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Die besten Töne der Kräuter-Hochburg Hirschbach

Von Peter Grubmüller (Text) und Reinhard Winkler (Fotos), 18. November 2017, 00:05 Uhr
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Bildergalerie Unterwegs mit Bernhard Walchshofer
Bild: Reinhard Winkler

Im Profil sieht er aus wie Anton Bruckner, aber Bernhard Walchshofer beherrscht mehr Instrumente als einst der Komponist. Der Musiker des Bruckner Orchesters führte die OÖN in seiner Heimatgemeinde Hirschbach im Mühlkreis durch seine Lebensstationen.

Bernhard Walchshofer steht auf dem Gemeindeplatz der Mühlviertler Gemeinde Hirschbach und betrachtet die Skulptur eines springenden Hirschen, die sie 1987 dort aufgestellt haben. Das metallene Tier versinnbildlicht den Ortsnamen, der auf eine Sage zurückgeht: Die ersten Siedler, die vor gut 1000 Jahren über das Gusental heraufkamen, sollen äsende Hirsche aufgeschreckt haben, worauf die scheuen Tiere über einen Bach flüchteten.

Hier kam Walchshofer 1954 zur Welt, als drittes Kind des Hufschmieds Alois und dessen Frau Hildegard. Vier weitere Geschwister folgten, also waren die Walchshofers zu neunt, als sie in den 60er- und 70er-Jahren als "Die musizierende und singende Familie Walchshofer" zuerst im vom Vater umgebauten Kleinbus zu Konzerten in ganz Österreich fuhren, bis sie mit ihrem Auftritt 1971 in Heinz Conrads’ legendärer TV-Sendung "Guten Abend am Samstag" zu Berühmtheiten aufstiegen.

Konzerte beim Freudenthaler

Bernhard Walchshofer, das Urgestein des Bruckner Orchesters, Cello-Stimmführer sowie weit gereister Musik-Tausendsassa, kennt hier jeden. Und jeder kennt ihn. Nach wenigen Schritten in Richtung Auerbach, wo das Elternhaus der Walchshofers von dem jüngeren Bruder Manfred (Volksschuldirektor in Neumarkt/Mühlkreis) bewohnt wird, breitet Edeltraud Freudenthaler die Arme aus – vor lauter Freude, den Bernhard wieder zu sehen. Freudenthaler betrieb einst wenige Meter die Straße hinauf jenes Gasthaus, in dem Walchshofer zu oft gespielt hat, um sich an alle Abende erinnern zu können. Ihr Sohn Wolfgang hat das Gasthaus zu einer Bäckerei mit Café umgebaut. Natürlich mit Kräuter-Schwerpunkt, weil Hirschbach seit Jahren als Zentrum der Genussregion "Mühlviertler Bergkräuter" auf sich aufmerksam macht.

Wir lassen das berühmte Bauernmöbelmuseum rechts liegen und ehe die Gemeinde im Norden endet, wacht erhaben eine riesige Notenzeile über Hirschbach. "Die hat mein Vater geschmiedet", sagt Walchshofer, "früher war sie das Balkongeländer unseres Elternhauses. Bei der Hausrenovierung hat sie mein Bruder abmontiert. Seitdem ist es eine Art Hirschbacher Wahrzeichen." Die Zeile zeigt die Noten von Hans Schnopfhagens "Hoamatgsang", der 1952 zusammen mit Franz Stelzhamers Text zur Landeshymne wurde. Links, im alten Posthaus, wohnen Gottfried Ecker und seine Frau Brigitta, eine Cousine von Walchshofers Mutter. Und wieder wird Walchshofer wie ein verlorener Sohn begrüßt. Es kennen ihn nicht nur alle, es mag ihn auch jeder.

Vom Schulweg zum Wandern

"Dort oben sind wir früher Ski gefahren, einen Lift gab’s auch", sagt Walchshofer und zeigt Richtung Osten. Diesen Weg sei er Tausende Male zu Fuß in die Volksschule gegangen, wo ihn die Lehrerin nach langen Konzerten oft während des Unterrichts schlafen ließ. Vielleicht hat ihn dieser Schulweg über viele Jahre lang zum Wandern im Salzkammergut angestiftet. Damit hat er vor geraumer Zeit aufgehört, er kommt nicht mehr dazu.

An freien Tagen fährt er jetzt nach Berlin. Seine drei Kinder leben dort: Nora (27, "Fushtank") hat sich mit elektronischen Kompositionen einen Namen gemacht. Ilias (26, "Dr. Propolus") ist Fotokünstler und Filmproduzent, Rafael (24) arbeitet bei Universal Music.

Wenn Walchshofer von seiner Familie spricht, klingt seine Stimme noch wärmer als sonst. Und es steht außer Frage, dass er auch heute seine Frau Bouchra, die er während eines Urlaubs in deren Heimat Marokko kennengelernt hat, wie vor 30 Jahren vom Fleck weg heiraten würde. "Obwohl mein Vater damals besorgt war, ob sie verschleiert ist – und was die Leute sagen. Um sie willkommen zu heißen, hat er trotzdem feierlich ein Schaf geschlachtet", sagt Walchshofer und macht wie so unverschämt oft ein unverschämt glückliches Gesicht.

