu waren sicher verschiedene, die aber durch Anknüpfungspunkte verbunden waren – durch Integrationsfiguren wie Wolfgang „Fadi“ Dorninger und dessen „Fadi-Sampler“, auf denen Musik aus allen Richtungen vertreten war. Das macht überhaupt die Eigenart der Linzer Szene aus: Dadurch, dass die verschiedenen Subkultur-Szenen so klein waren, konnten sie nicht für sich abgeschlossen existieren, sondern waren ständig mit den anderen Musikrichtungen in Kontakt und Austausch und haben sich gegenseitig kreativ befruchtet.

OÖN: Sie sind knapp über 30 Jahre alt, also viel zu jung, um Willi Warma und Co. noch aktiv miterlebt zu haben – warum fasziniert diese Zeit trotzdem so?

Stangl: Wir sind zwar gebürtige Linzer, wussten aber lange überhaupt nichts von Bands wie „Willi Warma“. Auch nicht, wie alle diese Häuser wie Kapu oder Stadtwerkstatt entstanden sind. Für unsere Generation waren diese Orte schon gegeben. Der Film war Anstoß, sich mit der Vergangenheit von Linz und der Jugendkultur zu beschäftigen.

OÖN: Warum hört der Film Anfang der 90er Jahre auf zu erzählen?

Stangl: Die Untergrund-Musikszene ist in Linz lebendiger denn je. Aber bis Anfang der 90er Jahre erlebten die Bands eine andere Aufmerksamkeit, weil die Möglichkeiten beschränkter waren. Auch die Halbwertszeiten von Jugendkulturen sind mittlerweile viel kürzer geworden, im Film heißt es: „Wenn heute eine Band Erfolg hat, ist ihre Musik innerhalb eines halben Jahres Telekommunikations-Werbungs-Soundtrack.“ Außerdem kann man nicht mehr so leicht provozieren. Wenn früher einer mit einem Irokesenhaarschnitt auf die Straße gegangen ist, haben sich die Menschen umgedreht. Heute sehen fast alle Jugendlichen aus wie Rockstars. Damals war alles unmittelbarer. Das wäre doch heute unvorstellbar, dass eine Band wie die „Einstürzenden Neubauten“ nach dem Konzert auf Feldbetten in einem Haus ohne Heizung schläft.

OÖN: Manche der Interviewpartner betrachten diese Zeit mit Distanz und Humor, und manche sind noch immer sehr darin verankert...

Stangl: Der Thomas Baua Hauer, der Linzer Ur-Punk, lebt konsequent seine Ideale weiter, andere, wie Attwenger, sind immer professioneller geworden.

OÖN: Für wen haben Sie diesen Film gemacht?

Tod: Vor allem für Leute aus Linz und aus dem Umkreis. Weil ich mir sicher bin, dass ein Großteil noch immer keine Ahnung hat, was eigentlich in Linz an Subkultur in dieser Zeit passiert ist und wie wichtig das für die Stadt war. Vielleicht haben viele gerade einmal von der Hymne Stahlstadtkinder, von der Stadtwerkstatt oder der Kapu gehört.

OÖN: Welche waren die größten Schätze, die Sie in den den Archiven entdeckt haben?

Stangl: Willi Warma im Landgraf. Die Einstürzenden Neubauten in der Stadtwerkstatt.

Tod: Und natürlich Nirvana in der Kapu.

Mehr Kultur und mehr Land & Leute ab sofort in den OÖNachrichten. 

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