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Je elf Jahre Haft für zwei Beteiligte an Postraub

Von nachrichten.at/apa, 19. Dezember 2018, 06:22 Uhr

WIEN. Wegen Beteiligung an einem bewaffneten Raubüberfall auf ein Postamt in Wien-Ottakring, der sich am 6. Oktober 2009 zugetragen hat, sind am Dienstagabend am Landesgericht zwei Männer zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden.

Über einen 48-jährigen Armenier und einen 32 Jahre alten ehemaligen Post-Mitarbeiter wurden jeweils elf Jahre verhängt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Verhandelt war vor einem Schwurgericht worden - eine der Angestellten hatte der Raub laut Anklage derart mitgenommen, dass bei ihr schwere Dauerfolgen auftraten, die einer Körperverletzung gleichkamen. Der beigezogene Gerichtspsychiater Peter Hofmann bescheinigte der mittlerweile 53-Jährigen eine posttraumatische Belastungsstörung, die er auf das Erlebte zurückführte. Die Frau war erstmals 2008 überfallen worden. Der damalige Täter hatte im Postamt sogar in die Decke geschossen, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Gänzlich aus dem Gleichgewicht brachte sie aber der zweite Raub, wie sie nun als Zeugin dem Gericht (Vorsitz: Sonja Weis) darlegte.

Dieser Täter hätte sie und ihre Kollegen mit einer Schusswaffe bedroht und einen "tödlichen Blick" an den Tag gelegt, sagte die Zeugin: "Es war schrecklich. Ich möchte mich nicht daran erinnern." Der Unmaskierte sei einfach da gestanden und hätte auf sie gezielt: "Vielleicht hat's ihm Spaß gemacht."

Zu den Folgen des Überfalls meinte die 53-Jährige: "Ich kann seither schlecht schlafen, habe Angstzustände, Schweißausbrüche." Sie habe schließlich ihren Job bei der Post und zwei weitere berufliche Tätigkeiten aufgeben müssen: "Ich habe vorher 3.000 Euro netto verdient. Jetzt habe ich nichts als Schulden. Ich kann mir nix mehr leisten." Sie stehe in psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung: "Ich habe lange Zeit überall dieses Gesicht (gemeint: des Täters, Anm.) gesehen."

Allerdings hatte die Frau erst 2013 ihre berufliche Karriere beendet, woraus die Verteidiger den Schluss zogen, dass der Raub möglicherweise gar nicht kausal für ihren psychischen Verfall war. "Ich habe lange versucht, selbst damit klar zu kommen", hielt dem die Frau entgegen. Sie habe vier Jahre gebraucht, um zu erkennen, "dass ich es nicht in den Griff bekomme."

Weil ein Anwalt sie recht scharf befragte, stürmte die Zeugin nach ihrer Aussage noch ein Mal weinend in den Gerichtssaal und pflanzte sich vor dem betreffenden Verteidiger auf. "War das nötig?", rief sie ihm sichtlich erbost zu. "Ja", erwiderte dieser trocken. Sie wolle sich mit dem Postraub nicht mehr auseinandersetzen, konterte die 53-Jährige: "Soll ich deswegen im Urwald verschwinden?"

Den nunmehrigen Angeklagten wurde vorgeworfen, die Tat gemeinsam mit einem Mann, gegen den gesondert verhandelt wird, und einem bereits rechtskräftig abgeurteilten, damals im betroffenen Postamt beschäftigten Mitarbeiter vorbereitet zu haben, der in den Coup eingeweiht war. Bei dem Überfall hatte ein mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole bewaffneter Georgier 264.000 Euro erbeutet. Dafür fasste der Georgier zwölfeinhalb Jahre Haft aus. Der involvierte Mitarbeiter der ausgeraubten Post-Filiale kassierte zehn Jahre. Vor Antritt seiner Strafe setzte sich der Mann mit türkischen Wurzeln aber in seine Heimat ab. Seither ist er von der Bildfläche verschwunden.

Der in einer anderen Filiale beschäftigte Ex-Kollege des Flüchtigen sowie der Armenier, die gegen ihre erstinstanzliche Verurteilung Rechtsmittel einlegten, sollen die Reise des Georgiers nach Wien organisiert, den Tatort ausgekundschaftet, die Waffe und eine Sturmmaske besorgt und den unmittelbaren Täter zum Überfall chauffiert und im Anschluss wieder weggebracht haben. Sie hatten das vor Gericht bestritten. Der Armenier beteuerte, er habe mit der Sache nichts zu tun. Der 32-jährige Wiener erklärte, er sei vom verschwundenen Ex-Arbeitskollegen auf einen inszenierten Raub angesprochen worden, hätte dieses Ansinnen aber abgelehnt und nicht mitgemacht.

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3  Kommentare
3  Kommentare
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kakr (447 Kommentare)
am 19.12.2018 18:03

Zit.: Der involvierte Mitarbeiter der ausgeraubten Post-Filiale kassierte zehn Jahre. Vor Antritt seiner Strafe setzte sich der Mann mit türkischen Wurzeln aber in seine Heimat ab. Seither ist er von der Bildfläche verschwunden. Zit. Ende! Der Typ wurde wahrscheinlich, weil keine Fluchtgefahr bestand, nach der Urteilsverkündung auf freien Fuß gesetzt. Ich liebe unsere Justiz, die mit Augenmaß Recht spricht und die richtig bösen Jungs auch immer sicher hinter Gitter bringt. Bravo!

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kakr (447 Kommentare)
am 19.12.2018 18:04

Der Typ ist sicher leicht zu finden. Der liegt irgendwo in Anatolien wiehernd auf dem Boden und lacht sich krumm und deppert über die blöden österreichischen Behörden. Super gemacht!

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tourrabe (643 Kommentare)
am 19.12.2018 11:02

Manches an unserer Rechtssprechung ist schon sehr verstoerend: Es ist ja nicht so, dass ich Eigentumsdelikte verharmlosen will. Was mich irritiert, sind die Relationen. Haetten diese Gauner meinetwegen ein Kind vergewaltigt oder sonstwie geschaendet, waeren sie wahrscheinlich mit einem Bruchteil der Strafe davongekommen.
Es scheint also, dass fuer die Gerichtsbarkeit Geld hoeher zu bewerten ist als die Menschlichkeit. Der Mord an einer Kinderseele wiegt fuer diese Juristen offensichtlich weniger schwer als ein Buendel Geld.
Und das ist in der Tat sehr irritierend.
Ich habe jahrelang in Nepal gelebt und dort gilt fuer Kinderschaender der gleiche Strafrahmen wie fuer Moerder. Dass sehr viele dieser Verurteilten die Haft nicht ueberleben, dafuer sorgen schon die Mitgefangenen, welche solche Untiere nicht in ihrer Mitte haben wollen. Und das nimmt die Justiz schulterzuckend und die Bevoelkerung wohlwollend zur Kenntnis.

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