Frank Sinatras Leben als Live-Ereignis
Gefeierte Weltpremiere des Musicals "That’s Life" in Berlin, das zwei Mal nach Linz kommt.
Wenn nach drei Stunden (mit Pause) 1700 Besucher im Stehen applaudieren und keinen Gedanken ans Heimgehen verplempern, ehe den Künstlern der fulminante Zugabenblock abgerungen ist, dann hat der Zauber von Frank Sinatra auch 22 Jahre nach dessen Tod seine Wirkung entfaltet. Der rastlose Passauer Produzent Oliver Forster, der sich auf Bühnenbiografien (Falco, Michael Jackson, Tina Turner) mit Hitmagnetismus spezialisiert hat, lag wieder einmal richtig: Im Berliner Theater am Potsdamer Platz feierte nun sein "That’s Life – Das Sinatra-Musical" in der Regie von Stückautor Stefan Warmuth Weltpremiere. Am 28. Februar und 13. April ist die Produktion im Linzer Brucknerhaus zu erleben.
"That’s Life" genügt es nicht, bloß eine Perlenkette von 30 Swing-Hadern aufzufädeln, sondern es stemmt den gesamten Sinatra-Mythos, ohne ins buchstäblich Blauäugige abzudriften: vom Buben italoamerikanischer Eltern, der in Hoboken in New Jersey aufwuchs, sich als Kellner durchschlug und auf Engagements hoffte – bis zum cholerischen "Chairman of the Board" des Entertainments, über den die Mafia wachte und der sich als Trampolin für John F. Kennedys Präsidentschaft einspannen ließ. Zudem vier Ehefrauen von Nancy Barbato über Mia Farrow bis Barbara Blakeley (sie kommt in der Inszenierung nicht vor) samt unzähligen Affären – allesamt von der Liebe zu Ava Gardner (1951 bis 1957 mit Sinatra verheiratet) überstrahlt.
Warmuth bietet zwei Sinatra-Darsteller auf. Janko Danailow als jungen, musicalhaften und in den Höhen wackeligen Sinatra, Tom Ward als älteren. Wards herausragende Stimme und Bühnenpräsenz – unterfüttert von präzisen Gesten – verursachen, dass man sich mit geschlossenen Augen im Zentrum eines Sinatra-Live-Ereignisses wähnt. Der Schotte, der aus einer Sängerfamilie stammt, Tanz studierte und einst in Matthew Bournes legendärer "Schwanensee"-Ballettproduktion am New Yorker Broadway als Prinz zu sehen war, ist der Glücksfall dieses Abends. "Come Fly With Me", "The Lady Is A Tramp", "That’s Life", "Fly Me To The Moon" und das wunderbar berührende "It Was A Very Good Year" sind nur einige Beispiele, mit denen er die musikalische Immergültigkeit der Gesangsikone argumentiert. Alles sitzt: der sanfte Bariton, die charakteristische Atemtechnik, die langen Tonbögen – begleitet von 13 swingenden Musikern unter der Leitung des Posaunisten Gerald Meier.
In sich versunken lauschend würde man allerdings die mit kleinen Mitteln zu etwas Pompösem gestaltete Bühne samt Videodesign und zwei Flügeltreppen von Manfred Waba verpassen. Obendrein den reizend komischen Dean Martin (Randy Diamond) und Sammy Davis Jr. (Micky Smith). Katia Bischoff grundiert Ava Wagner mit feiner Würde, und Hannah Redlich ist eine entzückend zarte Mia Farrow. Bravorufe, rhythmisches Klatschen, am Potsdamer Platz gingen die Lichter erst nach dem eingeforderten "New York, New York" aus.
Fazit: Sinatra-Darsteller Tom Ward ist der grandiose Schrittmacher und Tonkünstler dieser auf drei Stunden verdichteten Frankie-Biografie im Musicalgewand.
"That’s Life – Das Sinatra-Musical", am 28. Februar und 13. April im Linzer Brucknerhaus. Außerdem in Salzburg (27. 2.), Wien (Stadthalle / 29. 2., 14. 4.), Innsbruck (1. 3.) und Bregenz (24. 3.). Karten: Bei den OÖN-Verkaufsstellen in Linz, Wels und Ried sowie unter der Ticket-Hotline 0732/7805-805. Drei Euro Rabatt für OÖNCard-Inhaber.
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