Lenzing trotzt dem historisch tiefen Preisniveau bei Viskosefasern
LENZING. Ein höherer Anteil an Spezialfasern hilft, das Ertragsniveau annähernd zu halten.
„Ein so angespanntes Umfeld hatten wir zuletzt Ende 2014, Anfang 2015 – und damals lief im Unternehmen ein massives Restrukturierungsprogramm. Heute setzen wir einfach weiter unsere Strategie um.“ So beschreibt der Vorstandschef Stefan Doboczky die aktuelle Situation des Faserherstellers Lenzing bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse.
Zum Marktumfeld: Bei der wichtigen Zellulosefaser Viskose gebe es auf dem Weltmarkt historische Tiefstpreise. Allein gegenüber dem Vorjahr liegen die Preise für Standardviskose 17 Prozent unter jenen des Vorjahres. 36 Prozent seines Geschäfts macht der Faserhersteller mit Standardfasern. Mehr als 48 Prozent des Umsatzes entfallen hingegen auf Spezialfasern. Wegen dieser Fasern, die als Modal oder Lyocell verkauft werden, konnte Lenzing den Umsatz mit 1,09 Milliarden Euro leicht um ein Prozent steigern. Neben dem qualitätsvolleren Produktmix half dem Unternehmen auch eine günstigere Euro-Dollar-Relation.
Das Ergebnis konnte da nicht mithalten. Die Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag mit 181 Millionen Euro um sieben Prozent hinter dem Vorjahr. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieben fast zehn Prozent vom Umsatz. Mit einem Eigenkapital von 1,5 Milliarden Euro sehe sich das Unternehmen gut für die bevorstehenden Großprojekte ausgestattet, sagt Finanzvorstand Thomas Obendrauf.
Große Investitionen im Anrollen
Das ist zum einen der Bau einer Lyocell-Fabrik in Thailand. Dafür sind 400 Millionen Euro vorgesehen. Diese soll im Erstausbau 2021 in Betrieb gehen. Auf dem Gelände ist aber Platz für weitere ähnlich große Anlagen. Gemeinsam mit Partner Duratex wird der heimische Faserhersteller in Brasilien eine 450.000-Tonnen-Zellstofffabrik in Brasilien bauen. Obwohl die Bagger schon fahren und eine vorläufige Produktionsgenehmigung bereits vorliegt, werde die endgültige Investitionsentscheidung erst Ende des Jahres fallen. „Das sind Vorbereitungen wie Umzäunungen und anderes“, erklärt Doboczky dazu.
Was die Milliarden-Investition noch kippen könnte? „Es vergeht kein Tag, an dem uns unser Finanzvorstand nicht darauf aufmerksam macht, dass der brasilianische Real eine volatile Währung ist“, so die Antwort des Konzernchefs.