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Frage der Ethik: Kirchenbank will Casinos-Anteile verkaufen

Von Alexander Zens, 21. Juli 2011, 00:04 Uhr
Chef der Kirchenbank will Casinos-Anteile verkaufen
Bild: privat

WIEN. Der Oberösterreicher Michael Martinek ist seit Anfang Juli Chef der Kirchenbank Schelhammer & Schattera. Im OÖN-Interview spricht er über ethische Investments und einen Verkauf der Casinos-Austria-Beteiligung.

OÖN: Sie sind von der gebeutelten Hypo Niederösterreich (Spekulationsaffäre, faule Kredite) zur Kirchenbank gewechselt. Ein Segen?

Martinek: Für mich ist die Berufung eine Freude. Im Bankgeschäft gibt es keinen einfachen Job. Bei der Hypo hatten wir Probleme, die wir bereinigt haben. Bei Schelhammer & Schattera sind die enormen regulatorischen Auflagen eine Herausforderung. Wir sind keine Turbo-Spekulanten, müssen aber dieselben Auflagen wie Großbanken erfüllen.

OÖN: Der Schwerpunkt von Schelhammer & Schattera ist Vermögensverwaltung. Sind christliche Werte und Private Banking vereinbar?

Martinek: Durchaus. Wenn man sie mit Werten unterlegt. Das ist der Grund, warum wir einen starken Schwerpunkt im Bereich der Ethik und Nachhaltigkeit haben. Wertorientierte Ansätze werden an Gewicht zulegen. Reiner Turbo-Kapitalismus funktioniert nicht.

OÖN: Ihre wohlhabenden Kunden wollen aber ordentliche Renditen sehen.

Martinek: Es ist nachweisbar, dass sich Unternehmen, die nachhaltig denken, überdurchschnittlich entwickeln. Investoren müssen bei ethischer Veranlagung nicht auf Rendite verzichten. Das ist ein Irrglaube. Wir investieren beispielsweise nicht in Firmen, die im Bereich Drogen, Waffen oder Atomkraft tätig sind. Als Kirchenbank leisten wir Schrittmacherdienste.

OÖN: Ist ethische Veranlagung nicht eine Marketingmasche? Es sind auch Energiekonzerne oder Autobauer im Portfolio.

Martinek: Es ist die Frage, ob man alles radikal ausschließt oder jene Unternehmen fördert, die am oberen Ende der Pyramide sind – die auch Schrittmacherdienste leisten. Es wäre eine gefährliche Illusion zu denken, wir könnten aus der Industriegesellschaft aussteigen. Es ist ein ehrlicher Ansatz, jene zu unterstützen, die die Nachhaltigsten ihrer Branche („best in class“) sind.

OÖN: Ist die 5,3-Prozent-Beteiligung der Kirchenbank an dem Glücksspielkonzern Casinos Austria ethisch nachvollziehbar?

Martinek: Es hat Gründe gegeben, warum die Casinos und Lotterien einst verstaatlicht waren. Sie unterlagen damals ganz hohen Standards. Da war eine Beteiligung der Kirchenbank vertretbar. Heute ist der Staat noch über die Münze Österreich beteiligt, die Welt hat sich aber geändert. Das Glücksspiel wurde liberalisiert. Wir müssen uns die Frage stellen, ob das ein Investment für die Zukunft ist. Die Entscheidung wird in absehbarer Zeit fallen.

OÖN: Sie werden den Anteil also verkaufen.

Martinek: Mittel- bis langfristig, ja.

OÖN: Mehr als die Hälfte des Gewinns wurde zuletzt an die Aktionäre (85 Prozent kirchliche Institutionen) ausgeschüttet. Ist das nachhaltig?

Martinek: Unsere Eigentümer wollen, dass wir nachhaltig eine angemessene Rendite erwirtschaften und keine kurzfristige Gewinnmaximierung betreiben. Wir sind eine sehr kapitalstarke Bank. Wir haben drei Mal so viel Eigenmittel wie gesetzlich verlangt und mit 21,5 Prozent eine sehr hohe Kernkapitalquote. Das macht uns krisensicher. Außerdem zahlen wir in Relation mehr Ertragssteuern als andere, große Institute.

OÖN: Ist Schelhammer & Schattera in Anleihen von Euro-Krisenländern investiert? Sehen Sie sich als Kirchenbank verpflichtet, die Papiere nicht abzustoßen?

Martinek: In geringem Ausmaß haben wir solche Papiere. Wir sind kein ausschlaggebender Faktor auf den Finanzmärkten, werden die Anleihen aber auch nicht abstoßen, solange es vertretbar ist. Es sind genügend Brandbeschleuniger unterwegs, die Krisen auslösen und herbeireden.

 

Im Porträt

•  Kernaktionäre der 1832 gegründeten Privatbank Schelhammer & Schattera sind kirchliche Institutionen (85 %).
• Am meisten Geschäft wird mit Kirche, Orden und Privatpersonen gemacht. Der Jahresüberschuss betrug 2010 5,8 Millionen Euro. Die Bilanzsumme machte 771 Millionen Euro aus.
• Michael Martinek aus Pfarrkirchen/Bad Hall war früher Vorstand der Sparkasse OÖ und Chef der Hypo NÖ Landesbank.

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4  Kommentare
4  Kommentare
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Oberfranzl (5.404 Kommentare)
am 21.07.2011 18:55

Die Geschichte zeigt dass die katholische Kirche nie nach ethischen Gesichtspunkten gehandelt hat, Macht und Geld, danach strebt die Führung diese Sekte seit ihrer Gründung. Im Vertuschen von Skandalen und Verbrechen ist die katholische Kirche einmalig!

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dalli18 (2.848 Kommentare)
am 21.07.2011 20:22

Wenn man das Neue Testament etwas genauer liest dann würde man sich wundern, warum die Kirche eine angeschlossene Bank betreibt - das ist schon ziemlich grotesk.
Generell dürfte die Kirche keinerlei (unnötige) Reichtümer anhäufen, die Franzsikaner leben das ja auch - auch viele andere Religionen wie zum Beispiel die Buddhisten.

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despina15 (10.072 Kommentare)
am 21.07.2011 15:09

dies im namen gottes,
der verkommenste betrieb,
tja die gier macht auch auf
dem hl.stuhl nicht halt!

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Saskatusch (1.343 Kommentare)
am 21.07.2011 10:00

der vatikan hat aktien vom casino in monte carlo.... und das ist nicht alles was der vatikan finanziert...
die kirche gönnt sich eben den spaß, den menschen wo es nur geht das geld aus der tasche zu ziehen - egal wie... egal wie legal...

wegen den geld-geschäften hat sich auch christus ans kreuz nageln lassen....???

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