Colin Firth: Stotternd zum O-o-oscar
Er kämpft. Silbe um Silbe, Wort um Wort. Wie sich Colin Firth als König George VI. durch das Historiendrama „The King‘s Speech“ stottert, beeindruckt nicht nur weltweit Kinobesucher, sondern auch die Oscar-Academy.
In der Nacht auf gestern wurde der 50-jährige Schauspieler für seine Leistung mit dem Oscar als bester Hauptdarsteller prämiert.
Bis Firth seine Version der Sprachprobleme des Vaters der heutigen Königin Elizabeth intus hatte, brauchte es monatelanges Training – samt Sprachtrainer und alten Radioaufnahmen. Nach Ende der Dreharbeiten zu „The King‘s Speech“ habe er sich das Stottern dann fast genauso mühsam wieder abgewöhnen müssen, sagte er: „Wenn man täglich übt, sein eigenes Sprachmuster zu stören, kann das – so wie bei mir – für ein paar Monate zur Gewohnheit werden.“
Die Mühen haben sich ausgezahlt, dabei hatte es in der Karriere des Briten lange nicht nach dem großen Erfolg ausgesehen.
1960 als Sohn eines Geschichtsdozenten und einer Religionswissenschafterin in England geboren, schaffte er es über Schultheater-Erfahrungen auf die Bühne und ins Fernsehen. Jahrelang wartete der 1,87 Meter große Schauspieler dort auf den Durchbruch. Rollen in „Shakespeare in Love“ machten ihn zwar bekannt, von Berühmtheit war aber noch lange keine Spur.
Das änderte sich, als er sich als Mr. Darcy in den Verfilmungen der Bridget-Jones-Romane in die Herzen der Zuschauerinnen spielte und als einer von Meryl Streeps Verflossenen im Film-Musical „Mamma Mia!“ ABBA-Songs schmetterte. „Wenn du schon immer mittelalterlichen Männern in engen Hosen zuhören wolltest, wie sie versuchen zu singen, dann ist das dein Film“, sagte er selbst und bewies damit wieder einmal, warum er für seinen trockenen britischen Humor bekannt ist.
Schon im vergangenen Jahr hatte Firth die Hand nach dem Oscar ganz weit ausgestreckt: Als schwuler Selbstmordkandidat beeindruckte er in Tom Fords „A Single Man“ derart, dass er mit einer Oscar-Nominierung belohnt wurde.
Als König hat er sich jetzt mit einer Goldstatue geadelt. Als frischgebackener Oscar-Preisträger will sich der Ehemann der italienischen Filmerin Livia Giuggioli und dreifache Vater erstmals in einer neuen Rolle üben – am Herd.
„Ich glaube, ich werde jetzt viel kochen“, sagte er. Beim Kochen könne er sich nämlich am besten entspannen, versicherte Firth und schwenkte seine goldfarbene Statue. „Ich bin wahrscheinlich der Einzige, der das Ding verspeist, aber ich werde es tun“, scherzte er.