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Missbrauch - Münchner Kardinal: "Wir sehen ein Desaster"

Von nachrichten.at/apa, 27. Jänner 2022, 13:13 Uhr
GERMANY-RELIGION-CHURCH-ABUSE
Reinhard Marx Bild: SVEN HOPPE (POOL)

MÜNCHEN. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx bat nach der Veröffentlichung eines Missbrauchsgutachtens Betroffene und Gläubige um Vergebung, will aber keine personellen Konsequenzen ziehen.

Auch nach der Präsentation des kritischen Missbrauchsgutachtens zum Erzbistum München und Freising bleibt Kardinal Reinhard Marx im Amt. Gleichzeitig bat er Betroffene wie Gläubige erneut um Entschuldigung und forderte eine Erneuerung der Kirche. "Wir sehen ein Desaster", sagte der deutsche Erzbischof am Donnerstag in München mit Blick auf das vor einer Woche vorgelegte Gutachten zum sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Erzbistum.

Verantwortliche sollen selbst Schuld prüfen

"Wer jetzt noch systemische Ursachen leugnet und einer notwendigen Reform der Kirche in Haltungen und Strukturen entgegentritt, hat die Herausforderung nicht verstanden." Personelle Konsequenzen zog Marx dabei zunächst nicht. Jeder Verantwortliche solle selbst prüfen, wo er sich schuldig gemacht und welche Folgen er daraus zu ziehen habe, sagte er. Prälat Lorenz Wolf, Vorsitzender des Kirchengerichts (Offizial) des Erzbistums, der im Gutachten stark kritisiert wird, habe ihm mitgeteilt, dass er alle Ämter und Aufgaben ruhen lassen werde. Dies habe er akzeptiert.

Der Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks (BR) bestätigte indes auf Anfrage, dass Wolf sein Amt als Vorsitzender des Gremiums ruhen lassen werde. Er habe bis auf Weiteres seinen Stellvertreter in dem Aufsichtsgremium des öffentlich-rechtlichen Senders, Godehard Ruppert, die Geschäftsführung des Rundfunkrats übergeben.

Marx wird selbst Fehlverhalten vorgeworfen

Die Gutachter werfen auch Erzbischof Marx selbst zwei Fälle von Fehlverhalten beim Umgang mit Verdachtsfällen vor. Er werfe sich vor, dass er engagierter hätte handeln können und ein einem Fall nicht aktiv auf Betroffene zugegangen zu sein, sagte Marx. Es sei für ihn persönlich unverzeihlich, die Betroffenen übersehen zu haben. "Ich war und bin nicht gleichgültig." Marx bot Papst Franziskus allerdings nicht, wie von manchen erwartet, ein zweites Mal seinen Rücktritt an, betonte jedoch: "Ich klebe nicht an meinem Amt."

Reformen unabdingbar

Allerdings seien Reformen für ihn unabdingbar, betonte Marx: "Es gibt keine Zukunft des Christentums in unserem Land ohne eine erneuerte Kirche!" Nach der Lektüre des Gutachtens sei er erneut erschüttert und erschrocken, vor allem über das Leid der Betroffenen, aber auch über Täter und Beschuldigte und über das Verhalten von Verantwortlichen. "Für mich ist die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs Teil einer umfassenden Erneuerung und Reform, wie das der Synodale Weg aufgegriffen hat."

Missbrauch über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt 

Das vom Erzbistum München und Freising selbst in Auftrag gegebene Gutachten der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) war zu dem Ergebnis gekommen, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt worden waren. Es wirft auch den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, dem heute emeritierten Papst Benedikt XVI., konkret und persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vor. Insgesamt sprechen die Gutachter von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern, sie gehen aber von einem deutlich größeren Dunkelfeld aus.

An der Präsentation des Gutachtens vergangene Woche hatte Kardinal Marx nicht teilgenommen, was von den Vertretern der Anwaltskanzlei kritisiert wurde. Marx sagte am Donnerstag dazu, er bedauere es, falls er durch seine Abwesenheit "Gefühle von Betroffenen verletzt" habe. "Das hat nichts mit mangelndem Respekt mit den Betroffenen zu tun. (....) Ich wollte dem Gutachten den gebührenden Raum geben und habe mich deshalb gegen eine Teilnahme entschieden."

Marx wollte die Falschaussage des früheren Papstes Benedikt XVI. zu seinem Umgang mit einem Missbrauchspriester nicht kommentieren. "Ich akzeptiere, dass er hier die Fakten anders interpretiert, dass er bedauert, und ich denke, er wird sich dazu dann im Ganzen noch einmal äußern. Das wäre auch gut, das würde ich begrüßen", sagte der Erzbischof. Auf weitere Fragen zu seinem Vorgänger antwortete er ausweichend und verwies darauf, dass er das Gutachten noch nicht durchgearbeitet habe.

Benedikt hatte sich am Montag in einem wesentlichen Punkt korrigiert. Anders als in seiner 82-seitigen Stellungnahme zu dem Münchner Gutachten angegeben, habe er doch an einer wichtigen Sitzung teilgenommen, teilte er mit. In der Sitzung ging es unter anderem um den Priester Peter H. der Diözese Essen, der 1980 zur Therapie nach München geschickt und dort umgehend wieder in der Seelsorge eingesetzt wurde. Dort beging er nach Aussagen zahlreicher Betroffene weitere Missbrauchstaten. Die falsche Angabe war nach Angaben von Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein auf ein technisches Versehen zurückzuführen. Die Selbstkorrektur hatte international Aufsehen erregt. Die Gutachter hatten bei der Präsentation ein Protokoll der Sitzung vorgelegt, das bewies, dass Ratzinger entgegen seiner eigenen Aussage anwesend gewesen war.

