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Aus für Kettler: Deutscher Tretauto-Hersteller sperrt zu

Von nachrichten.at/apa, 14. Oktober 2019, 19:50 Uhr
Kettler hat Insolvenz angemeldet
Kettler Bild: Kettler

DÜSSELDORF. 70 Jahre nach der Gründung muss der Tretauto-Produzent seine deutschen Werke endgültig schließen.

"Wir können die Produktion nicht weiterführen. Sie ist in der heutigen Struktur nicht mehr lebensfähig", sagte der Rechtsanwalt Martin Lambrecht, der die Kettler-Unternehmensführung in dem schon Ende Juli eingeleiteten Insolvenzverfahren berät.

Die verbliebenen rund 550 Kettler-Mitarbeiter wurden am Montag auf einer Betriebsversammlung über die Schließungsentscheidung der Geschäftsführung informiert. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens in dieser Woche würden 400 Beschäftigte widerruflich freigestellt, sagte Lambrecht. "Mit 144 Mitarbeitern werden wir vorläufig noch weiterarbeiten, um die Produktion abzuwickeln."

Bekannt wurde Kettler vor allem durch seine Tretautos: die Kettcars. Für Millionen Menschen, die noch vor der Smartphone-Ära groß wurden, ist das Kettcar ein unvergessliches Stück Kindheit. Der frühere deutsche Formel-1-Star Michael Schumacher drehte auf dem 1961 von Heinz Kettler erfundenen Tretauto ebenso seine ersten Runden wie Millionen anderer Kinder. Mehr als 15 Millionen Exemplare wurden verkauft - es war ein Symbol der Wirtschaftswunderzeit. Das Kettcar bekam sogar einen eigenen Dudeneintrag als "mit Pedalen über eine Kette angetriebenes Kinderfahrzeug".

Doch von einer ruhmreichen Vergangenheit alleine lässt sich nicht leben. Das musste das Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder schmerzhaft erfahren. Drei Mal mussten die Firmenverantwortlichen innerhalb von gut vier Jahren den Weg zum Insolvenzgericht antreten. Zwei Mal gelang es noch, eine endgültige Pleite zu verhindern und die Weiterexistenz zumindest vorübergehend zu sichern. Doch beim dritten Mal blieb ein Wunder aus.

Dabei hatte zu Jahresbeginn der Einstieg des Finanzinvestors Lafayette Mittelstand Capital bei dem Traditionsunternehmen noch einmal ein wenig Hoffnung auf bessere Zeiten aufkommen lassen. Der neue Besitzer kündigte damals an, er wolle mit Kettler "die Kurve von der Traditions- zur Trendmarke" kriegen. Zur nun bekannt gewordenen Schließungsentscheidung äußerte sich Lafayette zunächst nicht.

Doch wäre für eine wirklich nachhaltige Sanierung wohl auch ein Wunder nötig gewesen. Denn der Freizeitgerätehersteller kämpft seit geraumer Zeit mit schlechten Zahlen. Firmengründer Heinz Kettler hatte das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der führenden Hersteller von Sportgeräten, Fahrrädern und Gartenmöbeln gemacht. Er erfand nicht nur Deutschlands bekanntestes Tretauto. Er nahm für sich auch in Anspruch, 1977 weltweit das erste Aluminium-Bike auf den Markt gebracht zu haben. Und der Kettler-Hometrainer Golf war in den 1980er Jahren eines der beliebtesten Fitnessgeräte Europas.

Später aber verlor das Unternehmen an Schwung. Spätestens nach dem Tod des Gründers 2005 ging es bergab. Schon 2009 musste Kettler Hunderte Arbeitsplätze abbauen. 2015 stellte das Unternehmen erstmals Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Doch gelang nach dem Abbau von rund 200 Stellen und dem Verkauf der Fahrradsparte ein Neuanfang.

Die Rettung war allerdings nur von kurzer Dauer. Schon 2018 musste Kettler erneut zum Insolvenzgericht. Zeitweise schien eine Schließung der Firma wahrscheinlicher als eine Weiterführung, obwohl sich sogar die nordrhein-westfälische Landesregierung in die Rettungsbemühungen einschaltete. Erst der Einstieg von Lafayette brachte dann doch noch die Rettung in letzter Minute.

