Nach EuGH-Urteil: Salzburg gibt weiteren Wolf zum Abschuss frei
SALZBURG. Trotz des aktuellen Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zum Schutz von Wölfen in Österreich hat die Salzburger Landesregierung am Montag einen weiteren Wolf per Verordnung zum Abschuss freigegeben.
Das Tier kann ab 16. Juli, 0.00 Uhr, in einem Radius von zehn Kilometern um die am 5. Juli auf einer Alm bei Niedernsill (Pinzgau) erfolgten Nutztier-Risse gejagt werden. Auf der Alm in gut 2.000 Metern Höhe waren fünf Schafe tot gefunden worden, vier gelten als vermisst.
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Die für Jagd und Naturschutz zuständige Landeshauptmannstellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) hält das Vorgehen für rechtskonform. Man habe nach dem Urteil des EuGH "alle Rechtsmeinungen" eingeholt und geprüft. Svazek sprach in einer Aussendung von einem Abschuss als "letztes Mittel, wenn alle anderen Maßnahmen nicht möglich sind". Ein Herdenschutz sei im betroffenen Gebiet nicht möglich. Das Land hat dazu jüngst eine Verordnung zu sogenannten "Weideschutzgebieten" erlassen. Von rund 6.600 geprüften Flächen sei lediglich bei 434 ist eine Einzäunung der Nutztiere möglich.
Große Bedenken
Wie am Montag mehrere Medien berichteten, gibt es aber innerhalb des Amtes der Landesregierung durchaus große Bedenken. So dürfte es in der Landeslegistik Stimmen geben, wonach eine Verordnung wie die aktuelle rechtlich nicht haltbar sei. Tatsächlich bestätigte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) "verschieden Rechtsauffassungen". Man habe aber die unterschiedlichen juristischen Standpunkte abgewogen und halte am eingeschlagenen Weg fest.
Der EuGH hatte am Donnerstag geurteilt, dass das Verbot der Wolfsjagd in Österreich weiter aufrecht ist. "Eine Ausnahme von diesem Verbot zur Vermeidung wirtschaftlicher Schäden kann nur gewährt werden, wenn sich die Wolfspopulation in einem günstigen Erhaltungszustand befindet, was in Österreich nicht der Fall ist." Europarechtsexperten sind der Meinung, dass der Abschuss weiterer Wölfe zu einem Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich führen könnte.
Scharfe Kritik
Tier- und Naturschutzorganisationen haben das Vorgehen des Landes wiederholt scharf kritisiert. Sie halten ernsthaften Herdenschutz sehr wohl für möglich. Abschüsse würden das Problem der Weidetierhalter nicht lösen, weil immer wieder Tiere aus dem Ausland nachwandern würden. Zudem übertreffe der ökologische und ökonomische Nutzen der Wölfe den von ihnen an Weidetieren verursachten Schaden bei weitem - weil sie Wildbestände gesund halten und durch die Regulierung von Schalenwild auch einen naturnahen und klimafitten Wald fördern.
Kommt es in Niedernsill zur Tötung des Wolfes, wäre es das dritte erlegte Tier in Salzburg. Bereits im Juli 2023 und im Juli 2024 waren im Hochköniggebiet bzw. im Rauristal zwei Wölfe geschossen worden, denen zuvor zahlreiche Schafe und Ziegen zu Opfer gefallen sind.
Gut so!
Richtig, Jäger an die Gewehre und Waidmannsheil.