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750 Bewerbungen für Musical-Ensemble

Von Silvia Nagl, 19. Jänner 2012, 00:04 Uhr
750 Bewerbungen für Musical-Ensemble
»Die Leute werden nach Linz kommen, weil sie hier sehr gute Qualität geboten bekommen.« Bild: Herzenberger

Im September tritt er seinen Posten als neuer Musical-Chef am Landestheater Linz an, derzeit sucht er bei Auditions sein Ensemble. Matthias Davids im OÖNachrichten-Gespräch über Musical, Pläne und Vorlieben.

OÖN: Es gab am Wochenende die ersten Auditions für das neue Musical-Ensemble am Landestheater Linz. Wie viele Bewerbungen hat es gegeben?

Davids: Mehr als 750. Und das ist ein Wahnsinn! Das ist schon ein Zeichen, wie dieses neue Haus in Linz in der Branche wahrgenommen wird. Da sind auch namhafte Leute dabei, beispielsweise von den Vereinigten Bühnen Wien. Ich habe jeden Lebenslauf genau gelesen, dann 280 ausgesucht, die ich mir nun bei den Auditions anschaue. Sieben werden für das Ensemble verpflichtet. Voraussetzung ist, dass die Leute perfekt Deutsch können.

OÖN: Werden die Musicals also auf Deutsch gespielt?

Davids: Ja, aber Songs wie beispielsweise bei Gershwin bleiben natürlich englisch, doch die Darsteller müssen bei den Dialogen mit Deutsch umgehen können.

OÖN: Was kann sich das Publikum vom neuen Musical-Chef erwarten?

Davids: Ich hoffe, einen gewissen Qualitätsstandard setzen zu können. Ich arbeite ja an vielen Häusern, und gerade im Musical-Bereich erlebe ich oft Kompromisse, die ich nie eingehen würde. Dass beispielsweise eine Opernsängerin eine Musical-Rolle übernehmen muss, die sie gestalterisch und sängerisch nicht ausfüllen kann. Und ich will dem Publikum zeigen, dass es viele unterhaltsame Stücke gibt, die nicht „My Fair Lady“ oder „Kiss Me Kate“ heißen müssen – und doch auch von berühmten Komponisten stammen. Ich bitte jedoch um Verständnis, dass ich vor der offiziellen Spielplanpräsentation im März noch keine Stücktitel nennen kann und darf.

OÖN: Wie viele Musical-Produktionen wird es pro Saison geben?

Davids: Vier bis fünf. Und wir wollen nicht nur im Musiktheater, sondern auch in den anderen Häusern spielen.

OÖN: Wird es auch Kooperationen geben, beispielsweise mit der Bruckner-Uni?

Davids: Ja, unbedingt!

OÖN: Wie wollen Sie die Leute nach Linz holen?

Davids: Ich möchte, dass die Leute kommen, weil sie wissen, sie bekommen sehr gute Qualität geboten. Und sie werden dann eben nicht mehr zum dritten Mal nach Wien zu „Cats“ fahren.

OÖN: Musical wird manchmal ja eher abfällig belächelt, weil es nur Unterhaltung bietet und keine tiefenpsychologische Abhandlung...

Davids: Ach, es ist so ermüdend, darüber zu reden. Das ganze Theater, ob Oper oder Schauspiel, ist ja Unterhaltung. Die Oper „La Bohème“ ist auch nicht anders als ein Musical: Sie spricht die Emotionen an, sie will nicht die Welt erklären und erzählt trotzdem viel über Menschen.

OÖN: Auf welchen Zeitraum ist Ihr Vertrag unterschrieben?

Davids: Mein Vertrag beginnt im September und ist für zwei Saisonen unterschrieben. Das ist mein erster fixer Vertrag, ich war bisher freischaffend. Ich freue mich darauf, weil sich Dinge anders entwickeln lassen. Ich bin neugierig, was sich hier – innerhalb des Hauses und auch in der Stadt – lostreten lässt. Ich kenne Linz seit 1995, halte es für eine moderne und offene Stadt. Aber ich möchte auch weiterhin an anderen Häusern arbeiten. Ich brauche den Blick von außen. Ich werde in Linz zwei bis drei Inszenierungen pro Saison machen. Ich werde Gäste, sowohl im Darsteller- als auch Regiebereich, einladen. Und wir werden auch Gastmusiker engagieren müssen, weil für den Musical-, Jazz- und Rockbereich braucht es Spezialisten.

OÖN: Gäste kosten aber ...

Davids: Wir versuchen, mit den Leuten hier auszukommen. Klar. Aber es wird auch manchmal anders sein müssen.

OÖN: Sie selbst sind Musical-Darsteller, haben von „Jesus Christ“ bis Riff-Raff vieles gespielt. Wann haben Sie aufgehört?

Davids: Ich bin bis 1996 auf der Bühne gestanden und weiß genau, was man von Darstellern erwarten und ihnen zumuten darf.

OÖN: Gibt es Vorlieben?

Davids: Großes Anliegen sind mir die Klassiker wie Oscar Hammerstein und natürlich Gershwin. Ich habe von „Saturday Night Fever“ bis „Sweeny Todd“ so vieles gemacht. Ich muss hier in Linz eben schauen, welche Leute mir zur Verfügung stehen, auch davon werden meine Entscheidungen abhängen.

OÖN: Was halten Sie von Musical-Produktionen in Sporthallen?

Davids: Die Darsteller können ja nichts dafür, wo sie auftreten. Aber es ist manchmal furchtbar, was dem Publikum akustisch zugemutet wird. Und außerdem: Nicht überall, wo Broadway draufsteht, ist Broadway drin!

 

Der neue Linzer Musical-Chef Matthias Davids

* 1962 in Münster, Gesang-, Tanz- und Schauspielausbildung in Hamburg, Amsterdam und Münster, 1983-1986 Studium Germanistik, Musikwissenschaft, Sprecherziehung in Münster, bis 1985 Hornist in mehreren Orchestern. Ab Mitte der 90er Inszenierungen von mehr als 70 Opern, Operetten, Musicals, Revuen und Schauspielen u. a. in Hamburg, Berlin, München, Wien, Zürich, Athen, Oslo und Linz. Sein „Saturday Night Fever“ sahen in Köln rund 1 Mio. Zuschauer. Uraufführungen u.a. das Schalke-Musical „nullvier“, Frank Wildhorns „Dracula“, „Hexen“ in Berlin. Deutsche Erstaufführungen der Gershwin-Musicals „Strike Up The Band“ und „Of Thee I Sing“.

Inszenierungen in Linz: „Orpheus in der Unterwelt (98), „La Bohème“ (2000), West Side Story (‘01), Crazy For You (‘03), Unendliche Geschichte (‘04), Of Thee I Sing (‘06), La Calisto (‘08), Das schlaue Füchslein (2011).
 

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1  Kommentar
1  Kommentar
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( Kommentare)
am 19.01.2012 17:32

»Die Leute werden nach Linz kommen, weil sie hier sehr gute Qualität geboten bekommen".
++

Lieb hat er das gesagt und damit natürlich Pühringer geschmeichelt, er weiß halt, wo er sich anhalten muss.

Die Realität schaut allerdings anders aus .....750 Musicalisten bewerben sich, weil sie nirgendwo ein Engagement haben, weil die Musikhochschulen jedes Jahr weitere "Künstler" gebären und keine Nachfrage herrscht, weil überall der Sparstift angesetzt wird und grosse Bühnen auch in Europa redimensionieren oder gar zusperren.

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