Doch nur sieben Monate später musste das Unternehmen schon wieder Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung stellen. Und diesmal fand sich kein Ausweg mehr. "Ein Kettler wie bisher wird es zukünftig nicht mehr geben. Der Markenname kann möglicherweise weiterexistieren, Produkte 'Made in Germany' wird es aber nicht mehr geben", sagte Lambrecht.

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21  Kommentare
21  Kommentare
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tulipa (3.280 Kommentare)
am 15.10.2019 23:33

Neulich am Stadtrand von Wels: junge Eltern beim Spaziergang mit kleinem Kind (schätzungsweise 2- 3 Jahre). Das Kind sitzt auf einem - ganz langsam - fahrenden Elektrogefährt, keinerlei Bewegung. Die Eltern müssen sehr langsam gehen, um das Kind nicht zurück zu lassen. Wäre ein Laufrad / Dreirad / Kett-Car nicht viel besser?
Wir brauchen uns nicht wundern, wenn Kinder dann nicht mal mehr Rad fahren können.

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Sensibelchen (829 Kommentare)
am 15.10.2019 22:42

Ja echt Schade! Mir wurde dieser Herzenswunsch nie erfüllt. Meine Kinder haben damit schon vorwärts und rückwärts einparken gespielt. zwinkern

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 15.10.2019 10:06

Die Stadt vor 50 Jahren und die Stadt heute.
Die sandigen Spielplätze wurden verbaut. Heute dürfens mit einem e-Scooter auf dem Gehsteig fahren. Stell dir vor, wenn Kinder mit einem Kettcar daherkämen. Wir verbauen den Kindern ihre Zukunft. Was soll daraus nur werden.

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ElimGarak (10.745 Kommentare)
am 15.10.2019 12:02

In meiner Strasse sinds die Anwohner auf dem Weg zum Spielplatz hin durch meine Jungs zum Glück gewohnt, und finden es nicht störend, im gegenteil sogar toll dass die Jungs das machen, was sie schon in ihrer Jugend gemacht haben... Kettcar fahren zwinkern

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pepone (60.622 Kommentare)
am 15.10.2019 12:51

ALCEA

und stell dir mal vor wie Großstädte in 50 Jahren aussehen werden aufgrund des weltweiten permanenten Zuzug vom Land.

bsp :
in meiner Straße in Frankreich wo ich ca.11 Jahren bis 1959 aufgewachsen bin gab es ca. 50 Arbeiter Familien und NUR 5 Autos ...heute sind es MEHR AUTOS als Familien .

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ElimGarak (10.745 Kommentare)
am 15.10.2019 09:54

Schade darum, Bei Kettcars war diese Marke führend in Sachen Qualität. Zwar zum stolzen Preis, aber aus meiner Sicht trotzdem noch mit ordentlichem Preis Leistungsverhältnis.

Meine Söhne fähren auch heute noch mit einem 10 jahre alten, nie reperaturbedürftigen, voll intaktem Kettcar. Echte Pneus, einfach verstellbarer Sitz, leichtgängige direkte Lenkung, eine verlässlicher Kettenantrieb und schon kann das wissen über Gasgeben, Einlenken und Bremsen bei Driftenwettbewerben auf dem sandigen Spielplatzboden vom großen an den kleinen Bruder weitergeben werden. Da vermisst mal keiner die Computerspiele, die selber erlebte Action ist viel "cooler".

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Alfred_E_Neumann (7.233 Kommentare)
am 15.10.2019 13:49

Zum Problem wurde auch eher der Bauchladen mit den vielen Produktlinien.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 15.10.2019 08:55

von TRANSALP (2.181 Kommentare)
vor 10 Stunden
Die Kids heute fahren wohl lieber elektrisch....

so is es …
immer mehr kleinen Kinder fahren damit STATT SICH ZU BEWEGEN !!!

Es ist aber auch zu bemerken dass mehr Laufräder gebraucht werden als früher statt Kinderfahrräder mit Radstützen . Woher auch immer sie kommen ...