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9  Kommentare
9  Kommentare
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Juni2013 (9.846 Kommentare)
am 27.01.2022 21:25

Ja, ja, die HEILIGE katholische Kirche. Es ist nicht mehr auszuhalten, Lügen bis zum obersten Chef ohne dabei rot zu werden.

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am 27.01.2022 20:16

Nun ist es ja eine der großen Privilegien der Priester

Sünden zu vergeben.

Aber dazu gehört
1. die Beichte - bei den Katholiken, daß man die Sünden dem Priester bekennt

2. die Buße,

3. die tätige Reue (Wiedergutmachung)

4. das Versprechen nicht mehr zu sündigen.

Fehlt ein Teil davon, gibt es keine Lossprechung.

Der Sündiger lebt bis ans Ende seiner Tage in der Sündenschuld

und am Ende seiner Tage, wird (und soll) ihn der Teufel holen !

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filibustern (627 Kommentare)
am 27.01.2022 18:53

Das, was mich bei der ganzen Geschichte wirklich ärgert ist, dass jetzt so getan wird, als wäre das alles völlig neu. Also, sorry - aber dass die kath. Kirche ihre nicht ganz rund laufenden Mitglieder, wenn denn mal was aufkommt, schlicht wo anders hinschiebt, ist allgemein bekannt. Ich jedenfalls weiß von derartigen Vorkommnissen schon seit Jahrzehnten. An einen Fall kann ich mich noch sehr gut erinnern - da wurde die Mutter des Jungen, demgegenüber der Herr Pfarrer übergriffig wurde, auch noch von der gesamten Gemeinde gemobbt, weil sie sich gewehrt und das Geschehen angeprangert hat. So gesehen ist die Kirche hier nicht mal alleine schuld, sondern alle, die anlässlich derartiger Dinge weggeschaut haben. Und das waren nicht wenige. Und als besonders Schweinerei darf man bezeichnen, dass die meisten dieser Typen niemals vor ein weltliches Gericht gestellt wurden. Kurz: ein verlogener Haufen durch und durch und vor der Justiz offensichtlich sicher!

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vinzenz2015 (46.286 Kommentare)
am 27.01.2022 18:42

Zusätzlich zum Zölibat
- der nicht der Hauptgrund für Pädophilie darstellt! -
gedeiht eine neurotische, - viele Glaubige neurotisierende - absolut lustfeindliche Sexualmoral.
Der Paderborner Theologen und Psychotherapeuten Eugen Drewermann (" Die Kleriker") sieht das Grundproblem so:
"Kein anderer Berufsstand sei so anfällig für sexuellen Missbrauch
wie der katholische Klerus.
Denn kein anderer mache
sexuelle Unerfahrenheit und Triebunterdrückung zur Bedingung.
Ängste, Schuldgefühle oder innere Blockaden
würden von jungen Priesteramtskandidaten interpretiert
als eine besondere Erwählung durch Gott. "

https://www.diepresse.com/536566/die-katholische-kirche-und-ihre-kinderschaender

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( Kommentare)
am 27.01.2022 17:12

Die Verbrechen an den Kindern,
insbesondere an den ledigen, unbeschützten u. deren Müttern,

die von den Würdenträgern begangen worden sind,

müßten ausreichen,
um diese Institution auf Ewig zu verbieten.

Wenn Das zu wenig sein sollte,
kommen auch noch die Millionen Toten
in den Glaubenskriegen und der Inquisition
so wie das Leid derer, in der Gegenreformation
aus ihrer Heimat Vertriebenen, dazu.

Natürlich sind dafür auch unserer religiös idiotisierten Herrscher
zur Verantwortung zu ziehen !

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hasta (2.848 Kommentare)
am 27.01.2022 16:04

Wann werden diese Herrschaften vor Gericht gestellt und verurteilt. Wenn der Staat diesem Treiben untätig zuschaut macht er sich mitschuldig.

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Ridle (12 Kommentare)
am 27.01.2022 15:38

Wer jetzt noch FREIWILLIG Kirchensteuer zahlt, dem/der kann nicht geholfen werden. Welchen Neuanfang soll die katholische Kirche machen? Adam und Eva neu erfinden? Dieser Verein, der perversen Männern Unterschlupf bietet, sollte längst aufgelöst werden. Oder glaubt wirklich noch jemand an diesen haarsträubende Unsinn, den diese Kirchenmänner regelmäßig von der Kanzel predigen?

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clem1212 (732 Kommentare)
am 27.01.2022 15:17

Wenn JETZT in der katholischen Kirche kein Neuanfang gemacht wird, dann verabschiede ich mich aus diesem Verein. Es reicht. Einfach nur mehr widerlich🤮

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vinzenz2015 (46.286 Kommentare)
am 27.01.2022 14:49

Vor dreissig 30! Jahren gabs in den UDA dierste Rücktrittswelle!
Das Rucktritsgesuch von Marx wurde päpstlich abgelehnt!!
Warum wohl??
Weil in Rom die blindkonservative Rige regiert!
UND:
PRRSONLLE konsequenzen allein ändern nix!
Die menschenverachtende Theologie stabilisiert die Unrechtsstruktur!!
Drewermann bekam vor Jahrzehnten Redeverbot, weil er in " Der Klerus" den Missbrauch der Theologie für diese Menschenverachtung an den Wurzeln konkret aufgezeigt hat!!

Es geht um einen grundsätzliche Legitimierung der zentralen Machtstruktur der kath. Kirche!!
Die kranke Sexualmoral hat dabei eine zentrale Rolle!!

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