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Auf einen Toast bei Pater Franz

Von Sabrina Kainrad, 04. April 2020, 00:04 Uhr
Auf einen Toast bei Pater Franz
Die Sitzecke mit den neu bezogenen Möbeln: „Hier lese ich gerne historische Bücher. Das ist – neben dem Kinogehen – eines meiner Hobbys.“ Bild: Alexander Schwarzl

Der Seelsorger aus Vorchdorf zeigte – noch vor Corona – den OÖN seine Wohnung.

Messen sind in Zeiten von Corona nicht erlaubt – Hausbesuche bei Fremden auch nicht. Die OÖN waren schon vor der Pandemie bei Pater Franz. Der 40-Jährige ist seit Herbst Pfarrer in Vorchdorf und hat damit nach 13 Jahren Leben hinter Klostermauern wieder eine eigene Wohnung bezogen. Ein Einblick, wie ein Seelsorger lebt.

"Ich sehe es als Privileg, in so einem schönen Gebäude wohnen zu dürfen – durch die Raumhöhe ist es hier sogar ein bisschen wie in einem Schloss", sagt Franz Ackerl schmunzelnd, als wir einen langen Gang mit hohem Gewölbe passieren. Gebaut wurde der Pfarrhof in der Barockzeit: "Damals haben neben dem Pfarrer mehrere Kapläne und Köchinnen hier gewohnt, und es gab eine Landwirtschaft – das erklärt die Größe."

Am Ende des Gangs öffnet er die Tür zu seiner Wohnung: "70 Jahre lang wurde hier kein Handgriff gemacht. Das Stift hat die Räumlichkeiten nun saniert." Entstanden ist ein gemütlicher Wohnbereich mit einer Küche, einem großen Esstisch, Sitzmöbeln und einem Schreibtisch – alles ein Mix aus Alt und Neu: Rund um den großen Holztisch stehen Sessel, die mehr als 100 Jahre alt sind. Die Küche ist neu – der Pfarrer nützt sie wenig. "Ich habe eine Köchin – wenn ich koche, dann gibt es Toast", sagt Ackerl mit einem Lächeln und greift nach dem Toaster.

Der Schreibtisch und die Sitzmöbel haben ebenfalls einige Jahre auf dem Buckel: "Ich wurde schon gefragt, warum ich mir keine gemütliche Couch hereingestellt habe, aber ich sehe es als Luxus, alte Möbel nützen zu können." Fernseher gibt es keinen: "Ich habe seit dem Auszug bei meinen Eltern keinen mehr." Und auch einen PC findet man nicht: "Der steht bewusst nicht in meinem Wohnbereich. Es tut gut, auch einmal abzuschalten."

Die Ostermesse im Internet

Der Terminkalender ist dicht – wöchentlich gibt es acht Messen zu feiern, dazu kommen Begräbnisse, Taufen, Hochzeiten, und Ackerl unterrichtet am Stiftsgymnasium Kremsmünster. Derzeit zelebriert Pater Franz die Messen privat (die Ostermesse wird – wie in vielen anderen Pfarren auch – live im Internet übertragen), und man sei für die Menschen vor allem telefonisch und per Mail erreichbar. Dass Kirchen generell immer weniger besucht werden und vor allem junge Leute fernbleiben, tue zwar weh, aber es heiße nicht, dass die Menschen weniger glauben. "Der Glaube hat immer Saison. Die Wissenschaft gibt eine Antwort auf die Frage, wie die Welt entstanden ist – aber daneben stellt sich trotzdem jeder die Sinnfrage", so der Pfarrer beim Servieren des Toasts.

Der Glaube innerhalb der Kirche sei für Franz Ackerl etwas, das ihm Kraft und Halt gebe, und dies möchte er auch anderen weitergeben. Passend dazu empfiehlt er in Zeiten von Corona eine Bibelstelle, wo Jesus über den stürmischen See kommt und Petrus ihm entgegengehen kann. Als er es aber mit der Angst zu tun bekommt, geht er unter: "Solange er auf Jesus schaut, kann ihm der Wellengang nichts anhaben. Worauf schauen wir, sodass wir nicht untergehen? Wir werden staunen, wozu wir fähig sind, wenn wir die Angst über Bord werfen."

Zur Person

Franz Ackerl trat 2006 mit 26 Jahren in das Benediktinerkloster Kremsmünster ein und wurde 2012 zum Priester geweiht. Im Herbst 2019 wurde Pater Franz Pfarrer in Vorchdorf und zog in den Pfarrhof Vorchdorf in eine neu für ihn errichtete Wohnung.

Nachgefragt

Mein Lieblingsplatz: „Die roten Sitzmöbel. Auf diesen sitze ich jeden Tag – auch um zu beten.“

Immer im Kühlschrank: „Bier von hier (lacht; Anmerkung: Brauerei Eggenberg befindet sich in Vorchdorf), Toastbrot und -käse.“

Derzeit auf dem Nachtkasterl: „Handschmeichler-Kreuz aus Olivenholz und ein paar Bücher – aktuell ganz oben: ,Der werfe den ersten Stein‘ von Konrad Paul Liessmann und Michael Köhlmeier und ,Die Kapuzinergruft‘ von Joseph Roth.“

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4  Kommentare
4  Kommentare
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zamphier (146 Kommentare)
am 04.04.2020 09:05

Also ein Eggenberger Bier und ein Toast sind echt was Gutes!

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zlachers (7.940 Kommentare)
am 04.04.2020 06:42

Der Grundsatz des Glaubens ist dass Dienen wollen, nicht der bedient werden zu wollen!!!
Und Räumlichkeiten wie für einen Fürst zu bewohnen obwohl viele andere Menschen nicht mal wissen wo sie überhaupt übernachten sollen!
Das Kloster wie es mal war, und wie es richtig wäre, ist von Reichtum verschlungen worden!
Dass Geld für Umbau und teure Möbel hätten aber die Armen genau so gut und noch besser gebrauchen können!!!!

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sol3 (13.727 Kommentare)
am 04.04.2020 06:16

Sehr erfreulich.

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zlachers (7.940 Kommentare)
am 04.04.2020 06:48

Was finden Sie daran erfreulich?
Dass ist eher traurig!

Sammle dir nicht Schätze auf der Erde, wo Motten sie zerfressen" ...
Sondern schätze im Himmel....

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