Klappstuhl-Image war gestern
Vom Altherrensport zum hippen Hobby: Angeln hat einen enormen Imagewandel durchgemacht.
Ein Sonnenstrahl kitzelt die Nase, das Wasser kühlt die bewathosten Beine, vor und zurück schwingt die Rute, bis die Schnur wie ein Lasso durch die Luft kreist und der kunstvoll gebundene Köder genau dort landet, wo der Fisch vermutet wird.
Bei dieser Beschreibung eines perfekten Angeltages wird wohl jedem Petrijünger der Mund wässrig. Vom ausdauernden Ansitzangler bis zum fanatischen Fliegenfischer im Gebirgsbach – sie alle vereint die gleiche Leidenschaft. Fragt man nach dem Grund, ist die Rede meist von einem Ausgleich zu unserer Hektomatikwelt, von einem Zu-sich-Finden in der Natur. Das Angeln hat in den letzten Jahren eine Karriere hingelegt, wie sie der eifrigste PR-Manager nicht besser hätte planen können.
Das neue Yoga?
Einst als Altherrensport verschrien, ist Fischen zum Outdoor-Erlebnis für gestresste Städter geworden, zum ökologisch feinsten Hipster-Hobby, mehr noch, zur meditativen Auseinandersetzung mit dem eigenen Urtrieb. Und der Fisch? Um ihn geht es dabei häufig gar nicht mehr, sondern vielmehr um die Stille vor dem Biss. Längst haben die Angler die gängigen Klischees (männlich, fortgeschrittenes Alter, Hut, Gummistiefel und Klappstuhl) abgestreift. Der Sport ist hip wie nie. Beim Wort "fishing" denken die jungen Leute nicht gleich an Identitätsdiebstahl im World Wide Web, sondern an ein Hobby, das entspannt und zugleich Ausdauer und Fachwissen erfordert. Wir sehen eine neue Generation Angler. Sie sind nicht nur am Wasser aktiv, sondern auch in Sachen Naturschutz. Und im Netz: Mit Instagram-Account und Angel-Blog bewaffnet statt mit Schirm und beiger Weste marschieren sie an die Seen und Flüsse. Alleine in Oberösterreich waren letztes Jahr rund 35.000 Fischerinnen und Fischer aktiv. Mehr dazu auf den nächsten Seiten.