Der Weg führt einen Hügel hinauf, es folgt ein Waldstück, und wir gehen die Instrumente durch, die Walchshofer beherrscht: Akkordeon, Cello, E-Bass, Gitarre, Keyboard, Klavier, Mandoline, Posaune, Querflöte. Das alles, obwohl er vorhatte, Arzt zu werden. Aber da kam das 1975 von seinem Lehrer vermittelte Vorspielen beim Bruckner Orchester dazwischen, das er gewann. Der Komponist und Pianist David Wagner hat es so beschrieben: Wegen seiner multiplen Begabungen hätten wir heute mit Walchshofer als Mediziner einen "praktischen neuro-gynäko-uro-pathologischen Hals-Nasen-Ohren-Augen-Haut-Kinderarzt". Dass Walchshofer auch über ein absolutes Gehör verfügt, taugt dann auch nicht mehr zur Überraschung. Allerdings sei diese Gabe Segen und ein bisserl Fluch, weil er bei jedem Stück zwar "zuwispün" könne, aber wenn die Töne falsch sind, leide er wie wenige. Trotzdem: Alles in seinem Leben nimmt der ansteckend herzliche Mann wie ein Geschenk. Am liebsten würde man ihn hin und wieder umarmen.

In Auerbach wartet Manfred vor dem Elternhaus. Längst ist auch das Wabenmuster verschwunden, mit dem der Vater, ein leidenschaftlicher Imker, die Fassade verputzt hatte. Es gibt Kaffee, Kuchen und einen Haufen entzückender Geschichten, die alle mit "weißt du noch ..." beginnen, während die beiden alte Fotoalben durchblättern.

Diese Geschichten müssen verfilmt werden, denkt man bei sich. Verglichen mit der Trapp-Familie aus der Film-Schmonzette "The Sound of Music" sind die Walchshofers viel glaubwürdiger. Und die prächtige Gegend rund um Hirschbach kann es mit Salzburg auch aufnehmen. Spielerisch.

Unterwegs mit Bernhard Walchshofer
Bild: Reinhard Winkler

Bernhard Walchshofer

Bernhard Walchshofer wurde am 15. September 1954 in Hirschbach im Mühlkreis geboren. Zusammen mit sechs Geschwistern wuchs er im nahen Auerbach auf. Nach der Matura in Freistadt studierte er am Linzer Brucknerkonservatorium und an der Wiener Musikhochschule (Prof. Wolfgang Herzer) Cello. Seit 1975 ist er Mitglied des Bruckner Orchesters. Obendrein spielt er beim Johann Strauß Ensemble, und zusammen mit Fritz Fuchs gründete er 1996 die Formation French Connection. Er ist mit der gebürtigen Marokkanerin Bouchra Walchshofer verheiratet, die beiden haben drei Kinder: Nora (27), Ilias (26) und Rafael (24).

Die Walchshofers

Zwei der insgesamt sieben Geschwister der „musizierenden und singenden Familie Walchshofer“ fehlen auf diesem Foto noch. Vater Alois, Mutter Hildegard und die Geschwister Monika, Alois, Bernhard, Irmgard, Manfred, Christian und Martin beherrschten mehrere Instrumente. So zogen die Walchshofers in den 60er- und 70er-Jahren durch Österreich und traten 1971 in der legendären TV-Sendung „Guten Abend am Samstag“ bei Heinz Conrads auf.

Die musizierenden und singenden Familie Walchshofer Bild: privat

 

 

 

Die Route: Der begehbare Kräutergarten

In Hirschbach (Zentrum „Mühlviertler Bergkräuter“) gelangen Sie durch die Kräuterpforte in den Pfarrgraben (Wildkräuter-Beschilderung). Weiter zur Abrahamkapelle und „Tischberger Höh“ wird der Weg entlang von Kräuterfeldern nach Oberndorf (Kräuter-Trocknung) und Thierberg (Verkauf) zum sinnlichen Erlebnis.

Anreise: Von Linz aus gelangen Sie mit dem Auto auf der B126 (Leonfeldener Straße) durch den Haselgraben über Hellmonsödt und Reichenau genauso nach Hirschbach wie auf der S10 (Mühlviertler Schnellstraße) über Freistadt und Auerbach.

Vielfältiges Wandern: Am besten beginnen Sie den Weg im Zentrum von Hirschbach. Sie können aus elf gut markierten Wanderwegen wählen: Hoadweg (5 km), Bergkräuterweg (13 km), Musikerweg (5 km), Steinbloß-Mauer-Weg (12,5 km), Gusen-Ursprung-Runde (7 km), „Luag amoi“-Weg (5 km), „Hofreither Weller-Weg“ (9 km), „Vier Höfe-Weg“ (5 km), Kultur-Weg (8 km), „Hirtstein-Weg“ (13,5 km), Panoramaweg (13 km).

Gastro-Tipp, Hirschbach: Gleich drei ausgezeichnete Gasthäuser sind zu empfehlen: Hirschbacherwirt (Familie Grubauer), Kräuter Wirt (Gasthaus Dunzinger) und Kulturwirtshaus Pammer.

Bauernmöbelmuseum: Bauernmöbel aus Hirschbach zählen zu den bekanntesten Kunstprodukten des Mühlviertels. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erreichte die Kultur der Hirschbacher Zimmerleute ihren Höhepunkt. Als „Hirschbacher Bauernmöbel“ sind heute Truhen, Kästen, Schüsselkörbe, Betten und vieles mehr begehrte Sammlerobjekte. Das Bauernmöbelmuseum in Hirschbach erreichen sie unter: 07948/541, 07948/55895, 07948/8701; museum@hirschbach.at

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