Wenn das Handy auf dem Holztisch lädt
NEUFELDEN. Tischler Friedrich Agfalterer will mit seiner Entwicklung Ladekabel überflüssig machen.
"Meine Frau schimpft mich immer, weil ich so viele Kabel herumliegen habe", sagt Friedrich Agfalterer. Die Not machte den 55-jährigen Tischler aus Neufelden im Mühlviertel erfinderisch. Er entwickelte ein System, das es ermöglichen soll, technische Geräte auf Holz aufzuladen – und das ohne Kabel oder Steckdose.
Aber wie funktioniert das? "Es ist ein induktives System", sagt Agfalterer. Das bedeutet, dass Energie zwischen zwei Geräten ohne direkten Kontakt über elektromagnetische Wellen übertragen wird. Bei guten Leitern sei das kaum eine Schwierigkeit, bei Holz hingegen schon eher, sagt der Tischler. "Holz ist ein guter Isolator. Da dringt das Signal nur schwer durch."
Agfalterer löste dieses Problem. Er entwickelte mit seinen sechs Mitarbeitern einen Signalverstärker, der in die Tischplatte eingebaut wird. Dieser soll einerseits dabei helfen, die Energieversorgung zu verbessern, und andererseits verhindern, dass zu viel Strahlung in die Umgebung kommt und andere Geräte stört.
"Ohne den Signalverstärker würde es nicht funktionieren", sagt Agfalterer. "Wir müssen ihn relativ dicht in den Tisch einfräsen, damit er nichts von seiner Leistungsfähigkeit einbüßt." Das Induktionssystem selbst kauft der Tischler von einem Anbieter zu.
Laden via Induktion ist per se nichts Neues. Es wird in verschiedenen Bereichen angewandt, etwa in der Automobilindustrie oder in der Technologiebranche. Auch im Haushalt gibt es induktive Ladesysteme: Stellt man die elektrische Zahnbürste nach dem Gebrauch wieder in ihre Ladestation, so lädt sie ohne direkte Steckverbindung.
Induktives Laden spaltet die Meinungen. Befürworter sagen, dass Kratzer oder Kabelverschleiß damit der Vergangenheit angehören. Kritiker bemängeln die lange Ladedauer.
200 bis 300 Euro Kosten
Laden mit Holz habe noch kaum jemand versucht, sagt Agfalterer. Geht es nach ihm, sollen auf einem Tisch nicht nur Handys, sondern auch größere Geräte wie Tablets aufgeladen werden. Pro Tisch sind mehrere Stellen vorgesehen, an denen die Geräte gleichzeitig geladen werden können.
Noch tüftelt der Mühlviertler an einer Ideallösung: "Der Ladevorgang dauert im Vergleich zur herkömmlichen Steckdose noch zu lange." In zwei bis drei Monaten will der Tischler sein System auf den Markt bringen. Kostenpunkt: 200 bis 300 Euro.
Der Tisch ist da noch nicht eingerechnet. Die billigsten Modelle in Agfalterers Tischlerei beginnen bei wenigen hundert Euro, die teuersten kosten 3000 bis 4000 Euro. "Jeder Tisch ist ein Unikat. Die Kunden müssen das Ladesystem aber nicht fix dazukaufen, wenn sie es nicht wollen."
Agfalterer ist seit 20 Jahren Tischler und vertreibt seine Produkte hauptsächlich in Oberösterreich. Er hat auch Kunden in Bayern, der Schweiz und der Ukraine.
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Induktiv laden heißt langes laden. Die Idee ist ja nicht schlecht, doch der Preis auch nicht gerade niedrig. Ich glaube nicht, daß es das große Geschäft wird.