Wo Wein und Genuss an der Straße liegen
Die Südsteirische Weinstraße ist nicht nur landschaftlich ein Hochgenuss. Auch die kulinarischen Höhepunkte der Region darf man sich nicht entgehen lassen.
Schön war die Südsteiermark schon immer. Die grünen Hügel in den Windischen Büheln an der Grenze zu Slowenien bieten so manchen herrlichen Blick in die Weinberge, die oft so steil sind, dass sie fast surreal wirken.
Seit knapp 60 Jahren kommen nun auch Besucher in die "Steirische Toskana". Damals wurde die Südsteirische Weinstraße eröffnet und die bis dahin abgelegene Gegend erstmals mit dem Auto erreichbar. Es hat sich viel getan seither, urige Buschenschanken und gemütliche Wirtshäuser buhlen um Gäste und spätestens nach dem Weinskandal der 1980er-Jahre ist die Qualität der südsteirischen Weine in ungeahnte Höhen geschossen. Heute zählt die Südsteiermark neben der Wachau zu den höchstdekorierten Weinbaugebieten in Österreich.
Einer der Qualitätspioniere unter den südsteirischen Winzern ist Alois Gross. Mitten in den Steillagen des berühmten Ratscher Nussbergs liegt der Familienbetrieb, der seit mehr als 100 Jahren existiert. Heute führt Alois Gross das Weingut gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Johannes und Michael. "Welche Rebsorten wir anbauen, ist für uns grundsätzlich nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass wir überall jene Sorte anbauen, die für die jeweilige Lage am besten geeignet ist", sagt Michael Gross. Neben dem ursteirischen, spritzigen Welschriesling sind vor allem Sauvignon Blanc, Morillon (die steirische Variante des Chardonnay) und der Weißburgunder die Leitsorten der Region, was sich auch im Sortiment der Gross’ niederschlägt. Entscheidend sei aber das Terroir, um wirkliche Spitzenweine hervorzubringen, sagen die Weinbauern. Bei einer Verkostung schmeckt man das auch ganz deutlich. Während die Weine der "Steirischen Klassik" frisch und fruchtig ausfallen, sind die Lagenweine füllig und offenbaren mit mächtigen Aromen das ganze Potenzial der Region.
Wie unterschiedlich die Lagen sind, kann man am besten bei einer ausgedehnten Wanderung durch die Weinberge am Ratscher Weinwanderweg erleben. In den Kesseln am Fuße der Hügel fühlt man sich an warmen Tagen wie im Dampfbad, während weiter oben leichter Wind die Hitze abschwächt. Wem es zu heiß wird, der kehrt einfach ein, etwa bei der Buschenschank des Weinguts Dreisiebner Stammhaus in der kleinen Gemeinde Sulztal.
Auf der Terrasse kann man sich mit Wein und Jause für den weiteren Weg stärken, vor allem aber die herrliche Aussicht auf die Weinberge genießen.
Entlang des 13 Kilometer langen Rundwanderweges liegen urige Buschenschanken. (Bild: Daniela Rabeder)
Wer zwischen 25. Juli (Jakobi) und Anfang November die Südsteiermark besucht, dem stechen sofort die zahlreichen Windräder ins Auge, die in fast jedem Weingarten stehen. Dabei handelt es sich um den Klapotetz. Ursprünglich eine slowenische Erfindung, soll das rhythmische Klappern des Windrads die Vögel davon abhalten, von den süßen Trauben zu naschen.
Apropos naschen: Neben dem Wein hat die Südsteiermark auch kulinarisch viel zu bieten. So sitzen wir beim "Georgiberg Postkastl", einer kleinen Buschenschank direkt an der Weinstraße und der Grenze zu Slowenien. Das Postkastl gehört zum Weingut Georgiberg, das vor einigen Jahren vom Trauner Papierindustriellen Christian Trierenberg gekauft wurde und nun von dessen Frau Nora geführt wird. Neben dem Wein wird mittlerweile auch Schinken produziert – und zwar kein gewöhnlicher. Der Vulcano-Schinken reift acht bis 15 Monate und ist hernach ein lukullischer Genuss höchster Güte.