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crimsonking (163 Kommentare)
am 15.10.2019 07:02

Für alle Suchenden: Die Firma BERG-Toys aus Holland baut TretGoCarts für Kinder bis Erwachsenengröße in bester Qualität ! Lokaler Vertrieb vorhanden.

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Klettermaxe (10.698 Kommentare)
am 15.10.2019 00:27

Ehemals starke Marke mit zu vielen Geschäftsfeldern und letztendlich mittelmäßigen Produkten zu stolzen Preisen.

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transalp (10.177 Kommentare)
am 14.10.2019 22:28

Die Kids heute fahren wohl lieber elektrisch....
Aber :
Diese Dinger machten echt Spaß !
Ich hatte sowas, und mein Sohn konnte sich als Kleiner auch noch dafür begeistern.
das ist nich nicht allzu lange her.....!!
.
Vor allem Bergab war die Hölle los- regelrechte Bewerbe gab es...
Die Kids heute?
NaJa.
E- Scooter Generation. ..

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KritischerGeist01 (4.928 Kommentare)
am 15.10.2019 09:54

Ich habe noch kein Kleinkind gesehen, dass sich den eScooter, das elektrische Auto oder die Playstation SELBST GEKAUFT HÄTTE. Die Kinder sind nicht schuld, sondern die Eltern - die ermöglichen die Bewegungs-Faulheit der Kinder.

Übrigens: Kein Kind muss mit dem SUV zur Schule gefahren werden; kein Kind muss im Urlaub unbedingt nach Dubai fliegen; kein Kind muss zu McDonalds essen gehen.

Das Problem sind immer die Eltern. Die Kinder kopieren nur das Verhalten.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 15.10.2019 12:45

KRITISCHERGEIST01

du hast sicher nicht unrecht ...es gilt aber immer noch Angebot und Nachfrage .
WER auch immer danach fragt : Kind oder Eltern 😉😉

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( Kommentare)
am 14.10.2019 21:10

Die deutsche Fahrzeugindustrie verliert eine Institution für kleine Autofans. Dabei wären umweltfreundliche Tretautos in allen Größen gefragt.

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observer (22.247 Kommentare)
am 14.10.2019 21:18

Wenn sie der Umwelt Gretl ein so ein Auto geschenkt hätten, dann hätten sie wenigstens etwas Reklame gehabt.

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transalp (10.177 Kommentare)
am 14.10.2019 22:21

An Observer:
Ach, geht's nicht OHNE Politik hier?
Sie sind wohl auch einer von denen. ..
.
Denken Sie mal an die SACHE !!, nicht nur an "Seitenhiebe".
Schade um dieses Unternehmen. Ich hatte auch mal so ein tolles Gefährt. ..

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salbeitee (3.135 Kommentare)
am 15.10.2019 01:55

Die Gretl wär mit dem Kettlauto von Düsseldorf nach Berlin gefahren, und zwar an einem Freitag, auf der Reichsautobahn, und anschließend mit dem Flugzeug wieder zurück nach Düsseldorf, zwecks Pressekonferenz.
Übrigens ... ganz in der Nähe von dort wurden doch die ersten Neandertalerreliquien ausgegraben ... irgendwem schauen die weiblichen Neandertalerinnen ähnlich.

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Stoadoafa (121 Kommentare)
am 16.10.2019 12:32

Bin zwar kein Klimaaktivist aber du bist leider Unterbelichtet

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Proking (2.663 Kommentare)
am 18.10.2019 15:05

Gell Stoadoafa, Steine waren dein Spielzeug!

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tradiwaberl (15.615 Kommentare)
am 14.10.2019 20:12

Und wieder ein bekannter deutscher Markenname, der schon bald billige Chinaprodukte zieren wird.....

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ibrahim (276 Kommentare)
am 15.10.2019 07:48

Hab mir vor 6-7 Jahren, als es den Eybl in der Landstraße noch gab, dort einen Kettler Heimtrainer gekauft. Damals gabs schon 2 Schienen: Axos aus China und Giro aus .de. Guter Mann der Verkäufer, wollte mir fast den Axos kaufen, der Verkäufer hat mich aber davor gewarnt. Hab dann den Giro genommen, und nicht bereut bis heute!

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