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Der Regie-Mehrwert von Strauss’ Salome

Von Michael Wruss, 20. Jänner 2020, 00:04 Uhr
Der Regie-Mehrwert von Strauss’ Salome
John Daszak (Herodes) und Marlis Petersen (Salome, vorne). Hinten: Johan Reuter als Jochanaan Bild: APA

Theater an der Wien: Gefeierte Premiere der Oper von Richard Strauss in der Inszenierung von Nikolaus Habjan.

Der große Jubel nach der Premiere von Richard Strauss’ Oper "Salome" am Samstag im Theater an der Wien galt vor allem der deutschen Sopranistin Marlis Petersen, die als Salome mit einer unglaublichen stimmlichen Leistung und nicht minder beeindruckender szenischer Präsenz begeisterte. Aber auch das Regieteam bekam trotz mancher Buhrufe stürmischen Applaus. Dabei könnte man dem Konzept von Regisseur Nikolaus Habjan von der ziemlich naiven Nacherzählung der Geschichte bis hin zum vermeintlichen "Mehrwert"-Wahn durch den Einsatz von Puppen alles Mögliche nachsagen. Es ist ihm gelungen, in dem an diktatorische Monumentalarchitektur gemahnenden Bühnenbild (Julius Theodor Semmelmann) packendes Theater zu zeigen, das weder überladen die Aufmerksamkeit zerstreut noch große Leerläufe zulässt. Ein Steinchen fügte sich logisch zum anderen, was nicht unbedingt heißt, dass das Konzept deswegen in allen Punkten logisch und restlos aufgegangen ist.

Aber der Mehrwert, den Sänger des Jochanaan nicht aus dem Off der Zisterne singen, sondern dessen entkörperlichten Geist auf der Bühne (in grauem Anzug und ebenso grau geschminkt) herumwandeln zu lassen, während nur sein Puppenkörper nach der Begegnung mit Salome ins schwarze Loch zurückfährt, ist nicht zu überbieten.

Auch der Tanz der Schleier, bei der bloß die Puppe Salome mit ihrem sexuellen Peiniger Herodes kopuliert und Jochanaans Geist beinahe mittanzt, erfährt Momente, die tief in die Seele der Protagonisten blicken lassen. Salome im Kasperltheater? Keineswegs. Auch wenn nicht klar ist, warum sich am Ende niemand auf Salome stürzt und den Befehl Herodes’ "Man töte dieses Weib" tatsächlich ausführt, so ist dennoch Faszinierendes und in manchen Bereichen Salome-Bewusstseinserweiterndes entstanden.

"Salome" im Orchestergraben des Theaters an der Wien kann nur ein Kompromiss sein, und so setzte die musikalische Leitung auf eine Neuorchestrierung von Eberhard Kloke, die bei aller Geschicktheit bei weitem nicht sämtliche instrumentatorischen Kunstgriffe Richard Strauss’ übersetzen kann. Das betrifft weniger die Streicher, aber vor allem die Holzbläser, die hier im Gegensatz zum Original stark reduziert wurden. Dennoch musizierte man unter Leo Hussain intensiv, nicht immer ganz den stimmlichen Möglichkeiten angepasst, dafür aber mit großem Elan und viel emotionalem Feuer.

Neben Marlies Petersen, die großteils auch ihr eigenes Puppen-Alter-Ego führte und grandios heikelste Stellen meisterte, begeisterte John Daszak als intensiver, höchst sprachdeutlicher und sich emotionalen Wechselbädern hingebender Herodes, der weniger Memme, sondern willensstarker König war und an der Brutalität der Wirklichkeit scheiterte. Voll und ganz aussingen und dabei auch als prophezeiende Intelligenz Jochanaans agieren dürfend beeindruckte Johan Reuter. Michaela Schuster war weniger die herrische Herodias, aber in ihrer Unbeweglichkeit ein stimmlich starker Charakter. Fein der Narraboth von Martin Mitterrutzner, der erste Nazarener von Kristján Jóhannesson sowie das perfekt zusammenwirkende Juden-Quintett (Paul Schweinester, Johannes Bamberger, Quentin Desgeorges, Andrew Ownes und Dumitru Madarasan).

Fazit: Eine sängerisch und musikalisch höchst beachtliche Produktion, deren Inszenierung neue "Salome"-Aspekte einfließen lässt.

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Autor
Michael Wruss
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