100.000 Reisende von Datenraub beim US-Grenzschutz betroffen
Bürgerrechtler schlagen Alarm und warnen vor Missbrauch der Gesichtserkennungsdaten.
Aus Sicht von amerikanischen Bürgerrechtlern kam es, wie es im Umgang mit riesigen Mengen biometrischer Daten im Besitz des Staates kommen musste. Früher oder später wird Schindluder damit betrieben. In diesem Fall durch Hacker, die sich laut der US-Grenzschutzbehörde illegal Zugang zu den Rechnern eines Privatunternehmens verschafft hatten.
Durch die "böswillige Cyberattacke" seien die Einbrecher in den Besitz von Fotos der Reisenden und Nummernschilder gelangt. Der Schaden sei begrenzt, versichert die Behörde. "Keine der Bilddaten sind in das Darknet oder Internet eingestellt worden." Unklar blieb der genaue Umfang des Datendiebstahls. Betroffen könnten bis zu 100.000 Menschen sein.
"Dieser Hackerangriff kommt zu einer Zeit, wo die Grenzschutzbehörde ihren Gesichtserkennungsapparat massiv ausbaut und sensible Informationen über Reisende und deren Konten in den sozialen Medien anhäuft", sagt Neema Singh Guliani, Bürgerrechtlerin der "American Civil Liberty Union" (ACLU). "Es wird höchste Zeit, dass der Kongress diese Praxis stoppt und die Datensicherung bei der Behörde untersucht."
Die Überwachungsoffensive begann im Jahr 2017, als US-Präsident Donald Trump den Einsatz neuer Überwachungstechnologie per Exekutivbefehl erlaubte. Seitdem verfolgen immer mehr Kameras Reisende auf Schritt und Tritt. Zum Einsatz kommt dabei moderne Gesichtserkennungssoftware, die nicht einmal sechs Sekunden braucht, um eine Person zu identifizieren. Erfasst werden an Grenzübergängen auch die Nummernschilder von Fahrzeugen.
Auch Fluglinien liefern Daten
Darüber hinaus beteiligen sich Luftfahrtgesellschaften an der Erfassung biometrischer Daten, die im Falle von Ausländern dauerhaft in den Datenbanken der US-Grenzschutzbehörde gespeichert werden. Neben einer Reihe amerikanischer Fluggesellschaften wie Delta und American machen auch die deutsche Lufthansa und die British Airlines bei der Gesichtserkennung in den USA mit.
Bürgerrechtler warnen seit langem vor Gefahren, die vom Missbrauch dieser Daten ausgehen. Dazu gehört unter anderem die aus Kostengründen erfolgte Übertragung staatlicher Aufgaben an private Anbieter. In dem konkreten Fall beschuldigt nun die Behörde das beauftragte Unternehmen, sich nicht an die Vorschriften gehalten und vertragliche Bestimmungen gebrochen zu haben. "Wir werden uns darum bemühen, angemessen auf den Einbruch zu reagieren", verspricht die Grenzschutzbehörde.
Aufruf zu Boykott
Aus Sicht der Bürgerrechtler sollten diese Daten erst gar nicht erfasst werden. "Selbst wenn wir der Regierung biometrische Informationen anvertrauen, können diese gestohlen und für schändliche Zwecke missbraucht werden", sagt Jelani Drew von "Fight for the Future". Dessen Organisation ruft unter anderem in einer Kampagne dazu auf, Fluggesellschaften zu boykottieren, die freiwillig an der Gesichtserkennung von Passagieren mitwirken.
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Jeder ist selbst scchuld, wenn er ins Amiland fährt.
Als ob es darum ginge ... Der Überwachungshype macht vor keinem Land halt. Und nirgendwo sind die gespeicherten Daten wirklich sicher, auch nicht bei Behörden.