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"Trump mobilisiert Wähler, die die anderen nicht erreichen"

Von Clemens Schuhmann, 14. September 2016, 00:04 Uhr
"Trump mobilisiert Wähler, die die anderen Politiker nicht mehr erreichen"
Hillary Clinton nach ihrer "Überhitzung" am Sonntag in New York Bild: APA

LINZ/BERLIN. Politik-Beraterin Kerstin Plehwe über den völlig offenen US-Präsidentschaftswahlkampf.

Es sei überhaupt nicht sicher, dass Hillary Clinton die US-Präsidentenwahlen gewinne, denn "Donald Trumps Vereinfachungen und Polarisierungen sprechen viele Wähler an", sagt Kerstin Plehwe, Politik-Analystin, Clinton-Beraterin und Kommunikations-Expertin, im OÖN-Interview. "Und diese Menschen haben die Nase voll von Berufspolitikern."

OÖN: Der exzentrische Immobilien-Tycoon Donald Trump tritt im November gegen Hillary Clinton an. Hat es Sie überrascht, dass er so weit gekommen ist?

Kerstin Plehwe: Das Problem ist, dass es eine unterschiedliche, falsche Wahrnehmung gibt von dem, was in den USA passiert, was die Amerikaner erleben – und was wir Europäer darüber denken. Wenn man weiß, wie die Amerikaner ticken und welche Probleme sie haben, dann ist es leider nicht erstaunlich, dass ein Kandidat wie Trump so weit gekommen ist. Wir sehen das ja in vielen Ländern: Kandidaten kommen von außerhalb der etablierten Politik, nehmen extreme Positionen ein – und spielen plötzlich eine große Rolle.

Das heißt, es ist überhaupt nicht sicher, dass Clinton die Wahl gewinnt?

Absolut nicht, leider. Die 16 Kandidaten der Republikaner haben es nicht geschafft, diesen Kandidaten in den Vorwahlen auszuhebeln. Und die Partei hat es auch nicht geschafft. Seine Vereinfachungen, Polarisierungen und Versprechungen sprechen viele an.

Wie macht Trump das?

Er mobilisiert Millionen von Menschen, die die anderen nicht mehr erreichen. Diese Menschen haben die Nase voll von allen, die Berufspolitiker sind. Die sind grundsätzlich enttäuscht von der Politik und den etablierten Politikern. Das ist auch eines von Clintons Probleme.

Rechnen Sie mit einem knappen Wahlergebnis?

Die Wahl ist überhaupt nicht entschieden, es wird ein ganz enges Rennen. In einigen wahlentscheidenden "Swing-States" (Bundesstaaten, die zwischen Republikanern und Demokraten wechseln, Anm.) ist Trump aktuell vorne. Und das zeigt, welche Kraft er hat.

Ist die Zeit dieses Mal reif für eine Frau an der Spitze der USA – 2008 hat es für Hillary Clinton ja nicht gereicht?

2008 sind in der Kampagne auch viele Fehler passiert – und dann gab es noch den Überraschungseffekt des Barack Obama. Aber: Klar ist die Zeit reif! Man darf aber nicht unterschätzen, dass es breite Schichten gibt, die sagen, eine Frau soll ein solches Amt nicht ausführen. Diese Stimmen gibt es. Kurz gesagt: Die Zeit ist reif, aber manche wollen das nicht wahrhaben.

Inwieweit spielt das Alter von Hillary Clinton eine Rolle. Sie ist jetzt 68 Jahre alt und fällt derzeit wegen einer Lungenentzündung aus. Wird die Gesundheit nun großes Wahlkampfthema?

Ja. Für Hillary Clinton ist es natürlich ein ganz ungünstiger Zeitpunkt, Schwäche zu zeigen. Und man muss dazusagen, dass in den USA ja mit unglaublich harten Bandagen gekämpft wird. Trump hat ja bereits mehrfach anklingen lassen, dass Clinton seiner Meinung nach körperlich nicht geeignet ist, dieses Amt auszufüllen. Er selbst hat sich ja von einem ganz zwielichtigen Arzt ein Attest ausstellen lassen. Darin heißt es sinngemäß, dass es noch nie jemanden gab, der gesundheitlich besser als US-Präsident geeignet wäre als Trump. Was natürlich, wie vieles an ihm, völlig überzogen ist.

Clinton ist 68, Trump 70 – und Clintons Rivalen Bernie Sanders sind mit 75 Jahren die Herzen der Jungen zugeflogen. Muss man in den USA sehr alt sein, um ins Weiße Haus zu kommen?

Nein, Obama hat ja gezeigt, dass man auch als junger Politiker Präsident werden kann...

...aber jetzt fällt doch auf, dass das Alter eine große Rolle spielt.

Absolut. Aber gerade Sanders zeigt doch auch, dass das Alter für junge Menschen nicht der entscheidende Faktor ist. Sie hören vielmehr genau hin, was die Themen der Person sind. Und wie authentisch sie diese Themen vertritt. Das ist auch ein Problem Clintons: Sie erreicht die Herzen dieser jungen Menschen nicht. Sie würden zwar nie Trump wählen, weil sie ihn für unwählbar halten – aber sie tun sich auch sehr schwer, Clinton zu wählen. Denn sie steht für die Politik der "alten Zeit".

Wie darf man sich eigentlich Hillary Clinton als Persönlichkeit, als Privatperson vorstellen? Sie kommt ja immer recht distanziert und kühl rüber...

Es ist schade, dass sie so rüberkommt – als kalte, strategische Frau. Dabei ist sie eine äußerst humorvolle, engagierte, sehr professionelle, warmherzige Person – und sie ist wirklich mit ihrem Herzen dabei. Aber: Sie musste sehr viel einstecken – viel mehr als Männer in vergleichbaren Positionen. Daher hat sie sich einen dicken Schutzpanzer zugelegt.

Kerstin Plehwe (www.kerstinplehwe.com) wird am 20. September um 18.30 Uhr im Brucknerhaus Linz über "Die neue Macht der Kommunikation" referieren. Infos und Anmeldung unter www.nachrichten.at/wirtschaftsakademie

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