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Franz Hiesl: "Ich bereue nichts. Gar nichts"

Von Heinz Steinbock, 22. Oktober 2015, 00:04 Uhr
"Ich bereue nichts. Gar nichts"
Die letzten Akten unterschrieben: Franz Hiesl verlässt heute nach 30 Jahren die Landespolitik. Bild: Alexander Schwarzl

LINZ. Nach 30 Jahren in der Landespolitik und 20 Jahren in der Landesregierung nimmt Franz Hiesl (VP) Abschied: Im OÖNachrichten-Interview blickt der 63-jährige Langzeit-Politiker auf Auseinandersetzungen, Freundschaften und seine Zeit als „oberster Straßenbauer“ des Landes zurück.

Nach 30 Jahren in der Landespolitik nimmt Landeshauptmann-Stv. Franz Hiesl Abschied. Im OÖNachrichten-Interview resümmiert der bisherige mächtige Zweite in der Landes-VP über Freundschaften, Macht und harte Worte.

 

OÖNachrichten: Ein Leben in der Politik: Prägt und verändert das einen Menschen?

Franz Hiesl: Prägen auf jeden Fall, weil man täglich mit den Problemen befasst ist. Verändern? Hoffentlich nicht. Ich hoffe, dass ich mich in der Seele nicht verändert habe. Ich habe zumindest immer versucht, dass ich auf dem Boden bleibe. Dafür habe ich auch immer rechtzeitig Hinweise von meiner Frau gekriegt.

Man hat Ihnen immer Machtbewusstsein nachgesagt. Wie schwer ist es, Macht aufzugeben?

Gar nicht. Ich hatte immer einen natürlichen Zugang. Manchmal bin bin ich von Journalisten gefragt worden, wenn es um strittige Fragen ging: Herr Hiesl, wollen Sie wirklich Ihre Macht einsetzen? Und ich habe gesagt: selbstverständlich. Mit der Wahl in die Regierung hat man mir Macht gegeben, zu feig sein, sie einzusetzen, wäre Machtmissbrauch. Klare Entscheidungen sind am besten.

Apropos klare Entscheidung: In der ÖVP tobte der Stellungskampf, wer in der Landesregierung bleibt. Hätte man nicht vermeiden können, dass so viel Porzellan zerschlagen wird?

Das hätte man sehr wohl vermeiden können. Da hätten mehrere handelnde Personen auch handeln müssen. Aber es sind Verhandlungspartner am Tisch gesessen, die alle mit den absolut höchsten Forderungen hineingegangen sind. Da besteht auch das Risiko, dass man abstürzt. Ich habe viele Verhandlungen hinter mir, und ich hatte immer einen Plan B. Und ich kann manchmal mit einem Schritt zurück mehr erreichen, wenn ich die Stimmung nütze und mir gleichzeitig drei andere Sachen herausverhandle.

Doris Hummer muss verzichten: Ist es nicht ein fatales Zeichen, wenn die einzige Frau aus der Landesregierung fliegt?

Haben Sie schon die FPÖ gefragt, warum sie keine Frau bringt? Haben Sie Rudi Anschober gefragt, warum er nicht endlich mit Maria Buchmayr wechselt? Ich persönlich mag die Doris Hummer. Sie hat sich in sechs Jahren hervorragend in die Landespolitik eingelebt. Und ich wünsche mir, dass sie in der Landespolitik auch künftig eine Rolle spielt. Aber ich nehme das Wahlergebnis des Vorstands zur Kenntnis.

Freundschaft in der Politik – gibt es die? Oder endet sie beim eigenen Fortkommen?

Da ist die Antwort ganz klar: Es gibt Leute, die sind Freunde, weil sie Freunde sind. Und es gibt Leute, die sind Freunde, weil sie in der Politik sind. Ich habe meinen Freundeskreis nicht nach der Politik ausgerichtet, sondern er stammt aus meiner Jugendzeit. Einer meiner besten Freunde ist Josef Pühringer, das ist bekannt. Wir wären aber auch Freunde geblieben, wenn wir nicht in die Politik gegangen wären.

Sie waren jahrzehntelang der loyale Zweite hinter Pühringer. Hatten Sie nie höhere Ansprüche?

Nein, und ich danke dem lieben Gott, dass mir keine höhere Funktion gegeben wurde. Die Nummer eins im Land habe ich nie angestrebt. Nur einmal war ich versucht, einem Lockruf nach Wien zu folgen. Das war 2001, als Schüssel Kanzler war, der wollte mich als ÖAAB-Bundesobmann nach Wien locken. Ich habe kurz überlegt, aber dann entschieden: Mein Platz ist in Oberösterreich.

