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Das Erbe des Ritters Spaun

Von Roman Sandgruber, 14. Mai 2011, 00:04 Uhr
Das Erbe des Ritters Spaun
Bild: OÖN-Grafik

Die spannende Geschichte unseres Landes wird von einer engagierten Forschung und Geschichtsvermittlung begleitet. Die erfolgt auch sehr erfolgreich im Internet, im »forum oö geschichte«, das inzwischen zum meistbesuchten »Museum« geworden ist.

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Landesgeschichte begann bereits im 18. Jahrhundert, insbesondere in den großen Stiften St. Florian, Kremsmünster und Mondsee. Der Begriff „Landeskunde“ wurde damals geprägt. Der St. Florianer Chorherr Franz Kurz regte 1808 die Gründung einer oberösterreichischen Gesellschaft für „Vaterländische Geschichte“ an. Die Romantik beflügelte das Interesse für das Mittelalter.

Anton Ritter von Spaun (1790–1849) war der verdienstvolle Initiator der ältesten wissenschaftlichen Vereinigung für Landeskunde in Oberösterreich, der bis heute bestehenden „Gesellschaft für Landeskunde – Oberösterreichischer Musealverein“.

Museen und Forscher

Am 19. November 1833 wurde die Gesellschaft als „Verein des Vaterländischen Museums für Oesterreich ob der Enns mit Inbegriff des Herzogthums Salzburg“ offiziell begründet. Hauptanliegen war neben der kunst- und kulturhistorischen Sammeltätigkeit auch die Förderung und Durchführung landeskundlicher und historischer Forschungen.

Der ehrenamtlichen Arbeit des Musealvereins verdankt Oberösterreich das Landesmuseum, nicht nur den Grundstock der Sammlungen, sondern auch den prunkvollen Bau in der Linzer Museumsstraße, der 1895 von Kaiser Franz Joseph eröffnet worden war. Als Anton Ritter von Spaun, der Gründer des Musealvereins, 1849 nicht einmal 60-jährig starb, sprach Adalbert Stifter von einem der „größten und edelsten des Landes“. Als Grabinschrift schlug er schlicht vor: „Anton von Spaun. Staatsmann, Forscher, Denker, Mensch“.

Während der langjährigen Präsidentschaft des Linzer Druckereibesitzers Julius Wimmer wurde das Landesmuseum aus der direkten Eigentümerschaft des Vereins herausgelöst und 1920 in das Eigentum des Landes übertragen.

Auch in den größeren Städten des Landes waren bereits vor dem Ersten Weltkrieg Museen eingerichtet worden. Inzwischen zählt Oberösterreich mehr als 280 Museen, die im Verbund OÖ. Museen eine gemeinsame Organisation besitzen. Diese gemeinnützige Einrichtung wurde 2001 als Interessensgemeinschaft und Serviceeinrichtung gegründet.

Mitglieder sind Heimat- und Regionalmuseen, Freilichtmuseen, Spezialmuseen, Landesmuseen und andere museale Einrichtungen und Sammlungen in Oberösterreich.

Im Vorstand vertreten sind unter der Präsidentschaft von Univ.-Prof. Roman Sandgruber und dem Geschäftsführer Thomas Jerger führende Museumsexperten des Landes.

Laut Museumsstatik 2007 sind 276 Museen und Sammlungen als museale Institutionen registriert. Darüber hinaus dürfte es eine größere Zahl weiterer museumsähnlicher Sammlungen geben, die mehr oder weniger auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind.

55 Prozent der Museen wurden zwischen 1981 und 2000 gegründet, von 1961 bis 1980 waren es 23 Prozent und in den Jahren von 2001 bis 2005 kamen fünf Prozent dazu. Vor 1900 wurden lediglich 4 Prozent gegründet.

Mehr als 50 Prozent der Museen haben Vereine als Rechtsträger, 25 Prozent eine Gemeinde oder Stadt, vier Prozent das Land.

Ehrenamtliche Arbeit

Drei Viertel aller Museen werden ehrenamtlich betrieben. Manche haben bis zu 100 ehrenamtliche Mitarbeiter, die meisten aber bloß um die fünf. 82 Prozent der Museen werden ehrenamtlich geleitet. 18 Prozent stehen unter hauptamtlicher Leitung.

Was damit an Kosten für die Öffentlichkeit erspart, aber auch an Kompetenz rekrutiert wird, ist kaum bewertbar. Die Museen besitzen mindestens 20 Millionen Sammlungsstücke. Die Schwerpunkte sind breit gestreut. Dennoch gibt es Defizite, etwa im Zeitgeschichte- oder im Technikbereich. Auch ein spezifisches Frauen-oder Gendermuseum könnte man sich wünschen.

Nach Schätzungen locken die Museen jährlich etwa 1,4 Millionen Besucher an. Statistisch gesehen besucht also jeder Oberösterreicher einmal pro Jahr ein Museum. Nicht einbezogen sind dabei die Landesausstellungen und sonstigen Großereignisse. Zahlreiche Museen, aber immer noch viel zu wenige, sind mit dem „Österreichischen Museumsgütesiegel“ ausgezeichnet.

2001 veranstaltete die Akademie der Volkskultur erstmals den „Oberösterreichischen Museumskustodenlehrgang“. Seither fanden insgesamt sieben Lehrgänge statt, die von rund 100 Personen besucht und absolviert wurden. Der Museumskustodenlehrgang 2011 hat am 8. April begonnen.

In den Museen wird auch unschätzbare Forschungsarbeit geleistet. Der Oberösterreichische Musealverein, zu dessen Kernaufgabe bis 1920 die Führung des Landesmuseums gehörte, konzentrierte sich seither ganz auf die landesgeschichtliche und landeskundliche Forschung.

