Wie aus Zwergen Riesen wurden
Eishockey-WM: Österreichs heutiger Gegner Südkorea hat sechs Kanadier eingebürgert.
Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, angenehme 17 Grad, jede Menge Grünflächen, pulsierendes Leben auf den Straßen – die 303.000-Einwohner-Stadt Katowice präsentiert sich von ihrer Zuckerseite. Kein Wunder, dass Österreichs Eishockeycracks gestern Nachmittag auf dem Weg zum Abschlusstraining für die Mission Wiederaufstieg bei der WM der Division 1A gut gelaunt aus dem Vier-Sterne-Teamquartier "Novotel Centrum" schlenderten.
Spätestens heute Abend (ab 20 Uhr live auf ORF Sport +) wird die Anspannung steigen. Denn die Mannschaft von Headcoach Dan Ratushny erwartet ein asiatisches Wochenende mit den Auftaktmatches gegen Südkorea und Japan (Sonntag, 20 Uhr).
Auf den Spuren von St. John & Co
Südkorea war in Sachen Puckjagd ein sportlicher Zwerg gewesen, ist aber in den vergangenen Monaten richtig gewachsen. Die Einbürgerungswelle schenkte jener Auswahl, die bei den Olympischen (Heim-)Spielen 2018 in Pyeongchang eine gute Figur abgeben möchte, gleich sechs Kanadier.
Allen voran die beiden 1,96 Meter langen Stürmer Mike Testwuide und Brock Radunske. Ein bisschen erinnert das Aufbau-Szenario an die österreichische Entwicklungsgeschichte zwischen 1960 und 1998 mit der Ära der St. Johns, Stankiewiczs, Leblers, Nasheims, Doyles, Groulx, Greenbanks, Burtons und wie sie alle heißen.
Im aktuellen ÖEHV-Kader findet sich übrigens nur noch ein Akteur, der das Licht der Welt nicht in Österreich erblickt hat. Und zwar Salzburg-Verteidiger Layne Viveiros (20). Der Sohn von Ex-Teamchef Manny Viveiros wurde in Edmonton geboren.
Fahne als gutes Omen?
Die Spodek-Arena, die wie ein UFO aussieht, soll auch für ihn nur eine Zwischenstation auf der Reise zurück in die A-Gruppe sein. Der mächtige graue Betonbunker hat auf der Ostseite ein paar Farbtupfer bekommen – mit den Fahnen der teilnehmenden Nationen.
Die rot-weiß-rote Flagge ist übrigens auf Position eins gereiht – ein gutes Omen? Vielleicht. Südkorea wird das anders sehen. Dass die Asiaten gefährlich sein können, haben sie in den beiden jüngsten Duellen mit Österreich bewiesen – 4:7 nach 3:0-Führung bei der B-WM 2014 und 1:2 nach Verlängerung in einem Test 2015.
"Wir respektieren diesen Gegner, sind aber auf Sieg eingestellt. Wir wollen jedes Match gewinnen, das ist unser Plan", betont Black-Wings-Stürmer Fabio Hofer, der in den frühen Morgenstunden die Meldung von zwei Neuzugängen bei seinem Klub erhielt.
Broda und D’Aversa fix in Linz
Der EHC engagierte wie erwartet den 26-jährigen Angreifer Joel Broda, der in der abgelaufenen Saison 26 Tore und 22 Assists für den HCB Südtirol verbucht hat. Darüber hinaus kommt Top-Verteidiger Jonathan D’Aversa (30), der für die Dornbirn Bulldogs 133 Scorerpunkte in 214 EBEL-Matches gesammelt hat. "Wir haben sie geholt, um noch besser zu werden. Das ist unser Anspruch", sagte Wings-Trainer Rob Daum, bei dem Defender Brett Palin weiterhin ein Leiberl haben wird.
Diese guten Nachrichten haben auch die Mitglieder des Fanclubs "Powerplay Enns" aufgesaugt, einige von ihnen sind gestern nach Polen aufgebrochen, um Österreichs Nationalmannschaft lautstark anzufeuern. Auch aus Wien und Kärnten haben sich Hundertschaften angekündigt. Das ist ein erfreulicher Rückenwind.