Für politische Mitbewerber war mit Ihnen oft nicht gut Kirschen essen. Bereuen Sie manche harten Worte, die Sie da gefunden haben?

Ich bereue nichts, gar nichts. Man muss alles im Zusammenhang sehen. Die Zeiten waren nicht immer einfach, auch ich war mit bösen und falschen Vorwürfen konfrontiert. Aber Sie werden in jeder Partei Leute finden, die Respekt vor mir haben und sagen: Der Hiesl war verlässlich.

Sie haben gerne Max Weber zitiert: Politik ist das langsame Bohren dicker Bretter. An welche Bohrlöcher wird man sich bei Ihnen erinnern?

Meine Spuren als Baureferent sind im ganzen Land sichtbar, die reißt in den nächsten Jahrzehnten keiner ab. Ich weiß nicht genau, bei wie vielen Spatenstichen ich dabei war, es waren Hunderte, und habe die auch zelebriert, das gebe ich zu. Und du musst konsequent sein, auch gegen Widerstände. Wenn der Westring oder die Umfahrung Mattighofen 40 Jahre geplant werden, dann muss man konsequent sein.

Franz Hiesl als Pensionist: Das ist nach wie vor schwer vorzustellen.

Für mich war das seit zwei Jahren ein mögliches Gebilde. Ich habe mir vor einem Jahr einen Ordner angelegt, da steht drauf "Nachher". In dem sammle ich Ideen für später, die mir gefallen, für Dinge, für die ich nie Zeit hatte. Ich werde auch irgendwann wieder etwas tun. Aber jetzt nehme ich erst einmal ein Jahr Auszeit.

 

Franz Hiesl

Der mächtige schwarze Landeshauptmann-Stellvertreter (seit 2000) war seit 1995 in der Landesregierung, zuständig war er für Straßenbau, Personal und Familien. In die Politik stieg der 1952 in Waizenkirchen geborene Hiesl schon 1973 bei der Jungen ÖVP ein. 1985 zog er als Abgeordneter in den Landtag. In seiner politischen Laufbahn war Hiesl auch Landesparteisekretär und ÖAAB-Landesobmann.

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15  Kommentare
15  Kommentare
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oblio (24.807 Kommentare)
am 24.10.2015 09:38

Er war bei vielen Spatenstichen dabei!

Das war ohnehin seine Hauptbeschäftigung!

Ob jedes dieser Projekte auch sinnvoll war,
sei dahingestellt!
Zuverlässig?
Aber ja doch: Sturköpfigkeit ist sein Markenzeichen!

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elster (24 Kommentare)
am 22.10.2015 17:50

Rechtzeitige vorausschauende Planung. Das wäre es gewesen.Aber darin ist her Hiesl wohl kein Meister. Siehe Umfahrung Mattighofen.
Jahrelang zuwarten bis alle guten Varianten verbaut sind - kein Ruhmesblatt.
Hoffentlich findet sich ein mehr an der Zukunft orientierter Nachfolger.

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( Kommentare)
am 22.10.2015 15:22

Hiesl wird uns allesamt nicht abgeben, bleiben werden die verhunzten Strassenprojekte wie die B 309 von der A1 nach Steyr, die er starrsinnig mit nur 2 Fahrspuren bauen ließ.

Die B 309 kann jetzt unter der Woche den Verkehr nicht aufnehmen, kilometerlange Schlangen mühen sich dahin, ja sogar die Brücken wurden in Bunkerbauweise ausgeführt, damit man sie wegsprengen muss, wenn doch einmal weitere Fahrspuren dazu kommen.

Und auf genau diese B 309 bildet er sich soviel ein ........ man staune.

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observer (22.243 Kommentare)
am 22.10.2015 13:43

Ich kenne den Hrn. H. nicht, seine Arbeit als Straßenbaureferent scheint er mit Einsatz gemacht zu haben, wenngleich manchmal etwas ernstirnig. Was mir allerdings im Gedächtnis geblieben ist, das ist ein Bericht, wo er wegen eines ihm nicht genehmen Schreibens einer Frau, das er als Zumutung und Kränkung empfand, zu deren Dienstgeber schörgerln gegangen ist. Hätte er sie geklagt, dann wäre das OK gewesen und ein Gericht hätte darüber entschieden. So hatte sein Verhalten aber kein Format und war eines Politikers unwürdig. Die Geschichte ist schon einige Zeit her, aber bei manchen sicher unvergessen. Wäre sie neueren Datums gewesen, dann hätten ihm die Goldhaubenfrauen zur Pension eine rote Mütze mit einer Schelle dran machen und spendieren können. So was wurde früher im Kindergarten angedroht, wenn man zu Tante schörgerln gegangen ist.

