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Gibt es eigentlich böse Pflanzen?

Von Karl Ploberger, 24. Juli 2020, 00:04 Uhr
Gibt es eigentlich böse Pflanzen?
Eselsdistel Bild: Ploberger

Von Sommerflieder bis Kirschlorbeer: Giftiges Unkraut oder Bereicherung im Garten?

Die einen mögen Sommerflieder, Robinien, Essigbaum, Kirschlorbeer und den herrlichen Eschen-Ahorn, anderen sind sie suspekt. Nicht zuletzt deshalb, weil alle diese Pflanzen als invasive Neophyten auf der Fahndungsliste stehen. Sie sind also "böse" und sollten überhaupt nicht angepflanzt werden...

Vorbild ist die Schweiz, die verlangt, dass bei vielen dieser Pflanzen – ähnlich wie bei Putzmitteln – ein Warnhinweis auf den Topf gedruckt werden muss. Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl sieht das Ganze distanzierter. In seinem Buch "Wandernde Pflanzen" (AT-Verlag) betrachtet er diesen "Krieg" der Naturschützer gegen die eingewanderten Pflanzen gelassener.

Gibt es eigentlich böse Pflanzen?
Sommerflieder Bild: Ploberger

Und was ist mit Erdäpfel & Co?

Das Jahr 1492, also die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, wird als Beginn des weltweiten Austauschs von Pflanzen betrachtet. Vieles wird heute als "Heil" betrachtet, wie etwa Mais, Kartoffel, Kürbis oder Tomate. Andere sind aber unerwünscht. "Fremdenfeindlichkeit ist auch bei Pflanzen ein No-go", erläutert der Botaniker und weist im Gegenteil daraufhin, dass viele der ungeliebten Gewächse in ihrer Heimat geschätzt und sogar für Heilzwecke verwendet werden. Und: "Es gibt keinen Neophyten, der irgendeine Pflanze bei uns umgebracht hat!"

Der durch sein Buch "Global Gardening – Die Vielfalt der Welt im eigenen Garten" (Echo Medienhaus) bekannt gewordene Pflanzenexperte Thomas Amersberger betrachtet die Panik, die vielerorts existiert, weil Pflanzen sich bei uns ausbreiten, gelassen: "Das sind Auswirkungen des Klimawandels. Viele Pflanzen gab es schon früher bei uns, bis eine Eiszeit die Vegetation verdrängte. Nun kommen sie eben wieder zurück."

Da ist zum Beispiel der Götterbaum, der als Parkbaum nach Wien kam, sich aber erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ausbreitete. Vor allem deshalb, weil er auf den Schutthalden nach den Bombenangriffen ideale Voraussetzungen fand. Eines jener Gehölze, das viele Naturschützer absolut nicht dulden, ist der Sommerflieder. Er würde nur einigen wenigen Schmetterlingen und Insekten Nahrung bieten und andere Pflanzen verdrängen. In trockenen Gegenden, auf schottrigen Flächen und vor allem nach vielen milden Wintern findet man diese üppig blühenden Gehölze. Naturschützer raten als Kompromiss die abgeblühten Teile sofort zu entfernen und zum Restmüll zu geben. So wird die Aussaat verhindert. Ähnlich kritisch sieht man übrigens auch den beliebten Kirschlorbeer oder den Essigbaum. Letzteren darf man übrigens niemals einfach umschneiden, denn es würden hunderte Wurzelschösslinge einen regelrechten Wald an Essigbäumen zur Folge haben. Sogenanntes Ringeln, also nach und nach Teile der Rinde entfernen (über zwei, drei Jahre), sind besser geeignet, den Baum zum Absterben zu bringen.

Einige der wichtigsten Neophyten bei uns:

  • Ragweed – Beifuß-Ambrosia (Ambrosia artemisifolia, Bild unten), eingeschleppt durch Getreideimporte im 19. Jahrhundert. Blüte August bis Oktober - mehr dazu erfahren Sie hier [OÖNplus]
  • Riesenbärenklau (Heracleum persicum) aus Zentralasien.
  • Drüsiges Springkraut (Impatiens gladulifera): 1839 aus dem Himalaya nach Großbritannien importiert; in Auwäldern nahezu überall zu finden; bis 2,5 m groß.
  • Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica): Als Gartenpflanze eine Zierde gewesen, doch durch den enormen Zuwachs oft ein Problem. Das Beseitigen der Wurzelstöcke und Deponieren in der Natur hat die gewaltigen Bestände geschaffen.
  • Götterbaum (Ailanthus altissima): 1571 als Zierbaum nach England gebracht, ab 1850 als Parkbaum in Wien, durch die Trümmer im 2. Weltkrieg extreme Verbreitung, weil die trockenen Standorte ideal für das Wachstum sind: hitzefest und trockenheitsbeständig. In der freien Natur im trockenen Osten Österreichs stellenweise ein Problem.
  • Sommerflieder (Buddleja davidii): sät sich an trockenen Standorten stark aus und verdrängt die Original-Vegetation.
  • Eschen-Ahorn (Acer negundo): ein beliebter Gartenbaum, der in seiner bunten Laubfärbung eine Zierde ist. Sät sich stark aus.
  • Robinie (Robinia pseudoacacia): ideales und robustes Gehölz für trockene Standorte. Allerdings sehr wuchernd und verdrängt alles, was bisher dort gewachsen ist. Enorm viele Stockausschläge.

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Autor
Karl Ploberger
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4  Kommentare
4  Kommentare
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mitreden (28.669 Kommentare)
am 24.07.2020 19:49

Die Frage ist eindeutig mit JA zu beantworten. nicht nur die von@pprader genannten, es gibt noch viele andere!

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( Kommentare)
am 24.07.2020 12:48

Es heißt doch, Pflanzen gedeihen besser, wenn man mit ihnen spricht. So ab jetzt gehe ich direkt auf diese Neophyten zu und werde sie ordentlich beschimpfen, was sie hier suche. Die werden ganz schön klein werden dabei.

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Gugelbua (31.937 Kommentare)
am 24.07.2020 12:18

Ja die Genmanipulierten 😉

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pprader (1.661 Kommentare)
am 24.07.2020 09:48

Ob Herr Storl schon einmal die untere Antiesen oder den Kösslarner Bach (Drüsiges Springkraut, Staudenknöterich) gesehen hat? Teile des Pramufers (Riesenbärenklau)? Oder Kilometer lange "gelbe Streifen" entlang der Autobahnen in Bayern (Greiskraut)?
Er beschreibt "Einzelschicksale" aus seinem Garten. So lange ich in meinem Garten diese Pflanzen unter Beobachtung habe und sie nicht "frei" lasse, sehe ich auch kein Problem.
Ich denke es wäre eine Möglichkeit schon im, damals hiess das Naturkundeunterricht, aufzuklären, was welche Pflanzen verursachen können. Vielleicht sogar Gärtnereien "ins Boot zu holen" um Kunden zu informieren und die "Billigmassen" aus Baumärkten etwas zu reduzieren zugunsten von Beratung.
Wäre meiner Erfahrung nach konstruktiver als gelbe, rote, schwarze Listen

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