Kinder empfinden Schmerzen anders

Starke Schmerzen von Kindern werden oft nicht ausreichend behandelt. "Das kann weitreichende Folgen haben", erklärt Waltraud Stromer, Anästhesistin am Landesklinikum Waldviertel Horn, anlässlich der 18. Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft. Im Säuglingsalter können starke Schmerzreize und Gewebeschädigung das Schmerzempfinden dauerhaft verändern. "Eine adäquate Schmerztherapie ist daher sehr wichtig. Wir können so negative Langzeitauswirkungen abschwächen oder abwenden", sagt Stromer.

Bei sehr jungen Kindern besteht das Risiko, dass das Schmerzgedächtnis durch schmerzhafte Eingriffe geprägt wird. Schmerzen können die psychische Entwicklung ungünstig beeinflussen. Häufige Schmerzreize in der frühen Kindheit führen unter anderem zu erhöhter Schmerzempfindlichkeit im späteren Leben. "Je länger und öfter Schmerzen bei Kindern auftreten, desto gravierender wird das Chronifizierungsrisiko. Ängste, Schlafstörungen und Depression können Folgen sein", sagt die Expertin.

Dennoch müsse man bei der medikamentösen Schmerzbehandlung der jüngsten Patienten vorsichtig vorgehen: Analgetika wirken bei Säuglingen und Kleinkindern anders als bei Erwachsenen. Beim Einsatz von Opioiden kann daher die Atemdepression, die Abflachung des Atems, schon einsetzen, bevor der schmerzlindernde Effekt zu tragen kommt. "Kinder haben auch eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Lokalanästhetika", sagt Stromer. Ein weiteres Problem bei der Schmerztherapie für Kinder ist, dass es zu wenige Studien für die Wirksamkeit und Sicherheit der Schmerzmedikamente gibt.

"Insgesamt sind mehr als 80 Prozent aller Medikamente laut Zulassung nicht für Kinder geeignet oder ohne genaue Anwendungs- und Dosierungsanleitungen für Kinder am Markt. Dies gilt in hohem Maß auch für Analgetika", sagt die Anästhesistin.

In Österreich und Deutschland wird Metamizol für die Schmerztherapie bei Operationen von Kindern empfohlen, es steht aber aufgrund möglicher Nebenwirkungen immer wieder in Diskussion. Eine Studie, die mit mehr als 1100 Kindern im Alter bis zu sechs Jahren durchgeführt wurde, zeigte, dass die jungen Patientinnen und Patienten intravenöses Metamizol gut vertragen.