Der Odermatt-Herausforderer und der Wettergott

Ski: Ambitioniert und formstark ist Marco Schwarz in die Weltcup-Saison gegangen – nur der Wettergott hat bisher etwas dagegen. So auch gestern im Zermatt-Training
Ehrgeizig – womöglich gar ein wenig überambitioniert – hat Marco Schwarz verkündet, in diesem Winter alle 45 Ski-Weltcuprennen zu bestreiten. Aussagen, die vor allem als eines zu verstehen sind: als Kampfansage an Marco Odermatt.
Der Schweizer hatte in den vergangenen Jahren den Weltcup als komplettester Fahrer derart dominiert, dass ihm wahrscheinlich nur mit einem solchen Vorhaben beizukommen sei, wie es sich Schwarz vornimmt. Dass es nicht nur leere Worte des ÖSV-Allrounders waren, deutete er mit seiner Führung beim Auftakt-Riesentorlauf in Sölden an, eher dieser wetterbedingt abgebrochen werden musste.
War der Techniker-Bewerb auf dem Gletscher noch die Domäne von Schwarz, geht es dieses Wochenende mit den ersten Weltcup-Abfahrten von Zermatt (Sui) nach Cervinia (Ita) in den Speedbereich, also in das Odermatt’sche Hoheitsgebiet. Doch auch hier zeigt der Wettergott dem Ski-Zirkus die kalte Schulter:
Das zweite Training am Donnerstag auf der länderübergreifenden, mit 3,8 Kilometer zweitlängsten Strecke im Rennkalender (nach dem Lauberhorn) wurde wegen starken Schneefalls gestrichen.
Bildergalerie: Donnerstag-Training für Matterhorn-Abfahrten abgesagt

Flexibilität ist Trumpf
Die Prognosen für das Wochenende sind alles andere als rosig. "Man darf einfach nicht vergessen, dass in dieser Höhenlage (Start auf 3720 Metern; Anm.) selbst bei sehr schönem Wetter der Wind eine Rolle spielt. Und ein bisschen fair sollte das Rennen ja dann auch noch sein", sagte Ex-Abfahrts-Star Beat Feuz. Auch Schwarz sind die Wettervorhersagen nicht entgangen: "Im Speed muss man immer ein bisschen flexibel sein, man muss mit Absagen rechnen." Er macht das einzig Richtige: sich so vorzubereiten, als ob am Wochenende zwei Abfahrten stattfinden.

Das bisher erste und angesichts der Prognosen für heute vielleicht einzige Training am Mittwoch hatte Schwarz mit 2,40 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Otmar Striedinger (Torfehler) im Pulk der Spezialabfahrer absolviert. Odermatt lag eine knappe Sekunde vor ihm. So vage Trainingsleistungen zu deuten sind, symbolisierten sie zumindest eines: Schwarz ist dabei.
Dass die Gegend um Zermatt auch in Zukunft wegen instabilen Wetters ein Wackelkandidat ist, sieht man im ÖSV-Lager pragmatisch. "Das müssen andere Leute entscheiden, ob sie so etwas fix im Kalender haben wollen oder nicht", sagt ÖSV-Coach Marko Pfeifer. "Ich kann es nur für den Sport sehen, und grundsätzlich wäre es echt eine coole Sache. Die Frage ist, ob es wirklich um die Jahreszeit umsetzbar ist."