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Angst vor Terror: "Wegschauen ist keine Lösung"

Von Claudia Riedler, 29. Juli 2016, 00:04 Uhr
Terror macht den Menschen Angst: "Wegschauen ist keine Lösung"
Bilder wie dieses in Paris sind an der Tagesordnung – und machen Angst. Bild: APA/AFP/CHARLY TRIBALLEAU

LINZ. Experten erklären, wie sich Ängste äußern und was man am besten dagegen tun kann.

Die Menschen sind ängstlicher geworden. "Vor allem dort, wo viele Leute aufeinandertreffen, sieht man die Wachsamkeit. Und auch die Medienberichte jagen den Leuten Angst ein", sagt Johanna Winkler, Primaria für Psychiatrie am Kepler Universitätsklinikum. 15 Prozent der Menschen würden im Laufe ihres Lebens an einer Angststörung erkranken. Es gebe auch eine genetische Veranlagung, also ängstlichere Typen von Menschen, sagt die Ärztin.

Besonders Personen mit einer generalisierten Angststörung seien aktuell betroffen, das sind jene, die sich vor allem Möglichen fürchten. "Sie werden durch die mediale Information über Terror erhöht ängstlich", sagt Angstexperte Hans Morschitzky aus Linz. Der Psychologe hat bereits mehrere Bücher zum Thema geschrieben und kennt die Strategien der ängstlichen Menschen: "Viele vermeiden es, Zeitungen zu lesen oder Fernsehberichte wie die ZiB anzuschauen, weil sie glauben, dass dadurch ihre Ängste nur schlimmer würden. Das ist aber eine falsche Annahme, denn jede Vermeidung bauscht das Vermiedene erst recht auf."

Terror macht den Menschen Angst: "Wegschauen ist keine Lösung"
Hans Morschitzky, Psychologe und Angstexperte

Hans Morschitzky, Psychologe und Angstexperte

Eine weitere Strategie sei, ständig mit Angehörigen oder Freunden darüber zu reden und sich beruhigen zu lassen. "Ein derartiges Verhalten macht Erwachsene abhängig wie kleine Kinder", so Morschitzky. Manche würden auch ständig darüber nachdenken und grübeln viel. "Das ist ein Ausdruck von Hilflosigkeit, weil man selbst nichts tun kann, als nur ständig darüber zu sinnieren."

Wissen kann helfen

"Wegschauen" ist laut Morschitzky jedenfalls keine gute Lösung, weil man dadurch keine innere Ruhe bekomme. Primaria Winkler rät dazu, Wissen über die Hintergründe zu sammeln. "Es bringt nichts, naiv durch die Welt zu gehen", sagt sie. Zudem sollte man sich Strategien zurecht legen, wie man mit unmittelbarer Bedrohung umgehe. Man könne Selbstverteidigungskurse besuchen oder Alarmgeräte mitnehmen.

Terror macht den Menschen Angst: "Wegschauen ist keine Lösung"
Johanna Winkler, Primaria für Psychiatrie am Kepler Universitätsklinikum

Johanna Winkler, Primaria für Psychiatrie am Kepler Universitätsklinikum

Wenn sich aber nun schon Erwachsene ängstigen, wie erklärt man dann Kindern die Berichte über Terror und Gewalt?

Was man Kindern sagen kann

"Kinder sind sehr wachsam, sie bekommen mehr mit, als man glaubt", sagt Winkler. Deshalb ist es wichtig, dass man ihnen Wissen vermittelt und das Geschehene erklärt. "Man kann zum Beispiel sagen: Diese Täter sind instabil, hilflos, unsicher, zu keinem Gefühl fähig."

Morschitzky rät ebenfalls dazu, über die Beweggründe der gewaltbereiten Menschen zu sprechen – jeweils angepasst an das Alter des Kindes. "Man kann sagen: Psychisch kranke Menschen reagieren ihren Frust über das Leben dadurch ab, dass sie durch Terror Macht über andere ausüben. Mobbing in der Schule kennen Kinder auch. Man kann also erklären, dass diese Menschen ihre vermeintliche oder echte Benachteiligung durch derartige Erfolge zu kompensieren versuchen." Er würde Kindern klar machen, dass die Täter dennoch kein Recht hätten, andere zu bedrohen und dass man Terror ablehnen müsse, weil es den Grundsätzen der Demokratie widerspreche, so der Psychologe.

Sorge normal

Wenn man sich nach einer Häufung von Terrorakten und Amokläufen vorübergehend mehr Sorgen mache als sonst, sei das aber ganz normal. Auch das die einen stärker und die anderen viel weniger auf mögliche Gefahren achten, sei in Ordnung, sagt Morschitzky. "Das ist genauso normal wie die Unbekümmertheit, wenn einige Monate keine Vorfälle waren. Das ist das Wesen der menschlichen Psyche." Wenn gerade nichts passiert, neigen viele zur Schönfärberei, auch "optimistischer Fehlschluss" genannt. Aktuell komme es eher zur "selektiven Aufmerksamkeit" in die andere Richtung, die Gefahr werde überschätzt.

Gute Strategien

Morschitzky gibt folgende Tipps, um mit Ängsten gut umzugehen:

  • Den Gedanken von Erich Kästner verinnerlichen: Das Leben ist immer lebensgefährlich.
  • Dem Terror-Thema nicht so viel Bedeutung geben.
  • Sich tatsächliche Risiko-Faktoren vergegenwärtigen: tägliches Autofahren, ungesundes Leben ...
  • Wenn es um Einzeltäter und kleine Gruppen geht, Reisen nicht vermeiden (Paris, München ...). Etwas anderes sind Länder mit erhöhter allgemeiner Bedrohung.

 

Angst im Alltag

Wie sehr die Angst inzwischen um sich greift, zeigen auch aktuelle Polizeimeldungen. Eine Spielzeugpistole hat am Mittwoch in Graz einen aufsehenerregenden Einsatz der Exekutive ausgelöst. Ein Passant hatte beobachtet, wie ein Mann augenscheinlich mit einer Schusswaffe hantiert und damit die Technische Universität betreten hatte. Sofort alarmierte er die Einsatzkräfte. Diese konnten Entwarnung geben, denn der Verdächtige hatte die vermeintliche Schusswaffe in einem Mistkübel gefunden. Obwohl es sich um ein Spielzeug handelte, wurde über den Mann ein Waffenverbot verhängt.

Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich Anfang der Woche in Vorarlberg. Dort wollte ein aufmerksamer Fußgänger einen bewaffneten Mann gesehen haben. Ein Großaufgebot an Polizei war die Folge. Schließlich konnten die Beamten die Situation aufklären: Der Mann war mit einem Knirps unterwegs.

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