Die Gesellschaft organisiert die Recherchen für die Weiterführung der Bibliografie zur oberösterreichischen Geschichte und die Fertigstellung des Ortsnamenbuchs des Landes, von dem acht der elf geplanten Bände inzwischen publiziert sind. Außerdem wird die Sicherheitsverfilmung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften des Landes voran- getrieben. Diese Arbeiten samt deren Edition schreiten im oberen Mühlviertel, im Zentralraum und im Innviertel zügig voran.

Das wohl verdienstvollste Unternehmen für die Landesgeschichte ist aber die Herausgabe des Urkundenbuches des Landes ob der Enns. Die Vorbereitungen dazu hat der Musealverein bereits 1837 begonnen. Zehn Bände sind bisher erschienen. Die beiden Weltkriege legten das ambitionierte Editionsunternehmen, das in den anderen Bundesländern kein ähnliches Gegenstück hat, jeweils für längere Zeit lahm.

Aus den Welser Archiven

Das jüngste Ziel ist die Fortsetzung für den Zeitraum von 1400 bis 1500, wobei die Edition wegen der rasch ansteigenden Urkundenzahl im 15. Jahrhundert anderen Prinzipien gehorchen muss.

Nur die Edition jener Urkunden, die wegen ihrer Bedeutung oder ihrer individuellen Inhalte nicht gekürzt werden sollten, kann im Volltext erfolgen. Vorrangig ist die Bearbeitung der original und kopial überlieferten Urkunden der so genannten sieben landesfürstlichen Städte, beginnend mit „Urkunden und Regesten aus den Welser Archiven 1400–1450“, redigiert vom Welser Historiker Walter Aspernig.

Überquellende „Fundgruben“ im Internet

Der weltweite Siegeszug des Internets bringt auch der geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschung enorme Vorteile. Aber auch der interessierte Laie profitiert davon.
So wurde im Februar 2006 das Virtuelle Museum Oberösterreich – „forum oö geschichte“ im Internet (www.ooegeschichte.at) eingerichtet. Inzwischen ist es mit 50.000 Besuchern pro Monat zum „meistbesuchten“ Museum Oberösterreichs geworden. Und dieser Besucherkreis ist international. Den größten Anteil haben Nutzer aus den USA, erst dahinter kommen Besucher aus Österreich, Deutschland, Australien, Rumänien etc. Und sie bleiben immer länger, surfen sich durch immer mehr Seiten. Diesen Usern bietet das „forum oö geschichte“ umfassende Informationen zur Landesgeschichte und zahlreiche Rechercheangebote. Das virtuelle Museum hat den Vorteil, dass es viele Informationsbedürfnisse abdecken kann: Beispielsweise mit Rundgängen durch die Geschichte und mit virtuellen epochen- und themenspezifischen Präsentationen von der Urzeit bis zur Gegenwart oder von der Musikgeschichte bis zur Kirchengeschichte.


Auch einzelne besonders erfolgreiche Sonderausstellungen in oberösterreichischen Museen, wie Essen in der Römerzeit, Keramik und Hafnerei oder Ungarnflüchtlinge sind via Internet immer noch erlebbar. Diese Rundgänge sind speziell organisiert: für Kinder, für Schulen, für Erwachsene, mit Spielmöglichkeiten auf der einen Seite, Recherchehilfen für Forscher auf der anderen Seite. So kann in der Historischen Bibliografie Oberösterreichs mit mehr als 75.000 Einträgen von 1835 bis 2009 online gesucht werden, außerdem steht die Bibliografie für Klein- und Flurdenkmalforschung zur Verfügung. Überdies stehen alle wichtigen landeskundlichen Periodika kostenlos im Volltext bereit.


Das Angebot der Datenbanken wurde um einen historischen Kalender erweitert. Hier können die Geburts- und Todestage von mehr als 1600 Persönlichkeiten aus rund zwei Jahrtausenden ausfindig gemacht werden.
Das „forum oö geschichte“ bietet die Möglichkeit einer zentralen Datenbanksuche: Derzeit steht eine Anbindung an die Ortsansichten-Sammlung der Oö. Landesmuseen, der Biografiedatenbank des Oö. Landesarchivs (alle oberösterreichischen Landtags- und Nationalratsvertreter zwischen 1862 und der Gegenwart) und der Museumsdatenbank des Verbunds Oö. Museen zur Verfügung. An weiteren Anbindungen von Datenbanken wird gearbeitet.


Im Digitalen Oberösterreichischen Kulturatlas kann man sich die Urmappe des Franziszeischen Katasters für jeden Punkt Oberösterreichs ansehen und diese mit Luftbildern, modernen Karten und zeitgenössischen Bildern, Stichen und Fotografien verknüpfen. Auch Haus- und Flurnamen können so rasch gefunden und lokalisiert werden. Natürlich profitiert ebenso die Familienforschung und Genealogie vom Internet. Dort finden sich die Matrikenbücher von 414 katholischen und 43 evangelischen Pfarren. Dazu kommen die Matriken der Diözese Linz bis 1820, im Sommer dieses Jahres werden jene von 1820 bis 1910 folgen. Auch alte Jahrgänge der wichtigsten oberösterreichischen Zeitungen sind unter anno.onb.ac.at abrufbar. „ANNO“ ist übrigens der virtuelle Zeitungslesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek.


Eine zusätzliche Informationsschiene für Personen, Bilder und Natur auf Gemeindeebene bietet das Kultur-Natur-Portal des Landes Oberösterreich (www.kultur-natur-oberoesterreich.at).
Auch interessant: Der statistische Dienst des Landes bietet alle Wahlergebnisse bis auf Gemeindeebene von 1945 bis 2009. Das Service wird demnächst auch über die Wahlen der Zwischenkriegszeit ausgedehnt.
 

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