Für den Vulcano-Schinken werden nur Schweine einer steirischen Edelrasse verwendet. (Bild: Daniela Rabeder)
Bienen, Hasen, Enten, Rinder
Nicht minder sind die kulinarischen Freuden einige Kilometer weiter nordwestlich am Weingut Masser. Neben dem (sehr guten) Wein stehen vor allem die Tiere am Hof der Massers im Mittelpunkt: Bienen, Hasen, Enten und vor allem die schottischen Hochlandrinder. "Müssen S’ schauen, wo sie gerade sind", sagt Chefin Maria Masser bei unserem Besuch. Die Rindviecher können ihr Leben am Hof der Massers nämlich richtig genießen. Mal sonnen sie sich auf den steilen Wiesen, mal marschieren sie durch die Wälder oder liegen einfach faul in ihrer Hütte. Das Fleisch schmeckt vorzüglich, die Massers erzeugen Rohschinken, Salami, Würstel und noch einiges mehr.
Neben dem Weingut Gross und dem bekannten Sattlerhof zählt vor allem das Weingut Tement in Berghausen zu den Leitbetrieben der Region. Manfred Tement zählt zu jenen Winzern, denen attributiv gerne der Ausdruck "Star" vorangestellt wird. In den modernen Kosträumen herrscht Hochbetrieb, ein reges Kommen und Gehen. Seine berühmteste Lage ist das Zieregg, der Südhang gleich hinter dem Haus. Spektakulär ist sowohl die Aussicht von der Terrasse über diese Toplage wie auch der in den Berg hineingebaute Weinkeller, den man im Rahmen einer (kostenpflichtigen) Verkostung besichtigen kann.
Wer nun das Pech hat, sich wieder auf den Heimweg begeben zu müssen, der sollte unbedingt noch einen Boxenstopp im Genussregal in Vogau einlegen. Das spektakuläre Bauwerk, das 2011 eröffnet wurde, bringt den ganzen Genuss der Südsteiermark noch einmal unter ein gemeinsames Dach. In der Ausstellung erfährt man alles über die Produktion der steirischen Köstlichkeiten – vom Kürbiskernöl über Schinken, Marmelade bis hin zum Schnaps. Das alles kann auch ausgiebig verkostet werden. Taktisch gut geplant ist das Genussregal überdies. Gleich am Ausgang zur Ausstellung schließt sich ein 1700 Quadratmeter großes Geschäft an, in dem man sich auch für zuhause mit den steirischen Hochgenüssen eindecken kann.
Produktvielfalt bei der Ausstellung im Genussregal. (Bild: Daniela Rabeder)
Genuss-Tipps
Weingut Gross: direkt am Ratscher Nussberg, ausgezeichnete Weine. Hochpreisig. www.gross.at
Weingut Masser: Wein, Honig und Fleischprodukte vom schottischen Hochlandrind. Gute Qualität, beim Wein ausgesprochen faire Preise. www.masser.cc
Weingut Tement: einer der Leitbetriebe, hochmodernes Weingut am Zieregg in Berghausen. Hochpreisig. www.tement.at
Weingut Wolfgang Maitz: gute Weine und ein ausgezeichnetes Restaurant mit steirischen Spezialitäten zu fairen Preisen. Tolle Lage am Hochstermetzberg in Ratsch.
Ratscher Landhaus: Restaurant, Café und Beherbergungsbetrieb, der von Michaela und Andreas Muster vorbildlich geführt wird. Höhepunkt ist der herrliche Naturpool, bei Schönwetter ein absoluter Genuss. Umfangreiche Weinauswahl inklusive Großflaschen. www.ratscher-landhaus.at