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observer (22.243 Kommentare)
am 22.10.2015 13:43

Soll engstirnig heissen.

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( Kommentare)
am 22.10.2015 09:25

Ich- Menschen (auch Egoisten genannt)
werden nie etwas bereuen,
weil sie unfehlbar sind.

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drmahu (97 Kommentare)
am 22.10.2015 08:02

Wir werden Franz Hiesl als Seniorenbundobmann bald wieder sehen!! Ist wahrscheinlich nicht zu vermeiden.

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 22.10.2015 08:27

@drmahu: Beim Seniorenbund kann er wenigstens nicht so viel durch seine Uralt-Klerikal-Ideologie anstellen, wie bei den Schülern in der Schule.

Er würde sich dort per Auftrags-Leserbriefe im Senioren-Heftl huldigen lassen und Bitt-Briefe um Almosen etc. schreiben lassen und dann gönnerhaft ein wenig Hilfe leisten. Da kann nicht viel passieren, ausser, dass man ihm von offizieller Seite weiter huldigt. Soll er das doch machen, um sich vortäuschen zu können, er sei immer noch wichtig und einflussreich.

Beim Parteivorstand hat man auch noch immer Ratzenböck sitzen sehen. Können nicht aufhören, diese Fossile...

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gerfis (192 Kommentare)
am 22.10.2015 07:54

... Bereuen würde ja auch ein Gewissen voraussetzen!

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 22.10.2015 07:58

@gerfis: Und die Gabe zur Reflexion und Selbst-Reflexion!

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powerslave (1.086 Kommentare)
am 22.10.2015 08:42

"Er hat ein reines Gewissen. Er benutzt es nie..."

S. J. Lec

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 22.10.2015 07:50

Da und nur da stimme ich Hiesl völlig zu: "Nein, und ich danke dem lieben Gott, dass mir keine höhere Funktion gegeben wurde."

Ich danke auch dem lieben Gott und allen Heiligen und Nothelfern dafür. Hiesl ist ein sturer Mensch, dem die Gabe zur Selbst-Reflexion zu fehlen scheint. Er hat ein fundamental-katholisches Menschenbild, das er allen anderen aufdrängen wollte. Er hat in absolut ungustiöser Weise sein "Familien-Ressort" mit den Begehrlichkeiten und Wünschen des Bischofs-Hofes verquickt. Der negative Höhepunkt dieser klerikal-katholischen Jugend-und Familienpolitik war, dass er mit Geld des Familienressorts für die Schulen diese unsägliche Anti-Sekten-CD finanziert und verteilt hat, die der damalige "Sekten-Beauftragte" der Diözese, Andreas Girzikovsky, gestaltet hat.

In dieser "Informations-Dokumentation" wird von Seiten der katholischen Kirche völlig parteiisch und einseitig gegen alle möglichen anderen Glaubensgemeinschaften gehetzt. Hiesl hat dafür gesorgt, dass dies

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 22.10.2015 07:56

an den Grundschulen erfolgt ist und erst nach massivem Widerstand dieses tendenziöse "Lehrmittel" wieder einziehen lassen.

Andreas Girzikovsky hingegen konnte von der Diözese zum Landeschulrat O.Ö. wechseln und ist hier nun Leiter der Schulpsychologie beim Landesschulrat. Wir sehen also, wie ein Landesrat Hiesl die Schule, insebesondere den Landesschulrat mit seinen klerikalen Fundamentalisten besetzt hat. Eine klare Trennung Staat-Kirche gibt es deshalb in O.Ö. nicht und ich wette, dass Hiesl stolz darauf ist, den Landesschulrat mit Personen wie Enzenhofer oder Girzikovsky mitbesetzt zu haben.

Deshalb bin ich sehr froh, dass Hiesl nun weg ist, obwohl seine ultrakatholischen Epigonen immer noch ihr (Un-)wesen treiben können.

Hiesl könnte aber ruhig auch bis 65 Jahre arbeiten, so wie das die Politik und Regierungen von den Bürgern erwarten. Seine Pension ist nämlich im Vergleich zu seinen Qualifikationen grotesk hoch. WIR Bürger müssen das jetzt ab 63 Jahre bezahlen!

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( Kommentare)
am 22.10.2015 05:45

Was Er geht in Pension mit 63 Frechheit!

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schwammerlstein (112 Kommentare)
am 22.10.2015 00:29

Ich hoff er geht in Pension, wenn ihm fad ist kann er ja in der Flüchtlingsbetreuung mithelfen. Damit wäre wenigstens der Pensionsbezug net fürn "Hiesl"

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