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Nothilfen für Rübenbauern sollen Agrana-Zuckerfabrik retten

Von nachrichten.at/apa, 10. November 2020, 16:54 Uhr
Bild: (Volker Weihbold)

LEOPOLDSDORF. Die Agrana-Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfelde (NÖ) mit 150 Mitarbeitern dürfte vorerst gerettet sein.

Der Konzern wollte die Fabrik schließen, sollten 2021 nicht zumindest auf 38.000 Hektar Zuckerrüben angebaut werden. "Die Bauern werden im kommenden Jahr auf 38.000 Hektar Rüben anbauen", verkündete nun Agrarministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Für die Bauern gibt es neue Hilfszahlungen, wenn ihre Rüben von Schädlingen zerstört werden und sie wieder Rüben ziehen.

"Bis dato wurde für 2021 eine Zuckerrüben-Anbaufläche von 38.100 Hektar erzielt", bestätigte ein Agrana-Sprecher auf Anfrage der APA. Nun sei der Aufsichtsrat der börsennotierten Agrana am Zug, verwies er auf die notwendigen Entscheidungsschritte im Konzern. Das Gremium befasst sich am 27. November mit der Thematik.

Vor wenigen Wochen noch schien die von der Agrana - sie erzeugt den bei Verbrauchern bekannten "Wiener Zucker" - geforderte Mindest-Anbaufläche von 38.000 Hektar in weiter Ferne. Heuer lag die Rübenanbaufläche nach einem stetigen Rückgang über die vergangenen Jahre bei 26.000 Hektar. Zu sehr hatten die Rübenbauern zuletzt mit dem Klimawandel, Vorgaben im Pflanzenschutz und damit einhergehenden großen Ernteausfällen zu kämpfen.

250 Euro je Hektar

Nun gibt es neue Hilfszahlungen von Bund und Ländern, damit die Rübenbauern bei der Stange gehalten bzw. auch wieder zu dieser zurückgeholt werden - und weiterhin beide Agrana-Fabriken mit den Rüben ausgelastet werden können. Eine zweite steht neben Leopoldsdorf in Tulln in Niederösterreich und war nicht von einer Schließung bedroht. Bund und Länder leisten betroffenen Ackerbauern je zur Hälfte eine Prämie von 250 Euro je Hektar, wenn der erste Zuckerrübenanbau durch Schädlinge vernichtet werden sollte - und die Landwirte auf der betroffenen Fläche neuerlich Rüben anbauen.

Die Agrana garantiert die Abnahme der Zuckerrüben weiter mit Verträgen. Saatgut wird bereitgestellt. Wird der erste Anbau von Schädlingen vernichtet, trägt der börsennotierte Stärke-, Frucht- und Zuckerkonzern die Saatgut-Kosten für den Wiederanbau.

"Die heimische Zuckerproduktion war in akuter Gefahr", verwies Köstinger bei der Pressekonferenz am Dienstag in Wien auf Trockenheit und Schädlingsbefall. "Wir wollen und müssen die Selbstversorgung unseres Landes mit Rübenzucker aus Österreich sichern, damit wir nicht von Importen abhängig sind. Das geht nur, wenn wir unseren Rübenbauern eine Perspektive geben."

"Wir haben es tatsächlich geschafft mit diesem Paket die 38.000 Hektar zu überschreiten. Die gemeinsame Kraftanstrengung von Politik, Interessenvertretungen, der Agrana und Rübenbauernorganisationen hat gewirkt", sagte der Präsident der Rübenbauern, Ernst Karpfinger. "Unsere Mitglieder haben durch ihre gesteigerte Anbaubereitschaft den genossenschaftlichen Zusammenhalt in schwierigen Zeiten bewiesen und gemeinsam das Flächenziel erreicht." Gratissaatgut, wenn etwas schief geht und Verträge über drei Jahre seitens der Agrana hätten maßgeblich zum Weitermachen der Zuckerrübenbauern beigetragen, dankte der Praktiker unter anderem dem Konzern.

Der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ) und ÖVP-Politiker Johannes Schmuckenschlager will die Produktionssparte Rübe nun so weiterentwickeln, dass die Bauern planbare Rahmenbedingungen für eine langfristige, zukunftsfähige Perspektive erhalten. Zudem betonte er, wie wichtig das "Werkzeug Pflanzenschutz" sei: "Es braucht die Zulassung und Verfügbarkeit von wirksamen Pflanzenschutzmitteln, um die österreichische Produktion abzusichern und damit die Versorgung mit hochwertigem heimischen Zucker sicherzustellen", so der Bauernvertreter. Würde die Fabrik geschlossen, würde einhergehend der Zuckerrübenanbau zurückgehen, sagte er weiters.

