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22 Stunden strampeln am längsten Tag

Von Martin Dunst, 09. Juli 2011, 00:04 Uhr
22 Stunden strampeln am längsten Tag
Sepp Mayr, Ralf Rothkopf und Bernhard Körbler auf großer Abenteuerfahrt mit dem Rad. Bild: Markovsky

Einer sportlichen Herausforderung stellten sich kürzlich vier Rennradfahrer aus Steyr: Sie nahmen am Klassiker Trondheim – Oslo teil und mussten bis zur Überquerung der Ziellinie einige Stolpersteine aus dem Weg räumen.

Aus im Vergleich harmlosen Montagabendausfahrten ist für die vier ambitionierten Hobbysportler ein Extremsport-Abenteuer in Norwegen entstanden. Wie es sich für ein echtes Abenteuer gehört, mussten die Pedalritter bis zum Happy End etliche Widrigkeiten überwinden. Schon am Beginn der Mission musste ein Freund zurückbleiben.

Im Jänner haben sich Günther Liska (49), Bernhard Körbler (38), Sepp Mayr (67) und Ralf Rothkopf (40) zu einem der härtesten und längsten Radmarathons in ganz Europa angemeldet, dem Rennen von Trondheim nach Oslo, genannt „Styrkeproven“ – die große Kraftprobe. Die Athleten müssen 540 Kilometer und gut 4000 Höhenmeter schaffen. Zum Vergleich: Von Wien nach Bregenz sind es rund 500 Kilometer. In der Version für echte Männer absolvieren die Radfahrer die Distanz möglichst unter oder innerhalb von 24 Stunden.

Die Veranstaltung ist ein Radspektakel zum Mittsommernachtsfest, dem längsten Tag im Jahr, an dem sich jährlich ungefähr 3000 Aktive beteiligen. „Ich habe diese Herausforderung 1992 schon einmal angenommen und wollte zu meinem 50. Geburtstag unbedingt wieder fahren“, berichtet Günther Liska, Radwerkstatt-Leiter bei Sport Eybl in Steyr und Initiator der gemeinsamen Trainingsausfahrten an Montagabenden – Liska sollte in seiner eigenen Geschichte noch zur tragischen Figur werden.

Seine Mitstreiter haben nach einer Bedenkzeit zugesagt, mitzumachen – „auch wenn wir kaum eine Vorstellung hatten, was da eigentlich auf uns zukommt und wie wir 540 Kilometer am Stück schaffen sollen.“

Das Zauberwort dazu lautet Vorbereitung. Bereits im Winter begann das Quartett das Training zu intensivieren, Kilometer um Kilometer abzuspulen. Im Frühjahr wurden auf Teneriffa die Kondition weiter aufgebaut, zu Hause radelte man Kracher wie die doppelte Hengstpassrunde an einem Tag, also knapp dreihundert Kilometer. Dieser Weg führt von Steyr übers Steyrtal nach Windischgarsten über den Hengstpass und über das Ennstal wieder nach Steyr.

Das harte Training hat Spuren hinterlassen: schmerzende Muskeln und Sehnen. „Ich bin im Training zwei Mal gestürzt, habe mir unter anderem einen Handknochen gebrochen“, sagt Pensionist Sepp Mayr, der Älteste des Gespanns, der mit 8000 Trainingskilometern am meisten im Vorfeld geschuftet hat und erst seit drei Jahren regelmäßig auf dem Rennrad sitzt. Mayr hat auf einen Gips verzichtet, weiter trainiert und gibt zu: „Wenn ich ein drittes Mal gestürzt wäre, hätte ich die Sache aufgegeben.“

Mit dem Wohnmobil, gelenkt von Walter Lachner, fuhren die Oberösterreicher Ende Juni nach Trondheim.

In der Nacht vor dem Startschuss hat es stark geregnet, keine guten Voraussetzungen, doch das Wetter sollte rasch zur Nebensache werden: „Bei einer letzten Probefahrt habe ich plötzlich Schmerzen und ein großes Hämatom bekommen, die Ursache war unklar, jedenfalls ging gar nichts mehr“, sagt Liska, der von seinen Freunden ins Klinikum Trondheim gebracht werden musste – das Ganze zehn Stunden vor dem Start. Aus der Traum vom selbst gemachten Geburtstagsgeschenk.

Das verbliebene Trio hat weitergemacht, und das Blatt hat sich langsam zu Gunsten der Steyrer gewendet. „Beim Wegfahren hat es aufgerissen, die Bedingungen waren optimal.“ Dennoch sei eine gehörige Portion Unwohlsein am Anfang mitgefahren – „weil wir ja nicht wussten, ob Günther im Spital bleiben muss, oder nicht.“ Die Ärzte gaben wenig später grünes Licht für die Entlassung – Liska stieg ins Wohnmobil zu und unterstützte vom Auto aus seine Mannen so gut als möglich.

Die drei Musketiere strampelten ohne D’Artagnan auf der Straße E6, die bis zum Nordkap führt, der norwegischen Hauptstadt entgegen. Bereits nach zwei Kilometern stand auf einem Straßenschild: Oslo 538 Kilometer. „Wir haben in Hunderter-Einheiten gedacht, nicht wie sonst üblich vielleicht in Zehner-Sprüngen“, sagen die Radfahrer, die während des Rennens immer zusammengeblieben sind und gleichmäßig wie die Duracell-Hasen ihr Pensum abgespult haben. Bis auf kurze Phasen, wo die Beine zwickten oder sich Bruder Schlaf angeschlichen hat, kam es während der Fahrt zu keinen größeren Schwierigkeiten mehr. Einzig Ralf Rothkopf litt eine Zeit lang unter Magenproblemen. Das intensive Training hat sich ausgezahlt. Nach 21 Stunden und 47 Minuten und einem Schnitt von 29,2 Stundenkilometern radelten die drei Steyrer in Oslo über die Ziellinie, bekamen als Anerkennung für ihr bestandenes Abenteuer die Fini-shermedaille aus Bronze. Da konnte auch Günther Liska wieder lachen und mit seinen Kameraden mit Bier aus Österreich anstoßen. Mit ihrer Zeit landeten die Steyrer im vorderen Mittelfeld der Wertung. Der Sieger bewältigte die Strecke in etwas mehr als 13 Stunden.

Der Männerurlaub in Norwegen in Verbindung mit sportlichen Höchstleistungen hat den Rennradfahrern so gut gefallen, dass sie schon über das nächste Projekt nachdenken: eine Teilnahme als Team beim „Race around Austria“: 2300 Kilometer und 20.000 Höhenmeter. Prost, Mahlzeit!

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