Stapo-Akt auf Mikrofilm bestätigt Zilks Kontakte zu Geheimdienst
WIEN. Brisante Entwicklung in der Causa Helmut Zilk: Vernichtet geglaubte Aktenteile der Staatspolizei belegen jetzt, dass der verstorbene Wiener Altbürgermeister in Kontakt mit dem tschechoslowakischen Geheimdienst stand.
Hatte Bundeskanzler Werner Faymann (SP) die Spionagevorwürfe gegen sein „politisches Idol“ Helmut Zilk (SP) am Dienstag noch für haltlos erachtet, erhärten sich nun die Beweise. Denn Teile des als vernichtet geglaubten Staatspolizei-Akts sind jetzt auf einem Mikrofilm im Staatsarchiv aufgetaucht.
Darin wird Zilk zwar nicht als Agent geführt, aber als Gesprächspartner des tschechoslowakischen Geheimdiensts StB. Der damalige ORF-Programmdirektor soll den StB zwischen 1965 und 1968 mit Informationen beliefert haben.
Das Dokument mit dem Codenamen „Mittwoch“ entstand nach dem Prager Frühling 1968. Ob sich Zilk seine Informationen bezahlen lassen hatte, geht aus den zwei archivierten Seiten des verschollenen Original-Stapo-Akts nicht hervor. Zilks Bedingung sei aber gewesen, dass seine Mitteilungen nicht zum Schaden Österreichs verwendet werden sollten. Unter anderem informierte Zilk den Geheimdienst über Gespräche mit dem damaligen SP-Vorsitzenden Bruno Kreisky, lautet ein Vermerk.
Nach dem Prager Frühling soll Zilk dem tschechoslowakischen Führungsoffizier Jiri Starek kurzfristig ein Büro im ORF überlassen haben. Ex-ORF-Intendant Gerd Bacher kann das nicht bestätigen. „Ich weiß nichts davon und kann mir das auch nicht vorstellen“, sagt der damalige Chef Zilks und langjähriger Wegbegleiter. Selbst wenn das – etwa aufgrund des sowjetischen Einmarsches in die CSSR – passiert sein solle, hätte er das nicht erfahren. „Büros habe ich nicht vergeben“, so Bacher.
Der im Oktober des Vorjahres verstorbene Wiener Altbürgermeister musste vor elf Jahren schon einmal Stellung zu Spionagevorwürfen beziehen. Belastet wurde er von Vaclav Benda, dem früheren Leiter der tschechischen Behörde zur Untersuchung kommunistischer Verbrechen.
Benda wollte beweisen, dass Zilk in den sechziger Jahren für den StB tätig war. Mit den Worten „das ist ja lächerlich“ bestritt Zilk sämtliche Anschuldigungen (siehe Zitat-Box).
Aufgrund fehlender sowie unter Verschluss gehaltener Dokumente scheiterte Bendas Versuch, Zilk der Spionage zu überführen. (hoj)