Russland dopte mit staatlicher Rückendeckung
TORONTO. Der Untersuchungsbericht der Welt-Anti-Doping-Behörde wirft das erwartet schlimme Sittenbild auf die Doping-Praktiken der Nation.
Ohne groß die Miene zu verziehen, las Richard McLaren gestern in Toronto aus einem 97-seitigen Untersuchungsbericht der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) vor. Doch der Inhalt ist höchst brisant. Die Ermittler werfen Russland staatlich gesteuertes Doping vor und legten dafür zahlreiche Beweise vor.
Es war eine Doping-Bombe, die mit Ankündigung detonierte. Denn bereits im Mai gab es einen Bericht der "New York Times", wonach der frühere Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, Grigori Rodschenkow, eine umfassende Beichte ablegte. Die Aussagen des 57-Jährigen bilden das Fundament des nun veröffentlichten McLaren-Berichts. Die WADA fand dazu Beweise, die seine Darstellungen untermauerten. Mehrere Dutzend russische Sportler, darunter mindestens 15 Medaillengewinner, sollen bei den Heim-Winterspielen 2014 in Sotschi gedopt an den Start gegangen sein. Es seien tausende Daten und Dokumente ausgewertet, auch gelöschte Dateien wiederhergestellt worden, sagte McLaren.
Er stellte fest, dass das systematische Dopingprogramm "in allen Sportarten" nach den Winterspielen 2010 in Vancouver installiert worden und bis mindestens 2015 fortgesetzt worden sei. Neben dem Sportministerium seien auch die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA sowie der Geheimdienst FSB in die Verschleierung involviert gewesen. Insgesamt verschwanden dem Bericht zufolge 643 positive Dopingproben russischer Athleten. Bei allen Fläschchen mit den Proben wurden Manipulationen festgestellt, alle Deckel waren entfernt und später wieder angebracht worden. Das russische Sportministerium habe die Manipulationen "geleitet, kontrolliert und überwacht" und "der Geheimdienst mitgeholfen", sagte McLaren. Auch das Trainingszentrum der russischen Top-Athleten, CSP, sei an den massiven Betrügereien aktiv beteiligt gewesen.
Die gefälschten Analysen betreffen Athleten aus etwa 30 Sportarten. An der Spitze stehen die Leichtathleten mit 139 Fällen, danach folgen Gewichtheben (117), der paralympische Sport (35) und Ringen (28). Die 643 Fälle seien "nur ein Minimum", heißt es in dem Report, weil den Ermittlern der Zugang zu allen einschlägigen Berichten unmöglich war.
Kronzeuge Rodschenkow war aus Angst um sein Leben bereits im Jänner 2016 in die USA ausgewandert. Er musste im November des Vorjahres seinen Posten als Laborleiter räumen, nachdem der erste WADA-Bericht über die Doping-Praktiken in Russlands Leichtathletik veröffentlicht wurde. Er stand dem Labor neun Jahre vor. Zugleich leitete er nach eigenem Bekenntnis ein erfolgreiches Programm zur verbotenen chemischen Leistungssteigerung.
Russland mauert weiterhin
Ein Olympia-Bann Russlands scheint nun wahrscheinlicher denn je. Die Sportmacht will sich dagegen mit allen Mitteln wehren. "Es gibt ein ganzes Arsenal für die Verteidigung der Interessen der Sportler, und Russland wird es bis zum Letzten ausschöpfen", kündigte Kremlsprecher Dmitri Peskow bereits an.
Nun ist das IOC am Zug
Eine Entscheidung über eine mögliche Sperre des gesamten russischen Teams für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) muss nun das Internationale Olympische Komitee (IOC) treffen. Weder Sonderermittler Richard McLaren noch die Welt-Anti-Doping-Behörde WADA haben hierzu Entscheidungsbefugnis. Auf Nachfrage sagte McLaren, dass er selbst keine Empfehlung abgeben wolle, wie mit dem russischen Team zu verfahren sei. „Das ist nicht meine Aufgabe.“
Ein Komplettausschluss Russlands stand beim IOC zumindest bis zum WADA-Report gestern nicht wirklich zur Debatte. IOC-Präsident Thomas Bach kündigte gestern aber bereits „härteste Sanktionen“ an. Diese würden „jede Person und Organisation“ treffen, die in den Skandal involviert seien, betonte Bach. Er selbst sei „schockiert von diesem beispiellosen Angriff auf die Integrität des Sports und die Olympischen Spiele“. In einer Telefonkonferenz werde das IOC-Exekutivboard bereits heute über mögliche Maßnahmen beraten.
Bevor aber das IOC zur endgültigen Entscheidungsfindung kommt, wird diese Woche noch das CAS-Urteil erwartet. Der Internationale Sportgerichtshof will bis Donnerstag über den Einspruch gegen den Olympia-Ausschluss der russischen Leichtathleten urteilen.
Der Report
97 Seiten umfasst der Untersuchungsbericht, den die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA über Russlands Dopingsystem verfasst hat. Ausgearbeitet wurde er vom hoch angesehenen Rechtsprofessor Richard McLaren. Er gehörte bereits der WADA-Kommission an, die das flächendeckende Dopingsystem in der russischen Leichtathletik im November 2015 aufgedeckt hat. Der 1945 geborene McLaren genießt einen exzellenten Ruf. Seit Jahren ist er auch für den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) tätig.
"Ich habe alles gegeben": Die Ära von Anton Mirolybov in Gmunden ist zu Ende
Die Nerven im Griff: Joel Schwärzlers solide Feuertaufe
Thiem-Entdecker Bresnik schwärmt in den höchsten Tönen von Tennis-Hoffnung Schwärzler
Tischtennis: Polcanova/Gardos verpassten Olympia-Quali im Mixed
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.
Und China, Ukraine, DDR, sämtliche Ostblockländer, amiland. alle dopten und dopen wie wild.
Aber das Feindbild russland muss aufrecht gehalten werden,egal wie.....
mitreden
host es eilig ?
das hat nichts mit Russland zu tun , sondern mit PROFIGAUNER !
einer nach dem Anderen werden's dran kumma , so hoffe ich .
genauso die Kenianer die SOWAS von BETRÜGER sind !!!
Es ist aber schwer die Verursacher zu erwischen , ganz besonders wenn sie von der Politik und der nationale NADA gedeckt werden .
Ich hoffe nur dass IOC President Bach als Putinfreund NICHT umfällt und diese Gaunerei weiterhin duldet indem er die Russen starten lässt.
Die ganze antidopingkampagne ist eine lüge. Alle dopen wie wild, egal von wo sie kommen. Und jetzt wird -welch zufall- auf einmal ein exempel statuiert....