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Der verschenkte Goldschatz

Von Susanne Dickstein, 29. Dezember 2018, 00:04 Uhr

Warum geben wir unsere Daten so leichtfertig aus der Hand? Ein Jahresrückblick von der OÖN-Wirtschaftsredakteurin Susanne Dickstein.

Dürfen auf den Klingelschildern großer Genossenschaftsbauten noch Namen stehen, oder müssen sie durch Nummern ersetzt werden? Ist es sinnvoll, Gesichter auf den Klassenfotos einer Schul-Homepage zu schwärzen, wenn Eltern einer Veröffentlichung nicht schriftlich zustimmen? Dass diese Diskussionen heuer heftig und teils emotional geführt wurden, hatten wir der neuen Datenschutzgrundverordnung zu verdanken. Ende Mai ist sie – auch bekannt als DSGVO – in Kraft getreten.

Dieses sperrige Buchstabenkürzel hat Verantwortlichen in Unternehmen und Institutionen einiges an Kopfzerbrechen und Mehraufwand bereitet. Und auch wenn sie in manchen Punkten über das Ziel hinausschießt – ihre grundsätzliche Intention ist richtig: Wir müssen unsere persönlichen Daten besser schützen als bisher.

Die Daten werden als Rohstoff der Zukunft schlechthin gesehen. Entsprechend sind sie von enormem Wert für jeden, der damit etwas anzufangen weiß. Die frühere EU-Kommissarin Meglena Kunewa bezeichnete persönliche Daten als "das neue Öl des Internets und die neue Währung der digitalen Welt". Im Gegensatz zum Rohöl verbrauchen sie sich bei Nutzung auch nicht. Sie werden allenfalls alt.

Und was machen wir mit diesem Goldschatz? Wir geben ihn tagtäglich hunderte Male leichtfertig aus der Hand. Meistens passiert dies, ohne dass es uns überhaupt bewusst ist: Da ein Mittagstermin mit der Freundin über WhatsApp, dort ein Urlaubsfoto via Facebook an die Internet-Fangemeinde. Klingt alles ganz banal, ist es aber nicht. Der US-Börsenriese Facebook beispielsweise soll mit anderen Technologiekonzernen weitreichende Datendeals abgeschlossen haben – ohne Wissen und Zustimmung der Betroffenen, versteht sich. In fragwürdigen Geschäften hätten Drittfirmen wie Spotify und Netflix direkten Zugriff auf Facebook-Nachrichten erhalten, Schreib- und Löschfunktion inklusive.

Bei allem Segen, den die moderne Kommunikation mit sich bringt, sollten wir uns in einem Punkt nicht täuschen: Privatsphäre war gestern. Jedes bestellte Buch, jedes ausgewählte Musikvideo, jede Flugbuchung wird aufgezeichnet. Oder haben Sie noch nie Hotelvorschläge für Paris erhalten, kurz nachdem Sie sich über günstige Flüge in die französische Hauptstadt informiert haben?

Hinter dem Fußabdruck, den wir online hinterlassen, tut sich ein milliardenschwerer Werbemarkt auf. Firmen kommen – dank einer Vielzahl an Datensätzen – punktgenau zu ihrer Zielgruppe. So erklärt sich auch, dass die Onlinesuchmaschine Google im Vorjahr ihre Werbeerlöse um 24 Prozent auf 26,6 Milliarden US-Dollar gesteigert hat. Online-Services, die da auf den ersten Blick kostenlos angeboten werden, kommen auf den zweiten Blick ganz schön teuer.

Wenn unsere persönlichen Datensätze schon monetarisiert werden, warum überlassen wir es den Konzernen und tun wir es nicht selbst? Das wäre doch einmal ein spannendes Projekt für das neue Jahr.

s.dickstein@nachrichten.at

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6  Kommentare
6  Kommentare
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franz.rohrauer (1.045 Kommentare)
am 29.12.2018 16:40

Man nehme:
1) einen Browser, der mit sogenannten Add-ons (Erweiterungen) ausgestattet werden kann. Ich verwende dafür Firefox (für alle Betriebssysteme kostenlos verfügbar)
2) statte diesen mit folgenden Erweiterungen aus:
2.1) uBlock Origin oder Adblock bzw. Adblock plus. Alternativ kann man auch einen billigen "Bastelrechner" mit der Software "PiHole" versehen und den eigenen Datenverkehr drüber schicken. Damit ist die Werbung einmal weg - allerdings auch gelegentlich gewünschte Inhalte! Hier ist Experimentierfreudigkeit gefragt.
2.2) NoScript. Zeigt an, wer aller neugierig ist und sperrt diese aus, indem deren Anfragen blockiert werden. Allerdings hat auch diese Sache einen Haken: manche gewünschte Seiteninhalte werden mit blockiert. Da kann man sich mit "Temporär vertrauen" abhelfen. Interessant ist aber in jedem Fall, von wo überall Anfragen an den Rechner herkommen. Für "nachrichten.at" habe ich sie aufgelistet.

Wenn jemand weitere Ideen hat, bitte um Information.

Danke!

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franz.rohrauer (1.045 Kommentare)
am 29.12.2018 17:04

Hinweis zur Installation des Firefox:
- Windows: diesen bitte AUSSCHLIESSLICH von der Seite der Entwickler herunterladen (https://www.mozilla.org). Firefox aktualisiert sich selbst (siehe https://support.mozilla.org/de/kb/firefox-auf-die-letzte-version-aktualisieren). Wie ein nicht von Microsoft bezogenes Programm laufend und automatisch aktualisiert werden kann, ist ferner unter https://www.pcwelt.de/ratgeber/Software-aktualisieren-7811347.html zu finden.
- Linux: da ist er meist "an Bord" und kann, so dies nicht der Fall ist, über die Betriebssystem-eigene Paketverwaltung installiert werden. Hat den Vorteil, dass er auch laufend aktualisiert wird.

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pinkpaul (379 Kommentare)
am 30.12.2018 09:13

Vielen Dank für die Info!

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franz.rohrauer (1.045 Kommentare)
am 29.12.2018 00:52

Dass ausgerechnet die Oberösterreichischen Nachrichten über die Datenschleuderei schreiben, ist reichlich verwunderlich, ist doch auch www.nachrichten.at eine solche sehr aktive Schleuder. Oder wie sonst wäre es zu erklären, dass beim Aufruf dieser Seite Daten an

- adition.com
- chartbeat.com
- facebook.net
- google-analytics.com
- googletagmanager.com
- gstatic.com
- iocnt.net
- pinpoll.com

geliefert werden???

Und dann wundern sich Verlagshäuser, dass Endverbraucher mit immer massiveren Mitteln dagegen aufrüsten...

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pinkpaul (379 Kommentare)
am 29.12.2018 09:46

Dieser Kommentar ist wirklich gut und interessant. Mich würde interessieren, wie man vorgehen muß, um herauszufinden welche anderen Stellen mit-bedient werden, wenn man eine Internetseite aufruft. Gibt es dazu eine spezielle Software? Oder muß man den HTML-Code der Seite analysieren? Bitte um eine Erklärung wie man dies bewerkstelligt. DANKE!

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susisorgenvoll (16.673 Kommentare)
am 29.12.2018 13:20

Wie hast du das heraus gefunden? Sind die OÖN schon mit Facebook bezüglich Datenweitergabe gleich zu setzen?

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