Iran: USA sind mitschuldig am Boeing-Abschuss
TEHERAN. Der Iran erhebt im Zusammenhang mit dem versehentlichen Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs schwere Vorwürfe gegen die USA: Außenminister Mohammed Javad Zarif hat Washington vorgeworfen, für den irrtümlichen Abschuss nahe Teheran mitverantwortlich zu sein. "Warum ist es passiert? Weil es eine Krise gab. Menschen machen Fehler, unverzeihliche Fehler, aber es passierte in Krisenzeiten", sagte Zarif gestern bei einem Besuch in Indien.
Bei dem Abschuss der Linienmaschine inmitten des eskalierenden Konflikts zwischen den USA und dem Iran waren am 8. Jänner alle 176 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Anfang Jänner hatte das US-Militär den iranischen Top-General Qassem Soleimani mit einem Drohnenangriff in der irakischen Hauptstadt Bagdad getötet.
Der Iran antwortete in der Nacht auf 8. Jänner mit einem Vergeltungsangriff auf Militärstützpunkte im Irak, die von den USA genutzt werden. Wenig später kam es zum Abschuss der Passagiermaschine.
Unterdessen gibt es Medienberichte, wonach die Boeing offenbar von zwei iranischen Raketen getroffen wurde. Laut "New York Times" und "Wall Street Journal" zeigt ein Überwachungsvideo, wie zwei Geschosse im Abstand von 20 bis 30 Sekunden das Flugzeug treffen. Den Berichten zufolge wurden diese aus knapp 13 Kilometern Entfernung von einem iranischen Militärstützpunkt abgefeuert.
Angesichts der aktuellen regimefeindlichen Proteste im Iran hat Präsident Hassan Rohani zu einem radikalen Wandel der Politik in seinem Land aufgerufen. "Die Menschen wollen mit Aufrichtigkeit, Anstand und Vertrauen behandelt werden", sagte Rohani gestern im Ministerrat. Er forderte die Iraner zugleich zur "nationalen Einheit" auf. Seine Ansprache wurde live im Staatsfernsehen übertragen, was als außergewöhnlich gilt.
Die Streitkräfte seines Landes rief Rohani auf, sich für den Abschuss und die anschließende Informationspolitik zu entschuldigen und zu erklären, was genau passiert sei. Damit solle den Menschen gezeigt werden, dass die Armee "nichts verheimlichen" wolle.
"Menschen wollen Vielfalt"
"Das Volk ist unser Meister, und wir sind seine Diener", betonte Rohani. "Der Diener muss den Meister mit Bescheidenheit und Ehrlichkeit ansprechen." Ein erster Schritt hin zur "nationalen Versöhnung" könnten die Parlamentswahlen im Februar sein, erklärte der Staatschef. Die Menschen wollten "Vielfalt". Rohani forderte die Wahlbehörde auf, mögliche Kandidaten bei der Wahl nicht auszuschließen.
Der Staatspräsident warnte im Streit um das Wiener Atomabkommen zugleich vor "falschen Schritten". Er reagierte damit auf das Vorgehen Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens, die eine Schlichtung zur Rettung des Deals eingeleitet haben. "Falls ihr einen falschen Schritt macht, würde der euch nur schaden, nehmt lieber den richtigen Weg", so Rohani.
dieses Unglück war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was passieren kann, wenn die Iraner eine Atombombe haben: Irrtümlicher Einsatz in einer Kriese, für den andere verantwortlich gemacht werden