"Manche Gründer haben eine Vollkasko-Mentalität"
LINZ/WELS. Der Junge-Wirtschaft-Chef Bernhard Aichinger lobt zwar die Szene, mahnt aber zur Vorsicht.
Den Schritt in die Selbstständigkeit wagen in Oberösterreich immer mehr Menschen. 2018 wurden laut Wirtschaftskammer Oberösterreich 4756 Unternehmen gegründet – ein Zehn-Jahres-Hoch. Dieser Aufwärtstrend erfreut auch Bernhard Aichinger, seit 2015 Chef der Jungen Wirtschaft Oberösterreich. "Wir haben einen guten Boden für Gründer."
Trotzdem gebe es nach wie vor einige Baustellen in der Branche – sowohl bei den Gründern selbst als auch bei den Rahmenbedingungen, sagt Aichinger. Er verweist auf die "Vollkasko-Mentalität", die bei manchen jungen Selbstständigen herrsche. "Sie verlassen sich darauf, dass ihnen nichts passieren kann und sie ohnehin vom Staat aufgefangen werden, wenn ihnen plötzlich das Geld ausgeht."
Österreichweit ist ein Drittel aller neu gegründeten Firmen nach fünf Jahren nicht mehr aktiv. Für Aichinger liegt das zum Teil nicht nur an falschen Geschäftsmodellen, sondern auch an mangelnden wirtschaftlichen Kenntnissen. "Leider gibt es auch noch solche, die Umsatz und Gewinn gleichsetzen. Oft sieht man Rechnungen, wo man denkt, das kann sich einfach nicht ausgehen."
Im Bild: Bernhard Aichinger
"Kein verstecktes Steuersparen"
Bisweilen kommt in der Gründerszene auch Kritik an den Förderungen auf. Die Zahl der Förderstellen für Start-ups sei unübersichtlich, und in der zweiten Phase nach dem Gründen fehle finanzielle Hilfe. Vorwürfe, die der Chef der Interessenvertretung so nicht gelten lassen will: "Es sind ja nicht hunderte Förderstellen, sondern ein paar." Zudem sollte jeder Gründer danach trachten, bei der Finanzierung auch selbst die Initiative zu ergreifen, so Aichinger.
Der 30-Jährige fordert aber nicht nur Engagement von Gründern, sondern auch bessere Rahmenbedingungen. Aichinger plädiert für einen Beteiligungsfreibetrag. Private Investitionen sollen steuerlich abgesetzt werden können und dadurch attraktiver werden. "Das ist kein verstecktes Steuersparmodell für Reiche, sondern nötig, um sich nicht auf öffentliche Gelder zu verlassen."
Der zweite Punkt betrifft die Körperschaftsteuer. Aichinger kann damit wenig anfangen. "Sie erhöht das Risiko für Unternehmen." Der Satz für die KöSt sollte von 25 auf 19 Prozent sinken, wie von Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer vorgeschlagen. Dies würde es Österreich erleichtern, international konkurrenzfähig zu bleiben. Denn die Voraussetzungen seien gegeben: "Rund ums Gründen gibt es eine gute Gemeinschaft."
Mit Internetseiten und Online-Shops auf Erfolgskurs
Aichinger ist nicht nur Landesvorsitzender der Jungen Wirtschaft Oberösterreich, sondern auch Geschäftsführer des von ihm gegründeten Unternehmens E-Conomix. Die Welser Firma erstellt seit 2010 Internetseiten und Online-Shops für andere Unternehmen, etwa die Fitness-App Runtastic, den Baukonzern Swietelsky oder den Bäckereibetrieb Resch & Frisch.
In Summe habe E-Conomix 25 Großkunden und bereits 400 bis 500 Projekte abgewickelt, sagt Aichinger im Gespräch mit den OÖNachrichten. "Von klein bis groß ist alles dabei." Der Personalstand ist mittlerweile auf 20 Mitarbeiter gestiegen, der Jahresumsatz liegt bei zwei Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote beträgt 80 Prozent.Weil das Unternehmen stetig wachse, will Aichinger expandieren. Zu den derzeit 380 Quadratmetern in der Welser Dragonerkaserne sollen künftig noch einmal 180 hinzukommen. Und auch auf andere Firmen hat E-Conomix ein Auge geworfen: Die Welser sind an fünf oberösterreichischen Unternehmen in der Online-Branche beteiligt.
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> Private Investitionen sollen steuerlich abgesetzt werden können
> und dadurch attraktiver werden.
Was soll denn das schon wieder?
Dafür gibts die AfA
Ich lach mich tot über die Erklärungen zur AfA im Netz
Der Otto aus dem Normalverbrauch steht wie der Ochs vorm Tor: wozu dieses Steuergeschenk?
Denn niemand hat ihm als Voraussetzung erklärt, dass eine betriebliche Investition in eine Maschine, in ein Auto oder in einen Computer anfangs als 100% Gewinn=Einkommen versteuert werden muss.
Das glaubt eh keiner von den üblichen Festgehaltlern
Erst mit den Jahren, wenn die Maschine (...) älter wird, kriegt der investierende Unternehmer wieder etwas davon gutgeschrieben: AfA. Aber nicht etwa zurückgezahlt sondern nur als Abzug, wenn er was Neues investiert.
Das ist übrigens genau das, was die Weltverbesserer mit ihrer "Vermögenszuwachssteuer" fordern - und nicht verstehen, weil sie in der Schule "Blümchen" gelernt haben statt Basis-Buchhaltung.
Also 100.000 EUR je Mitarbeiter ist nicht berauschend, auch für diese Branche nicht. Aber 20 m2/MA Bürofläche ist dafür mehr als großzügig.