Siegesfest nach der Niederlage: "Wir haben niemals eine Wahl verloren"
ATLANTA. In Georgia wirbt Donald Trump für republikanische Senatoren – doch eigentlich nur für sich.
Die "Air Force One" schwebt ein und kommt hinter der Tribüne auf dem Rollfeld zum Stehen. Zwei Kräne halten in Valdosta im Bundesstaat Georgia die riesige US-Nationalflagge im Wind. Tausende Anhänger jubeln in Erwartung an die "Siegeskundgebung" von Donald Trump. Mit First Lady Melania an seiner Seite schreitet der US-Präsident zu patriotischen Klängen ans Podium. Seit vier Wochen ist klar, dass er die Wahl gegen Joe Biden verloren hat. Aber er klammert sich an die Macht.
Trump ist am Samstag wieder da, wo er am liebsten ist: auf der Bühne, umringt von seinen Anhängern. Es scheint, als habe es das politische Erdbeben gar nicht gegeben. "Wir haben niemals eine Wahl verloren. Wir gewinnen diese Wahl", sagt Trump, als sei der Ausgang noch offen. "Das Schöne ist, dass wir auch Georgia gewonnen haben. Und das war gut." Das ist ebenfalls nicht die Wahrheit: Trump unterlag seinem demokratischen Herausforderer hier mit mehr als 12.000 Stimmen.
"Kämpfen wir für Trump"
Es sei fast, als habe sich nichts verändert, dabei sei alles anders, schreibt ein Journalist auf Twitter während Trumps 100-minütiger Rede. Neben Schildern mit dem Dauermotto "Make America Great Again" halten die Anhänger welche mit der Aufschrift "Save America" ("Retten wir Amerika"). Skandiert wird immer noch "Vier weitere Jahre", aber nun auch: "Kämpfen wir für Trump". Der abgewählte Präsident stellt sich erneut als Opfer eines von den Demokraten organisierten Wahlbetrugs dar. "Wir sind alle Opfer. Jeder hier."
Vor lauter Groll über die Ereignisse der vergangenen Wochen rückt der Anlass des Besuchs in den Hintergrund. Der 74-Jährige ist nach Georgia gereist, um für die Wiederwahl von zwei Republikanern bei Stichwahlen zu kämpfen. Die Bedeutung der Wahlen reicht weit über den Bundesstaat hinaus: Die Abstimmungen am 5. Jänner entscheiden darüber, welche der beiden Parteien künftig den US-Senat kontrolliert.
Setzen sich die demokratischen Herausforderer Jon Ossoff und Raphael Warnock gegen die Amtsinhaber David Perdue und Kelly Loeffler durch, kann Biden als Präsident auf die Unterstützung beider Kongress-Kammern bauen. Verteidigen die Republikaner aber ihre Mehrheit, können sie Gesetzesvorhaben und Kandidaten des Präsidenten für Regierungsämter oder Richterposten blockieren. Die angestrebte drastische Umkehr von Trumps Politik würde für Biden enorm schwieriger.
Rache durch Wählengehen
Wegen seiner Betrugsbehauptungen hatte Trumps Georgia-Reise für Unbehagen bei einigen Republikanern gesorgt. Gehen die Menschen wirklich wählen, wenn immer wieder von einem manipulierten Wahlsystem die Rede ist? Trump sagt auf der Bühne dann schließlich auch, dass Rache an den Demokraten nur geübt werden könne, wenn die Menschen im Jänner in Rekordzahlen wählen gingen. Und er warnt: Loeffler und Perdue könne dasselbe Schicksal widerfahren wie ihm. "Diese Wahl war manipuliert", sagt Trump. "Wir können nicht zulassen, dass es noch mal passiert."
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