voestalpine: Hohe Abschreibungen, 120 Prozent Dividende, große Zuversicht bei 220-kV-Leitung
LINZ. Der voestalpine-Vorstand relativiert den starken Gewinnrückgang im abgelaufenen Geschäftsjahr, beim Personal gebe es viel Potenzial, Überstunden abzubauen.
16,68 Milliarden Euro Umsatz hat die voestalpine im Jahr 2023/24 (per Ende März) gemacht. Der Rückgang betrug 8,5 Prozent. Das ist laut dem neuen, seit 1. April tätigen Finanzvorstand Gerald Mayer "je zu 50 Prozent auf Mengen- und Preisrückgänge" zurückzuführen, wie er bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch sagte.
Dass der Nettogewinn sogar um 82,4 Prozent auf 207 Millionen Euro eingebrochen ist, relativierte Mayer: "Man muss die Zahlen im richtigen Kontext lesen." 2022/23 sei ein Rekordjahr gewesen. Das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) sei im langjährigen Schnitt. Von einem "soliden" Ergebnis sprach Mayer daher, und was Verschuldung (so niedrig wie noch nie) und Eigenkapitalquote (45 Prozent) betreffe, sei die voestalpine "sehr gut aufgestellt", auch um die Investitionen in die grüne Produktion der nächsten Jahre zu stemmen.
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Der Grund für den massiven Gewinnrückgang sind vor allem Firmenwertabschreibungen, unter anderem auf die in Deutschland zum Verkauf stehende Tochter Buderus und die Automobilkomponenten-Sparte in der Division Metal Forming, wie Mayer erklärte. Insgesamt sind es gut 400 Millionen Euro an Wertberichtigungen.
Die Dividende wird zwar von 1,50 auf 0,70 Euro pro Aktie gekürzt. Die Ausschüttungsquote beträgt aber 120 Prozent. Man habe sich für diesen Dividendenvorschlag entschieden, weil das "Ergebnis von Einmaleffekten beeinflusst wurde und wir einen soliden Cashflow erwirtschaftet haben", sagte Vorstandsvorsitzender Herbert Eibensteiner.
"Europa schwächster Markt"
Eibensteiner ordnete die Märkte geographisch ein: "Europa war der schwächste Markt" - vor allem wegen der stagnierenden Entwicklung in Deutschland. In den USA habe es eine bessere Entwicklung als erwartet gegeben, ein robustes Wachstum trotz Inflation und hohen Zinsen. Das Wachstum in Asien sei gesunken, weil die Probleme im chinesischen Immobiliensektor belasteten. Auch in Südamerika sei von abgekühltem Wirtschaftswachstum betroffen gewesen.
Was die Geschäftsbereiche betrifft, entwickelten sich Bahninfrastruktur, Luftfahrt und Lagertechnik gut. Bau, Maschinenbau und Konsumgüterindustrie waren rückläufig. Auch im laufenden Geschäftsjahr sollte es in ersterem Bereich positiv weitergehen, Zweiterer sollte "zumindest auf aktuellem Niveau" bleiben. Eine weiter stabile Entwicklung wird in der Automobilindustrie und im Energiebereich erwartet.
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Die Zahl der Mitarbeiter ist konzernweit leicht gestiegen auf 51.589. In Österreich sind es rund 24.000. Trotz schwacher Konjunktur sagte Eibensteiner, dass die Zahl in Österreich in etwa stabil bleiben werde. "Wir können atmen", sagte er mit Verweis auf 1500 "Mannsjahre" an Überstunden, die abgebaut werden könnten.
Wie berichtet, investiert die voestalpine rund 1,5 Milliarden Euro in zwei Elektrolichtbogenöfen in Linz und Donawitz. Jener in Linz soll 2027 in Betrieb gehen. "Die Baustellen laufen plangemäß", sagte Eibensteiner. Grundvoraussetzung dafür ist die Errichtung der 220-kV-Stromleitung im Linzer Zentralraum. Vorigen Herbst hat das Bundesverwaltungsgericht aber der Beschwerde von Projektgegnern aufschiebende Wirkung zuerkannt. Nun wartet alles auf die endgültige Entscheidung über den Bescheid, wonach die Leitung gebaut werden kann.
Hubert Zajicek, Chef der Stahldivision, sagte, dass in diesem Verfahren, das den Netzbetreiber APG betreffe, zuletzt eine Verhandlung stattgefunden habe. "Wir sind bester Dinge, dass der Bescheid bestätigt wird." Dies sollte in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Es werde also keine Verzögerungen beim Elektrolichtbogenofen-Projekt geben. So sei zum Beispiel schon die Förderbandbrücke für den Rohstofftransport gebaut.
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