Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Josef F. wurde heute vor fünf Jahren verurteilt

19. März 2014, 00:04 Uhr
Bestie Josef F. wurde heute vor fünf Jahren zu lebenslanger Haft verurteilt
Josef F. wurde am Landesgericht St. Pölten zu lebenslanger Haft verurteilt. (APA) Bild: APA

AMSTETTEN. Inzest-Drama von Amstetten: Josef F. (78) hielt Tochter 24 Jahre lang gefangen, zeugte sieben Kinder mit ihr. Die Anklage lautete unter anderem auf Sklaverei und Blutschande.

Heute vor fünf Jahren, am 19. März 2009, stand Niederösterreich zum wiederholten Mal im Zentrum der Weltöffentlichkeit. Ein knappes Jahr nachdem die grauenvollen Taten von Josef F. (78) allesamt ans Tageslicht gekommen waren, fällten das Geschworenengericht in Sankt Pölten ein einstimmiges Urteil: lebenslange Haft mit Einweisung in eine Anstalt für zurechnungsfähige, aber geistig abnorme Rechtsbrecher. F. hatte im Vorfeld des Verfahrens ein Geständnis abgelegt. Die Linzer Gerichtsgutachterin Heidi Kastner attestierte ihm "Zurechnungsfähigkeit".

Österreich stand am Pranger

Im Frühling des Jahres 2008 wurde eines der schlimmsten Verbrechen der Zweiten Republik bekannt. Im beschaulichen Amstetten brach die Hölle los. Medienvertreter aus aller Welt belagerten die Kleinstadt. Das österreichische Volk wurde an den weltweiten Presse-Pranger gekettet. Welcher Geist müsse in einem Land vorherrschen, in dem ein derartiges Verbrechen möglich ist und über Jahrzehnte hinweg unentdeckt bleibt? So lautete der Tenor. Ein ungerechtes Pauschalurteil. Josef F. ist alles andere als typisch Österreich. Ähnliche Fälle sollten im Lauf der Zeit rund um den Globus aufgedeckt werden.

F. hatte am 28. August 1984 seine damals 18-jährige Tochter in den Keller gelockt, betäubt und mit Handschellen gefesselt in einem Raum eingesperrt. Einen Tag später meldete er sein Kind als vermisst. Der Inzest-Vater hielt seine Tochter 24 Jahre lang in dem unterirdischen Verlies gefangen, vergewaltigte sie unzählige Male und zeugte sieben Kinder mit ihr. Ein Kind starb kurz nach seiner Geburt. Die Leiche wurde vom Vater nach dessen Angaben verbrannt.

Im Zuge der Berichterstattung im Frühjahr 2008 berichteten die OÖNachrichten exklusiv, dass Josef F. bereits 1967 mehrere Sexualstraftaten in Linz verübt hatte. Mit hohem Aufwand lebte der 1935 geborene gelernte Techniker sein dunkles Doppelleben. Nie hätten seine Nachbarn gedacht, dass der Amstettner im Keller seines Hauses seine eigene Tochter und die mit ihr gezeugten Kinder gefangen hält. Auch das Jugendamt schöpfte keinerlei Verdacht. Aufgeflogen war der Fall, weil seine damals bereits 19-jährige Tochter an einer lebensbedrohlichen Erkrankung litt und ins Spital musste. Ihre Mutter (42) wurde von Polizisten befragt und brachte ihr Martyrium ans Tageslicht.

Heute lebt die Familie unter einer neuen Identität in einem anderen Bundesland und versucht wohl ein Stück "Normalität" aufzubauen. (dunst)

 

Chronologie

28.9.1984: Josef F. lockt seine damals 18-jährige Tochter in den Keller, sperrt sie 24 Jahre lang ein, quält und vergewaltigt sie. Zu sexuellen Übergriffen kam es auch schon davor. Eine Flucht ist unmöglich.

1988 bis 1990: die Tochter bringt in dem unterirdischem Verlies ein Mädchen und einen Buben zur Welt.

19.05.1993: ein erstes Findelkind taucht auf. Der Vater hatte zuvor seine Tochter gezwungen, einen Brief aufzusetzen. In diesem bittet die Mutter, für das Kind zu sorgen.

2002: im Verlies wird der jüngste Sohn geboren. Drei Kinder wachsen bei ihrer Mutter im Keller auf. Ein Kind stirbt nach der Geburt. Weitere drei Kinder kommen als Pflegekinder zu ihrem Vater und Opa.

2008: der Fall fliegt auf, nimmt ungeahnte Dimensionen an. Ein Jahr später wird Josef F. rechtskräftig verurteilt.

2012: die Ehefrau von Josef F. lässt sich scheiden. Im Juni 2013 wird nach zähem Ringen der Schauplatz des Inzest-Dramas, der Keller in Amstetten, mit Beton versiegelt

 


„Korrekt vom Scheitel bis zur Sohle“

Jurist Rudolf Mayer erinnert sich an seinen aufsehenerregendsten Fall. 

Der Fall Josef F. bescherte dem erfahrenen Wiener Juristen Rudolf Mayer (Bild) ein Wechselbad der Gefühle: „Einerseits war der Fall hochinteressant, andererseits wurde ich heftig angefeindet, fühlte mich einer Art Lynchjustiz ausgesetzt“, sagt der damalige Verteidiger von Josef F. „Die Menschen waren von den Gräueltaten derart erschüttert, dass viele alle rechtsstaatlichen Prinzipien über Bord geworfen haben und mich am liebsten an die Wand gestellt hätten.“

Vielen Beobachtern sei nicht klar gewesen, „dass Verteidiger nicht bedeutet, dass ich die Taten meines Mandanten gutheiße.“ Besonders gestört haben Mayer zudem die Anfeindungen aus dem Ausland. „Da wurden wir Österreicher als perverse Faschisten verunglimpft.“ Eine Zeitlang hatte Mayer nach dem Fall mit einem Negativ-Image zu kämpfen.

„Heute ist das alles vergessen, das Gedächtnis der Gesellschaft ist kurzlebig.“ Ihm gegenüber hat sich der Verbrecher „stets überaus korrekt verhalten“. Mit F. hat Mayer seit dem Urteil vor fünf Jahren keinen Kontakt mehr, „allerdings weiß ich von anderen Häftlingen in Stein, „dass er ein unauffälliges Dasein fristet, ein Musterhäftling, der von seinen Mitgefangenen in Ruhe gelassen wird.“
 

 

mehr aus Chronik

Kopfhaut abgerissen: 8-Jähriger geriet in Kärnten mit Haaren in eine Mühle

Bewerbungen für Medizinstudium zurückgegangen

Junge Oberösterreicher in Wien von Mädchenbande ausgeraubt

Bäuerin in Oststeiermark bei Hofarbeiten lebensgefährlich verletzt

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

Aktuelle Meldungen