OMV trotzt Preisniveau und hängt in der Warteschleife
WIEN. Der Öl- und Gaskonzern erwirtschaftete im Vorjahr trotzt gesunkener Öl- und Gaspreise den höchsten Nettogewinn der Firmengeschichte. Hinter zwei Prestigeprojekten stehen allerdings Fragezeichen.
Für Österreichs größten Industriekonzern, die OMV, liefen die Geschäfte im vergangenen Jahr trotz eines schwierigen Marktumfelds wie geschmiert. Das börsenotierte Mineralölunternehmen konnte den Jahresüberschuss um acht Prozent auf 2,1 Milliarden Euro steigern – gleichbedeutend mit dem höchsten Nettogewinn der Firmengeschichte. Das operative Ergebnis vor Sondereffekten sank um drei Prozent auf 3,5 Milliarden Euro.
„Der Ölpreis war schwach, der Gaspreis noch schwächer. Trotzdem haben wir uns behauptet“, sagte OMV-Vorstandsvorsitzender Rainer Seele heute, Donnerstag, bei der Präsentation der Jahreszahlen in Wien. Der Ölpreis gab wegen eines Überangebots auf dem Markt und der Folgen des Handelsstreits und zuletzt des Ausbruchs des Coronavirus nach. Der durchschnittliche Preis für die Nordseemarke Brent sank im Jahresverlauf um zehn Prozent.
Noch deutlicher war der Rückgang bei Gas mit einem Minus von 36 Prozent. Das bekam der Konzern auch im vierten Quartal des Vorjahres zu spüren, in dem der Gewinn im Vorjahresvergleich um 42 Prozent einbrach. Dass die OMV im Gesamtjahr trotzdem mehr verdiente, liegt für Seele am verbesserten Tankstellengeschäft, dem Auslastungsgrad der Raffinerien (97 Prozent) sowie verstärkten Aktivitäten in Neuseeland, Malaysia und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Bei der Produktion hat die OMV erneut an der Kostenschraube gedreht. Die Produktionskosten je Barrel sanken um sechs Prozent auf 6,6 US-Dollar. Vor sechs Jahren war es noch mehr als das Doppelte gewesen. Die Produktionsmenge stieg auf 487.000 Barrel Öläquivalent pro Tag. Wegen des gestiegenen Periodenüberschusses soll auch die Dividende erneut angehoben werden. Der Vorstand schlägt dem Aufsichtsrat und der Hauptversammlung eine Erhöhung von 1,75 auf 2 Euro je Aktie vor. Davon profitiert auch der Finanzminister, denn der Staat hält über die Beteiligung ÖBAG 31,5 Prozent der Anteile am Ölkonzern.
„Gespräch allein reicht nicht“
Bei zwei Projekten hängt die OMV in der Warteschleife: Neptun und Nord Stream 2. Beim Gasförderprojekt im Schwarzen Meer erwägt der bisherige Partner Exxon einen Absprung, bei der geplanten Ostsee-Pipeline von Russland nach Europa stehen derzeit wegen US-Sanktionen die Bauarbeiten still. Die OMV ist als Finanzpartner an Nord Stream 2 beteiligt. Seele sagt dazu: „Wie es weitergeht, weiß ich nicht. Meine Kristallkugel ist nicht transparent.“ Er fordert eine schärfere Gangart gegenüber den USA: „Dann man in Europa nur sagt, man sucht das Gespräch, reicht nicht.“