Türkei erwartet von Österreich geänderte Haltung
ISTANBUL. Differenzen wegen EU-Beitritt. Außenministerin Kneissl: "Gegenseitiges Verständnis aufbauen"
Dieser Kurzbesuch war mit Spannung erwartet worden: Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) traf am Donnerstag mit ihrem Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu in der Bosporus-Metropole zusammen. Kneissl wollte "eine neue Seite" in den Beziehungen der beiden Länder aufschlagen.
Österreich ist in der EU ein scharfer Kritiker der türkischen Regierung und lehnt den Beitritt des Landes zur Union entschieden ab.
Nun gibt es Anzeichen für ein Tauwetter, etwa auf kulturellem Gebiet (Ephesos-Ausgrabungen).
Allerdings setzt Ankara seine Blockade der NATO-Kooperation mit Österreich fort. Die Türkei habe jahrelang "trotz des harschen Tones, der in Österreich herrschte, keine Schritte unternommen", sagte Cavusoglu. Österreich könne sich gegen eine EU-Mitgliedschaft der Türkei aussprechen, "aber wenn sie dann im österreichischen Parlament Entscheidungen treffen, dann kann ich, was die NATO-Aktivitäten betrifft, eigene Entscheidungen treffen". Er deutete jedoch eine Haltungsänderung an, falls sich die Beziehungen bessern: "Wir erwarten, dass die Einstellung gegenüber der Türkei auf österreichischer Seite geändert wird." Kneissl verblüffte ein weiteres Mal mit ihren Sprachkenntnissen; ihr Eingangs-Statement hielt sie auf Türkisch. "Es ist mir eine große Freude, hier zu sein und die Freundschaft unserer Nationen aufzubauen", sagte sie. Der Besuch in Istanbul "hat die Erwartungen, mit denen ich gekommen bin, übertroffen". Es sei darum gegangen, "miteinander zu sprechen und nicht übereinander" und "ein gegenseitiges Verständnis aufzubauen, warum wir die Dinge so sehen und die Türkei anders".
Cavusoglu wird demnächst zum Gegenbesuch nach Wien kommen.
Frau Kneissl vertritt tatsächlich uns Österreicher sehr gut. Auch Sie mag gern die Türken in der Türkei.