Konkurrenz aus China und den USA: Forschung braucht "langfristige Finanzierung"

WIEN. Forschungs- und Industrievertreter fordern Maßnahmen für den Forschungsstandort. Auch die Rolle der Universitäten und Fachhochschulen war Thema.
Österreich liegt mit einer Forschungsquote von 3,3 Prozent - das ist der Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) - im europäischen Spitzenfeld. Länder wie Belgien und Schweden liegen vor Österreich, orientieren solle man sich an Finnland: Dort wurde gesetzlich festgelegt, bis zum Jahr 2030, vier Prozent des BIP für Forschung und Entwicklung auszugeben.
Zu diesem Schluss kamen am Freitag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz Heinz Faßmann (Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften), Brigitte Bach (Sprecherin der Geschäftsführung des Austrian Institute of Technology) und der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) Christoph Neumayer.
„Österreich und Europa befinden sich in einem globalen Wettbewerb und die großen Forschungsnationen, wie die USA, China oder Japan, Südkorea und Singapur investieren viel in Wissenschaft und Innovation", sagte Faßmann, der bis Dezember 2021 Bildungs- und Wissenschaftsminister auf einem VP-Ticket war.
Die USA und China seien starke Konkurrenten, das zeige sich an der Zahl der Publikationen und Patente, sagte Bach. Forschung sei zentral für die Wettbewerbsfähigkeit, den Erhalt von Wohlstand und Arbeitsplätzen. Dem schloss sich auch Neumayer an: "Wir werden unsere Wohlstand nur erhalten, wenn wir bei Forschung und Entwicklung an der Spitze stehen".
Finanzierung um drei Jahre verlängern
Gemeinsam trete man für eine langfristige Finanzierung und den Abbau bürokratischer Hürden ein. Faßmann nannte beispielsweise den Bereich grüner Gentechnik, die derzeit noch oft verhindert werde. Bei der öffentlichen Finanzierung, die derzeit auf drei Jahre (nicht kürzbar) fixiert ist, fordert Faßmann ein "3+3 Modell". Das Budget solle also drei weitere Jahre - allerdings nicht mehr unkürzbar - ausgeweitet werden, das schaffe Planungssicherheit.
Laut einer Prognose der Statistik Austria werden heuer 16,6 Milliarden Euro für Forschung aufgewendet, zwei Drittel stammen von Unternehmen, ein Drittel (etwa 5,6 Milliarden Euro) entfällt auf die öffentliche Hand. Laut Bach erhöhe ein Euro in der Forschungsförderung die Investitionen im Unternehmenssektor um 1,7 Euro und bewirke darüber hinaus zusätzliche Umsätze.
Diskussion um kommendes Budget
Auch auf die Aussagen von Fiskalratspräsident Badelt und bevorstehende Budgetverhandlungen einer neuen Bundesregierung wurde bei der Pressekonferenz eingegangen.
- Lesen Sie hier: Budget: Fiskalrat fordert Sparpaket nach der Wahl
Manche Subventionierungen müssten zurückgefahren werden, durchaus auch im Bereich der Wirtschaft, sagte Neumayer. "Wir dürfen nicht mehr mit der Gießkanne durch das Land laufen." Bei den "Zukunftsinvestitionen" in Forschung und Entwicklung dürfe allerdings auch in einer budgetär angespannten Situation nicht gespart werden. Neumayer forderte von der Regierung die Sicherung des "Fonds Zukunft Österreich": Die Finanzierung der Spitzenforschung müsse bis 2030 sichergestellt werden und auf mindestens 200 Millionen Euro pro Jahr ausgebaut werden.
Fachhochschulen und Universitäten
Faßmann ging auch auf die Rolle der heimischen Hochschulen ein. Laut dem Präsidenten der Akademie der Wissenschaften finde sich nur ein Viertel der Studenten an den Fachhochschulen (FH) und Pädagogischen Hochschulen. Im internationalen Vergleich sei das auffällig: In den Niederlanden sei das Verhältnis der Universitäten zu den Hochschulen, was die Studentenzahl betrifft, 30 zu 70.
Der Präsident der Akademie der Wissenschaften plädierte dafür, dass die Fachhochschulen sich weiter verstärkt auf Ausbildung und ihre Anwendungs- und Auftragsforschung stärken. Universitäten sollten sich vermehrt der Grundlagenforschung widmen und von der Ausbildungslast befreit werden. "Bei manchen Fachhochschulen gibt es die Ambition eine Universität zu werden, das ist nicht der richtige Weg", sagte Faßmann. Das Promotionsrecht für die FH sieht er nach wie vor kritisch.
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