"Alles andere als ein Spaziergang"

Die Agrana hatte in der Aufsichtsratssitzung am 25. August entschieden, die Zuckerproduktion in Österreich aufgrund der damals geringen Rübenanbaufläche auf den Standort Tulln zu konzentrieren und den Standort Leopoldsdorf nach der heurigen Rübenkampagne im Dezember 2020 zu schließen. Der Standort östlich von Wien könne nur fortgeführt werden, wenn eine Zusicherung einer Anbaufläche in Österreich von zumindest 38.000 Hektar bis Mitte November 2020 gegeben ist. Das ist nun der Fall. Gearbeitet wird mit den Zuckerrübenbauern üblicherweise mit dreijährigen Verträgen.

Die größten Anbauflächen gibt es in Niederösterreich und Oberösterreich. Vor allem in Oberösterreich ist die kontrahierte Fläche nunmehr deutlich gestiegen. "Es war alles andere als ein Spaziergang", sagte Niederösterreichs Agrarlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP). Oberösterreich und Niederösterreich hätten notwendige Pflanzenschutzmittel anerkannt. Wien und Burgenland hätten dies nicht getan, kritisierte er in Richtung der beiden SPÖ-geführten Länder. "Weil es halt populistisch interessant ist", sei man dort gegen Pflanzenschutzmittel - und die Rübenanbaufläche würde dort sinken. Es geht um Notfallzulassungen für Neonicotinoide. Die vereinbarte Rübenanbaufläche stieg insgesamt deutlich. Die Biofläche stagniert hingegen bei rund 2.000 Hektar.

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8  Kommentare
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LiBerta1 (3.293 Kommentare)
am 11.11.2020 08:09

An Zucker und den Folgekrankheiten sterben mehr Menschen als an Corona, trotzdem wird der Zuckerkonsum auch noch mit Steuergeldern subventioniert.

Zucker soll nicht subventioniert, sondern mit einer Extra-Steuer verteuert werden. Andere Länder machen das schon mit Erfolg.

Schließt die Zuckerfabrik und subventioniert ein Gewächshaus, in dem das ganze Jahr Gemüse angebaut werden kann.

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Betroffener127 (3.704 Kommentare)
am 11.11.2020 08:42

Genau so ist es.
Und daher auch nur sinnentleerte Phrasendrescherei, wenn die Politik immer von Förderung vom „Guten“ und Verteuerung vom „Schlechten“ faselt.

In der Realität sieht es völlig anders aus. Da geht es um Lobbyismus, Korruption und Macht.

Übrigens, in dieser Sache hat auch der Herr Josef Pröll, seines Zeichens Ex-Politiker kräftigst seine Hand im Spiel. Und natürlich Südzucker und die Raiffeisenbank.

Pröll ist einer der 5 Vorstände, welche im Jahr über 2 Millionen an Bonuszahlungen absahnen.
Dazu bekommen die 131 Großaktionäre jährlich 50 Millionen Dividende.

Bezahlen darf das nun alles der Steuerzahler und es wird vorgegaukelt, dass das alles nur zum Wohle der Arbeitsplätze passieren würde.

Korruption und Österreich.
Eine kongeniale Gemeinschaft.

Und es funktioniert auch prächtig, da dem gelernten Ösi alles wurscht ist.

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snooker (4.427 Kommentare)
am 10.11.2020 17:46

Zuckerrüben statt Spargel - könnte man so manchem Bauern raten!
Man bräuchte keine Erntehelfer!
Würde das Sinn machen?

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susisorgenvoll (16.665 Kommentare)
am 10.11.2020 17:39

Ich bin sehr dafür, dass Österreich bei der Zuckerversorgung autark bleibt oder wird! Das ist mit Sicherheit auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, wenn man alleine die weiten Transportwege von Zuckerrohr-Zucker in Betracht zieht!

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Sommergewitter (1.104 Kommentare)
am 10.11.2020 17:38

Neonicotinoide werden also wieder im Notfall in NÖ und OÖ ausgebracht werden.

Da liegen mir und meiner Familie aber Österreichs Bienen viel mehr am Herzen als eine inländische Zuckerproduktion. Aber gegen Raiffeisen und die deutsche Südzucker AG kommst halt nicht an.

https://www.wienerzeitung.at/meinung/gastkommentare/2072568-Der-Niedergang-der-oesterreichischen-Zuckerindustrie.html

https://www.derstandard.at/story/2000078766222/verbot-fuer-neonikotinoideauf-europaeischer-ebene-beschlossen

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moarli35 (2.528 Kommentare)
am 10.11.2020 17:44

Diese bösen bösen Bauern gehören bestraft

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Biobauer (6.035 Kommentare)
am 10.11.2020 19:07

Mein liebes Sommergewitter.
Was meinen sie was auf Zuckerrohrplantagen für Gifte ausgebracht werden?
Mit Fliegern über den Köpfen der dort arbeitenden Menschen.

Aber das ist ja weit weg und wir Importieren ja nur das Gift mit unserer Nahrung.
Hauptsache in Österreich bleibt unser Agrardisneyland erhalten.

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Betroffener127 (3.704 Kommentare)
am 10.11.2020 17:16

Wie immer in Österreich :
ein Konzern diktiert mit seinen Forderungen die Maßnahmen, und die Politik erfüllt sie buckelnd.

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